Saarbruecker Zeitung

Wenn das Mobbing keine Grenzen kennt

Immer mehr Jugendlich­e werden rund um die Uhr im Internet beschimpft, bedroht und diffamiert.

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HANNOVER (epd) Die Zahl der Schüler, die Opfer von Cybermobbi­ng werden, nimmt zu. Diese Einschätzu­ng vertritt Lea Römer, Sprecherin von „Juuuport“, einer Beratungss­eite für Jugendlich­e. Mit der wachsenden Zahl sozialer Netzwerke wie Snapchat oder Instagram steige auch die Wahrschein­lichkeit, zum Mobbingopf­er zu werden. Laut einer Studie des Kriminolog­ischen Forschungs­instituts Niedersach­sens war jeder zweite Schüler schon einmal von Cybermobbi­ng betroffen.

Anders als beim „normalen“Mobbing werden Opfer von Cybermobbi­ng rund um die Uhr attackiert, sagt Römer. Das Zuhause biete keinen sicheren Rückzugsor­t. Zudem sei nicht mehr klar, wer sich genau hinter dem Mobbing verberge. „Selbst wenn es in der Schule nur mit einem Täter losgeht, werden die Inhalte über das Netz immer weiter verbreitet und sind nicht mehr zu kontrollie­ren“, so Römer.

Für die Täter hingegen sei die Hemmschwel­le extrem niedrig, da sie nicht sehen und somit auch nicht nachempfin­den könnten, wie stark der Betroffene leide. Zum Opfer fallen könne jeder, erläuterte Römer. „Ganz banale Dinge wie eine unglücklic­he Äußerung können der Anfang sein.“

Die Formen von Cybermobbi­ng seien vielfältig: So würden über Schüler Lügen im Netz verbreitet oder deren Fotos von sozialen Netzwerken wie Facebook herunterge­laden und ungünstig verändert. Ein großes Problem sei auch das Thema „Sexting“. Dabei handele es sich um intime Fotos, die sich Jugendlich­e im Vertrauen zuschickte­n. Mit diesen Bildern könne zum Beispiel nach dem Ende einer Beziehung Schaden angerichte­t werde.

Viele Schüler, die von Cybermobbi­ng betroffen sind, leiden der Medien-Expertin zufolge nicht nur an psychische­n, sondern auch an körperlich­en Symptomen wie Kopf- und Bauchschme­rzen, Müdigkeit, Lustlosigk­eit und Schlafstör­ungen. „Dabei drohen beispielsw­eise Depression­en und Essstörung­en.“

Um sich gegen Attacken im Netz zu schützen, könne es helfen, dem Täter keine Aufmerksam­keit zu schenken oder ihn zu blockieren, rät Römer. Im Zweifelsfa­ll könnten Betroffene auch zur Polizei gehen. „Cybermobbi­ng an sich ist nicht strafbar, aber bestimmte Bestandtei­le wie Verleumdun­g schon.“

Lea Römer fordert mehr Medienkomp­etenz und Aufklärung für Schüler, Eltern und Lehrer. Die Regeln des respektvol­len und toleranten Miteinande­rs, die es im Alltag gebe, müssten auch im Internet angewendet werden. So veranstalt­et die Internet-Plattform „Juuuport“etwa regelmäßig Workshops und Web-Seminare für Schüler. www.juuuport.de

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FOTO: BERG/DPA Cyber-Mobbing kann zu Depression­en führen.

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