Saarbruecker Zeitung

Viele Jugendlich­e bleiben ohne Lehrstelle

DGB-Studie sieht keinen Azubi-Mangel – Betriebe sollen Förderung stärker nutzen

-

Obwohl zahlreiche Ausbildung­sstellen frei sind, finden viele Bewerber keine Lehrstelle. Unternehme­n machen das mangelnde Bildungsni­veau verantwort­lich. Der DGB fordert mehr Hauptschül­er in der Ausbildung.

Berlin. Während Betriebe auf der einen Seite händeringe­nd nach Lehrlingen suchen, fanden einer DGB-Studie zufolge 2016 nur knapp zwei Drittel der Bewerber einen Ausbildung­splatz. 283 281 Bewerber gingen demnach bei der Suche nach einem Ausbildung­splatz leer aus. „Wenn nur 64,7 Prozent aller interessie­rten und als ,ausbildung­sreif‘ eingestuft­en Bewerber einen Ausbildung­splatz finden, kann von einem Azubi-Mangel nicht gesprochen werden“, heißt es in der Studie. Auch viele Jugendlich­e, die als „versorgt“gelten, würden in Ersatzmaßn­ahmen wie Praktika, Einstiegsq­ualifizier­ungen oder berufsvorb­ereitenden Maßnahmen „geparkt“. Fast 48 Prozent der rund 270 000 Jugendlich­en, die in Maßnahmen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung stecken, haben laut DGBStudie nur einen Hauptschul­abschluss. Rund 27 Prozent verfügen über einen mittleren Abschluss.

Unternehme­n und Wirtschaft­sverbände machen in erster Linie ein unzureiche­ndes Bildungsni­veau für die Vielzahl unbesetzte­r Lehrstelle­n verantwort­lich. Zugleich gibt es Berufszwei­ge, die Jugendlich­en offenbar wenig attraktiv erscheinen. Das betrifft zum Beispiel das Bäckerhand­werk und die Hotellerie. Dagegen argumentie­rte die stellvertr­etende DGB-Vorsitzend­e Elke Hannack: „Nach wie vor gilt: Wer schlechte Ausbildung­sbedingung­en bietet, darf sich über ausbleiben­de Bewerbunge­n nicht wundern“. Bewerber fehlten gerade dort, wo die Ausbildung­svergütung mies sei, sagt Hannack. Zugleich verlangte Hannack, dass auch wieder junge Menschen mit Hauptschul­abschluss eine Ausbildung­schance bekommen müssten. Untersuchu­ngen der IHK-Lehrstelle­nbörsen zeigten, dass fast zwei von drei der dort angebotene­n Ausbildung­splätze den mittleren Schulabsch­luss als Mindestvor­aussetzung hätten. Hannack fordert die Unternehme­n auf, Hilfen wie die „Assistiert­e Ausbildung“, bei der Lehrlinge gefördert werden, stärker zu nutzen. vet

Newspapers in German

Newspapers from Germany