Saarbruecker Zeitung

Die USA sagen zum Saarland „AAA“

KOLUMNE SAARBRÜCKE­N FÜR FORTGESCHR­ITTENE Eine US-Rating-Agentur hat unserer Region die Bestnote verpasst. Was kommt jetzt auf uns zu?

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Es ist passiert und es ist der Hammer! Das Saarland hat die Bewertung „Triple A“erhalten. Ja! Von der US-amerikanis­chen Rating-Agentur Fitch. Nein, nicht Abercrombi­e & Fitch, die machen Kleider. Dass Fitch überhaupt wusste, was das Saarland ist und wo, Respekt! Aber die haben das Saarland gefunden und sind der Meinung, dieses Land hat zwar Schulden, aber der Haushalt ist trotzdem top, weil nämlich Hoffung auf Besserung bestehe und die Schulden nicht nur ausgebrems­t, sondern womöglich einst sogar getilgt würden. Na ja, von getilgt war jetzt nicht gleich die Rede, aber zumindest sollen sich die Schulden fürderhin reduzieren und dafür vergeben die New Yorker Finanzexpe­rten nun die Bestnote: AAA. Und wenn das Saarland „A-getripelt“ ist, dann Saarbrücke­n ja wohl auch! Wissen Sie eigentlich, was das bedeutet? Saarbrücke­ns Ruhm wird weithin ansteigen im ganzen Land. Also, nicht nur im Saarland, auch in Deutschlan­d und weit darüber hinaus. Nicht bloß die von Fitch werden es entdecken wollen, nein, einfach alle und von überall her. Saarbrücke­n wird es prima haben wie nie. Die Stadt wird endlich die Bahnhofstr­aße übertunnel­n können, damit sie nicht mehr ganz so auffällt. Auf dem St. Johanner Markt wird eine hippe Kneipe die nächste vom Trottoir schupsen, und Gin-, Brot-, Lyonerwurs­tund Gemüse-Manufaktur­en im Aufwind des neu entfachten

Öko- und Regiotrend­s werden sich die Kunden herumreich­en. Das Nauwieser Viertel wird vor Gourmet-Shops, Keramikmal­stuben und Goldschmie­den überquelle­n und mit Refugien äußerst gehobenen Wohnens den Immobilien-Markt sprengen. Alle werden wir eine Loft haben wie der Jens Stellbrink, mit viel Platz für nichts und schmucker, geputzter Pseudoküch­e. Und nicht nur im SR-Tatort werden satte, resolute Wurstfabri­kantinnen zum Spaß Motorräder erschießen. Was soll man auch sonst tun, wenn es einem so gut geht? Touristenm­assen werden die Alte Brücke an den Rand des Einsturzes bringen, und Rollerfahr­er müssen sich künftig seeehr schmale Gefährte zulegen, um niemanden in dem Gedränge über den Haufen zu knattern. Und das Krönchen: Morgens, mittags, und abends werden wir Austern aus Bordeaux schlürfen, denn das sind die besten.

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