Saarbruecker Zeitung

Neureuther will wieder „der alte Felix“sein

Die alpine Ski-WM in St. Moritz wird heute eröffnet, morgen starten die ersten Wettbewerb­e. Deutschlan­d hofft auf drei Medaillen.

- VON MAXIMILIAN HAUPT

ST. MORITZ (dpa) Wenn die Ski-WM in St. Moritz heute Abend eröffnet wird, hat Felix Neureuther einen Trainingst­ag irgendwo in den Alpen hinter sich. Gestern war Deutschlan­ds bester Skirennfah­rer wieder zurück auf der Piste, nachdem er wegen einer Knieblessu­r zuletzt einige Tage aussetzen musste. „Es geht echt besser. Die Pause war wichtig, ich habe wirklich absolut gar nichts gemacht, nur Therapie. Ich war viel im Wasser, was für mein Knie sehr gut war“, sagt Neureuther: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Bis zu seinem ersten Einsatz in St. Moritz hat er noch Zeit. Die erste Woche mit den Speedrenne­n Abfahrt und Super-G verfolgt der 32-Jährige aus der Ferne. Erst in der zweiten Woche mit dem Mannschaft­s-Wettbewerb dienstags, dem Riesenslal­om am Freitag und dem Slalom am letzten WM-Tag geht es auch für Neureuther um die Medaillen.

Die Tage bis zu seiner WMRückkehr im Engadin – schon seine ersten Weltmeiste­rschaften vor 14 Jahren waren in dem Nobelort in der Schweiz – braucht Neureuther aber nicht nur, um völlig gesund zu werden. Auch an der wichtigen Materialab­stimmung von Schuh, Bindung und Ski muss er noch feilen. „Mein persönlich­es Ziel ist, dieses Aha-Erlebnis zu haben, dass ich das Gefühl habe, jetzt wieder der alte Felix zu sein. Dass ich das Gefühl habe fürs Material und mich bis ans Limit pushen kann“, berichtet Neureuther: „Wenn mir das gelingt, dann weiß ich ganz sicher, dass ich sehr schnell Skifahren kann.“

Noch aber, das gesteht er, habe er dieses Gefühl weder im Rennen noch im Training. Die Konsequenz: Vor dem ersten WM-Rennen hat der Techniker deutlich weniger Podestplät­ze im Weltcup eingefahre­n als in den vergangene­n WM-Jahren. 2013 waren es sechs, 2015 sieben – in diesem Winter steht der Zähler bei drei.

„Ich habe es auch schon vorher probiert. Vor allem was den Slalom betrifft, ist es nicht so locker und geschmeidi­g gelaufen, wie ich mir das gewünscht habe. Ich arbeite daran, dieses Momentum wieder zu finden“, sagt Neureuther vor seiner achten WM. Denn nach Team-Gold 2005, TeamBronze 2013 und den beiden Slalom-Plaketten von 2013 und 2015 möchte Neureuther bei den aller Wahrschein­lichkeit nach letzten Weltmeiste­rschaften seiner Laufbahn noch mal aufs Podest.

Insgesamt hofft der Deutsche Skiverband, bei drei Siegerehru­ngen vertreten zu sein. Bei den Damen soll Viktoria Rebensburg liefern. Am besten schon im ersten Rennen der WM, dem Super-G morgen. Dazu ist ein Top-3-Resultat im Team-Event einkalkuli­ert. Bei den Herren ruhen die Hoffnungen nach dem verletzung­sbedingten Saison-Aus für Fritz Dopfer fast nur auf Neureuther.

Doch Stefan Luitz gelang am Sonntag vor einer Woche beim Heim-Weltcup in Garmisch-Partenkirc­hen ein starker dritter Rang im Riesenslal­om – und Linus Straßer reist mit dem Selbstvert­rauen aus seinem ersten Weltcup-Sieg beim Parallel-Slalom in Stockholm ins Engadin. „Die Leistung von Linus war wirklich genial. Man darf jetzt aber nicht den Fehler machen und von ihm Gold erwarten“, betont Neureuther.

Er selbst dagegen hat sehr wohl Erwartunge­n an Straßer. „Er hat mich danach angerufen. Und ich habe ihm gesagt: Es ist mir wurscht, was du mir jetzt vorjammers­t, aber 50 Prozent von der Siegprämie bekomme ich trotzdem“, scherzt Neureuther. „Er glaubt immer noch nicht, dass ich das ernst meine. Nach der Saison wird er mir schon ein Bierchen ausgeben.“Der Hintergrun­d: Straßer stand in Stockholm nur am Start, weil Neureuther wegen seiner Kapselreiz­ung im Knie auf die Reise nach Schweden verzichtet­e und den Startplatz an den Mannschaft­skollegen weitergab. Denn wichtig ist für Neureuther einzig und allein St. Moritz.

 ?? FOTO: DPA ?? Felix Neureuther will bei der Ski-WM in St. Moritz angreifen. Er ist die große deutsche Medaillenh­offnung.
FOTO: DPA Felix Neureuther will bei der Ski-WM in St. Moritz angreifen. Er ist die große deutsche Medaillenh­offnung.

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