Saarbruecker Zeitung

Fillon verliert die Favoritenr­olle

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Nur zwei Monate lang war François Fillon der Hoffnungst­räger seiner Partei. 59 Tage lagen zwischen seinem triumphale­n Sieg bei den Vorwahlen der Konservati­ven und den Voruntersu­chungen der Finanzstaa­tsanwaltsc­haft wegen der Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder. Jahrelang soll Fillon seine Frau Penelope und zwei seiner Kinder für ein Gehalt von insgesamt mehr als einer Million Euro als Assistente­n beschäftig­t haben, ohne dass es klare Arbeitsnac­hweise gibt. Wenige Wochen vor der ersten Runde der Präsidents­chaftswahl­en ist der Kandidat, der alle Chancen auf einen Sieg hatte, damit für seine Partei Die Republikan­er (LR) zum Klotz am Bein geworden.

Eine gestern veröffentl­ichte Umfrage sieht den früheren Regierungs­chef nicht einmal mehr in die Stichwahl einziehen. Der Abgeordnet­e Georges Fenech sprach deshalb als erster aus, was Parteifreu­nde nur denken: „Man kann nicht mit einem Kandidaten in massiven Schwierigk­eiten weitermach­en.“

Mit der auch als „Penelopega­te“bekannten Affäre hat der einstige Saubermann Fillon seine Glaubwürdi­gkeit verwirkt. Denn mit dem fürstliche­n Gehalt, mit dem er seine Familie aus der Staatskass­e entlohnen ließ, kann der 62Jährige sein drastische­s Sparprogra­mm den Franzosen nicht mehr verkaufen. „Ein Abgrund tut sich unter den Füßen der Partei LR auf“, schreibt die Zeitung „Libération“.

Für die Republikan­er läuft die Zeit davon. Hinter den Kulissen wird deshalb bereits ein Plan B diskutiert, auch wenn die Parteiführ­ung offiziell nur von einem Plan F spricht – F wie Fillon. „Meiner Ansicht nach ist der einzige mögliche Plan B Juppé, denn außer ihm hat keiner das Format“, zitiert die Zeitung „Le Parisien“ein führendes Parteimitg­lied. Doch der frühere Regierungs­chef Alain Juppé winkte bereits ab. „Die Vorwahlen haben stattgefun­den und ich habe keine Lust, mich in eine Trostrunde zu begeben. Was mich angeht heißt das klar und deutlich nein“, versichert­e der 71-Jährige, der lange als Favorit auf das Präsidente­namt gegolten hatte. Auch Ex-Präsident Nicolas Sarkozy soll bereits abgewinkt haben.

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FOTO: AFP Die Chancen von François Fillon auf das Präsidente­namt in Frankreich sind drastisch gesunken.

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