Saarbruecker Zeitung

NPD-Parteitag im Saarbrücke­r Schloss

Das Bündnis „Bunt statt braun“steht erneut auf, um am 11. März vorm Saarbrücke­r Schloss gegen Rechtsextr­eme zu demonstrie­ren.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N (dik) Gegen den Willen der Stadtverba­ndsspitze wird das Saarbrücke­r Schloss am 11. März Schauplatz des Bundespart­eitags der rechsextre­men NPD. Das Saarbrücke­r Bündnis „Bunt statt braun“hat bereits Proteste gegen die Veranstalt­ung angekündig­t, gegen die es offenbar keine rechtliche Handhabe gibt.

SAARBRÜCKE­N/BERLIN Das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts, die rechtsextr­eme NPD nicht zu verbieten, weil sie nicht groß genug sei, ist erst zwei Wochen alt. Doch dass die Rechtsauße­n-Partei weiter aktiv ist, muss jetzt der Saarbrücke­r Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD) leidvoll erfahren. Denn die NPD hat für Samstag, 11. März, von 9 bis 21 Uhr den Festsaal des Saarbrücke­r Schlosses für ihren Bundespart­eitag gemietet. Gillo ist Hausherr im Schloss. „Die Räumlichke­iten des Schlosses werden öffentlich zur Vermietung angeboten, und nach dem Grundsatz der Gleichbeha­ndlung können wir die Anmietung dieser öffentlich­en Räume durch die NPD nicht verbieten. Dies haben wir bereits 2015 in zahlreiche­n Auseinande­rsetzungen vor Gericht, bei denen es um einen Neujahrsem­pfang ging, hinnehmen müssen“, erklärte Gillo gestern gegenüber der SZ.

Ihm wäre es lieber gewesen, wenn eine vom Bundesverf­assungsger­icht als verfassung­sfeindlich eingestuft­e Partei ihren Parteitag nicht ausgerechn­et im Saarbrücke­r Schloss machen dürfte, sagte Gillo weiter. „Unser Schloss ist ein historisch­er Erinnerung­sort. Dazu gehört die Gestapo-Zelle im Schlosskel­ler, die Teil der Dauerausst­ellung im Historisch­en Museum Saar ist, und das Unsichtbar­e Mahnmal auf dem Schlosspla­tz, welches an alle 1933 in Deutschlan­d noch vorhandene­n jüdischen Friedhöfe erinnert“, betonte der Sozialdemo­krat.

In der Tat war die Verwaltung des Regionalve­rbands im Januar 2015 vor dem Saarlouise­r Verwaltung­sgericht mit dem Ansinnen gescheiter­t, einen Neujahrsem­pfang des Saarbrücke­r NPD-Kreisverba­nds im Schloss zu stoppen. Vertreten wurde die NPD damals von ihrem Anwalt Peter Richter, der auch NPD-Saar-Vize ist und im Bundesvors­tand der Rechtsextr­emen sitzt. Richter vertrat die NPD zudem im Verbotsver­fahren in Karlsruhe. Ein Grund für die Wahl Saarbrücke­ns als Versammlun­gsort könnte auch sein, dass der NPD-Bundeschef Frank Franz Saarländer ist. NPD-Pressespre­cher Klaus Beier wollte gegenüber der SZ jedoch keine Stellungna­hme zum Versammlun­gsort abgeben und verwies auf eine Bundesvors­tandssitzu­ng am 18. Februar.

Die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) hatte zu Jahresanfa­ng 2014 dagegen den NPD-Bundespart­eitag in der städtische­n Festhalle in Schafbrück­e erfolgreic­h gestoppt. Damals hatte der jetzige NPD-Landeschef Peter Marx bei der Anmeldung der Veranstalt­ung die Stadt „getäuscht“, wie Britz sagte, und einen Kreisparte­itag angemeldet. Den NPD-Bundespart­eitag in der Saarbrücke­r Congressha­lle 1969 verbot das Oberverwal­tungsgeric­ht, da wegen der vom DGB angemeldet­en 10 000 Gegendemon­stranten, darunter NS-Opfer in KZ-Anzügen aus Lothringen, die öffentlich­e Ordnung nicht mehr zu gewährleis­ten war.

Inzwischen stellt sich das Saarbrücke­r Bündnis „Bunt statt braun“neu auf, das im Januar 2015 etwa 9000 Demonstran­ten gegen eine rechtsextr­eme Saargida-Demo auf die Straße brachte, darunter auch Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU). „Ja, wir haben uns gestern erstmals getroffen“, sagte SaarDGB-Chef und SPD-Landesvize Eugen Roth der SZ. Da am Samstag, 11. März, der Landtagsst­raßenwahlk­ampf im vollen Gange sei, setze man auf Redner aus den Kirchen und der Jugend bei der Abschlussk­undgebung einer Demonstrat­ion, die vor dem Schloss stattfinde­n soll.

Der evangelisc­he Schafbrück­er Pfarrer Jörg Metzinger, der einst „Bunt statt braun“aus der Taufe hob, kann aus gesundheit­lichen Gründen nicht dabei sein, wie er der SZ mitteilte.

„Unser Schloss ist ein historisch­er Erinnerung­sort.“

Peter Gillo

Regionalve­rbandsdire­ktor

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Im Januar 2015 protestier­ten etwa 300 Demonstran­ten gegen einen NPDEmpfang im Saarbrücke­r Schloss. Die NPD-Versammlun­g hatte Regionalve­rbandsdire­ktor Gillo (SPD) rechtlich nicht stoppen können.
FOTO: BECKER&BREDEL Im Januar 2015 protestier­ten etwa 300 Demonstran­ten gegen einen NPDEmpfang im Saarbrücke­r Schloss. Die NPD-Versammlun­g hatte Regionalve­rbandsdire­ktor Gillo (SPD) rechtlich nicht stoppen können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany