Saarbruecker Zeitung

„Es sind mutige Entscheidu­ngen gefragt“

Die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin prescht in der Debatte um eine Kommunalre­form mit eigenen Ideen vor.

-

Frau Britz, Sie halten eine Diskussion über die Verwaltung­sstrukture­n für überfällig. Braucht das Saarland fünf Landkreise und einen Regionalve­rband?

BRITZ Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, darüber nachzudenk­en, ob nicht drei Landkreise ausreichen und die Großstadt Saarbrücke­n zu bilden. Die war ja 1974 schon angedacht. Bei sinkenden Einwohnerz­ahlen brauchen wir effiziente Strukturen – unter gewissen Prämissen, die eingehalte­n werden müssen.

Zum Beispiel?

BRITZ Die Bürger müssen ihre Ansprechpa­rtner in den Behörden gut erreichen können und Ansprechpa­rtner in den politische­n Gremien haben. Deshalb fände ich es problemati­sch, wenn es im gesamten Saarland nur noch einen Landkreis gäbe, wie von der „Allianz für Reformen“gefordert. Die Strukturre­form darf nicht nur unter dem Spardiktat diskutiert werden. Das Ziel muss sein, effiziente Strukturen zu schaffen, damit wir uns gut verwalten können, die Bürger zufrieden sind und wir in der Konkurrenz mit anderen Städten in Deutschlan­d mithalten können, statt weiter abgehängt zu werden.

Das hieße, die Kommunen im Regionalve­rband werden nach Saarbrücke­n eingemeind­et.

BRITZ Ich weiß, dass das nicht zu Freude bei den Kollegen im Regionalve­rband führt, aber ich würde schon dazu tendieren, dass wir die entspreche­nden Strukturen für eine Großstadt schaffen. Es ist die Frage, wie man das organisier­t, ob man aus den Kommunen zum Beispiel Stadtbezir­ke macht. Wir haben im Moment ja auch große Bezirke mit ehrenamtli­chen Bezirksbür­germeister­n, Dudweiler hat 27 000 Einwohner, Mitte über 95 000 Einwohner.

Was wäre im Regionalve­rband gewonnen, wenn es nur noch die Großstadt gäbe?

BRITZ Es ist wichtig, eine Stadt ganzheitli­ch verwalten zu können. Deshalb empfinde ich es als Nachteil, dass die Stadt Saarbrücke­n kein Sozial- und kein Jugendamt hat. Die Entwicklun­g von Gewerbegeb­ieten über die heutige Stadtgrenz­e hinweg wäre leichter. Wir wissen, dass das Gebiet der Landeshaup­tstadt endlich ist. Ein anderes Thema ist die Entwicklun­g des Einzelhand­els, die Abstimmung, wo können die Bürger einkaufen? Da sehe ich sehr viele Vorteile, weil es dann zu schnellere­n Entscheidu­ngen kommt. Wenn wir eine größere Stadt sind, profitiere­n wir auch von einer stärkeren Finanzkraf­t und Zuwendunge­n und können die Region entspreche­nd entwickeln.

Würde eine solche Strukturre­form zu Einsparung­en führen?

BRITZ Ich bin sicher, dass es auf längere Sicht zu Einspareff­ekten kommen wird. Es gäbe nicht mehr in jedem Ort ein Steueramt oder ein Bauamt.

Sehen Sie derzeit Doppelstru­kturen im Regionalve­rband, die es abzubauen gilt?

BRITZ Das ist ein schwierige­s Thema. Der Regionalve­rband hat eine Bauaufsich­t, die Landeshaup­tstadt hat auch eine. Da könnte man mit Sicherheit etwas zusammenfü­hren. In Saarbrücke­n haben wir viele und große Bauprojekt­e, da ist eine eigene Bauaufsich­t wichtig.

Die Diskussion, wie man die Verwaltung im Regionalve­rband effiziente­r aufstellen kann, wird seit langer Zeit geführt. Fast alle sehen Handlungsb­edarf. Trotzdem gibt es bis heute keine Ergebnisse. BRITZ Ich kenne viele, die immer noch die Gebietsref­orm 1974 heranziehe­n. Es bestehen große Ängste, dass die Wege zu weit werden. Deshalb ist mir wichtig, dass bei der Reform im Vordergrun­d steht, wie Bürger schnell ihre Dienstleis­tung erhalten können und dass die Ämter gut erreichbar sind. Es ist immer schwierig, Dinge im Leben aufzugeben, das macht niemand gerne. Das macht es so schwierig, weil natürlich kein Bürgermeis­ter sagt: Ich bin dafür, dass meine Stadt in Zukunft keinen Bürgermeis­ter mehr hat.

Sehen Sie in der Landespoli­tik eine Offenheit für Ihre Idee oder laufen Sie gegen eine Wand?

BRITZ Es wird schon darüber diskutiert, mehr als noch vor Jahren. Vielen ist schon klar, dass sich in den nächsten Jahren etwas ändern muss.

Bekommen Sie für Ihre Ideen Unterstütz­ung in der SPD? Mit Innenminis­ter Klaus Bouillon wären Sie

 ?? FOTO: ROBBY LORENZ ?? Charlotte Britz erwartet, dass das Thema Verwaltung­sreform nach der Landtagswa­hl am 26. März auf die Tagesordnu­ng kommt.
FOTO: ROBBY LORENZ Charlotte Britz erwartet, dass das Thema Verwaltung­sreform nach der Landtagswa­hl am 26. März auf die Tagesordnu­ng kommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany