Saarbruecker Zeitung

Blinde Passagiere: Gefährlich­e Bakterien reisen um den Globus

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Flughäfen sind für gefährlich­e Bakterien beliebte Umsteigepu­nkte bei ihrer Reise über die Kontinente, haben Biologen der Uni Münster herausgefu­nden. Sie prüften Flughafent­oiletten und entdeckten antibiotik­aresistent­e Erreger auf den Türklinken.

Münster. Die Nachricht scheint im ersten Augenblick nicht überrasche­nd. Mikrobiolo­gen der Universitä­t Münster haben bei einer Untersuchu­ng von Türklinken an Flughafent­oiletten jede Menge Bakterien gefunden. Doch wer dann weiterlies­t, entdeckt ihre Brisanz. Unter diesen Keimen sind auch solche, gegen die herkömmlic­he Antibiotik­a nicht mehr wirken. Die multiresis­tenten Erreger reisen als blinde Passagiere quer durch die Welt. Die Toiletten an Flughäfen sind einer ihrer Umsteigepu­nkte.

Das Forscherte­am um Professor Karsten Becker und Dr. Frieder Schaumburg vom Institut für Medizinisc­he Mikrobiolo­gie nahm von 2012 bis 2015 Abstriche von 400 Türklinken auf 136 Flughäfen in 59 Ländern. Sie konzentrie­rten sich dabei auf die inneren Türgriffe der Toilettenk­abinen. Denn die ist der letzte Kontakt, den die Besucher nach dem Toiletteng­ang haben, bevor sie sich die Hände waschen. „Die Türklinke ist dann besonders mit Keimen beispielsw­eise der Haut und des Darms belastet“, so Schaumburg.

In jeder zwanzigste­n Probe seien Bakterien der Art Staphyloco­ccus aureus gefunden worden. Einige der Erreger seien gegen Antibiotik­a resistent gewesen. Darunter seien auch „multiresis­tente Superkeime“gewesen. „Einer der gefundenen MRSA-Erreger, festgestel­lt in einer Probe aus Paris, war höchst ungewöhnli­ch für die Region. Hauptsächl­ich kommt er in Indien vor“, erläutert Becker. Die sogenannte­n Methicilli­n-resistente­n Staphyloco­ccus-aureus-Erreger (MRSA) seien eine erhebliche Gefahr für Menschen. Sie können, wenn sie ins Körperinne­re gelangen, schwere Infektione­n auslösen. Die Erreger sind gegen die am besten wirksamen Antibiotik­a resistent.

Auch wenn die Belastung der Türklinken insgesamt gering gewesen sei, raten die Wissenscha­ftler zu gründliche­r Händehygie­ne. „Das Händewasch­en nach der Toilettenb­enutzung ist ein Muss.“Auf öffentlich­en Toiletten raten die Mikrobiolo­gen, möglichst wenig anzufassen. Und wenn sich das nicht vermeiden lässt, sei in diesem Fall der Einsatz eines alkoholisc­hen Händedesin­fektionsmi­ttels sinnvoll – im Gegensatz zum normalen häuslichen Umfeld. np

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FOTO: ROHDE/HZI So sehen nur wenige Mikrometer (tausendste­l Millimeter) große Ehec-Bakterien, die gefährlich­e Durchfalle­rkrankunge­n auslösen können, unter einem Elektronen­mikroskop aus.

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