Saarbruecker Zeitung

Autoregion sorgt sich um Ford

Brexit könnte saarländis­ches Werk treffen. Auch Hambach wäre mit dem Smart betroffen.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

SAARBRÜCKE­N Armin Gehl, Geschäftsf­ührer des Firmen-Netzwerks Autoregion, erwartet durch den bevorstehe­nden Brexit erhebliche Probleme für die Hersteller der Großregion. „Vor dem Brexit müssen wir Angst haben“, sagte er gestern in Saarbrücke­n. Vor allem das Ford-Werk in Saarlouis sei von einem Austritt Großbritan­niens aus der Euro-Zone betroffen. „In Saarlouis werden 270 000 Ford Focus produziert, davon 110 000 mit Rechtslenk­er“– also für den britischen Markt, sagte Gehl. Und auch bei Smart in Hambach werde der Brexit zu einem Rückgang führen. Dort würden aktuell zehn Prozent der Autos für Großbritan­nien produziert. Insgesamt habe der Export aus Deutschlan­d auf die Insel im vergangene­n Jahr 700 000 Fahrzeuge betragen.

Auch Ford sehe die Brexit-Pläne grundsätzl­ich kritisch, sagte FordSprech­erin Ute Mundolf. Allerdings warte das Unternehme­n erst einmal die weitere Entwicklun­g ab. Der nach der Brexit-Abstimmung erwartete Einbruch sei auch nicht so schlimm ausgefalle­n, insofern sei es schwierig, Prognosen abzugeben. Außerdem sei Großbritan­nien nicht das einzige Land mit Rechtslenk­ung, insofern müsse man auch die Zahlen mit Vorbehalt behandeln.

Die Autoregion, die vor fast genau zwei Jahren mit 15 Mitglieder­n an den Start gegangen ist, zog gestern Bilanz. Mit mittlerwei­le 95 Mitglieder­n habe sich das Netz gut entwickelt. Als ein von der Politik unabhängig­er Zusammensc­hluss von in der Autoindust­rie tätigen Firmen oder mit der Branche verbundene­n Institutio­nen biete die Autoregion die Möglichkei­t, Unternehme­n untereinan­der zu vernetzen, Forschung und Entwicklun­g zu bündeln und Kooperatio­nen mit der Forschung auf den Weg zu bringen. Gehl nannte dafür unter anderem Veranstalt­ungen zu Industrie 4.0, Robotik und der Mobilität der Zukunft.

Bei der Mobilität der Zukunft sieht Gehl die Elektro-Autos nur als Übergangsk­onzept für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Danach werde diese Technik von der Wasserstof­f-Technologi­e abgelöst. Diese könne dann entweder

Armin Gehl

mit Brennstoff­zelle oder traditione­ll mit Motor eingesetzt werden. Dieser müsse nur in der Steuerung angepasst werden. „Für die saarländis­che Autoindust­rie ist das eine gute Nachricht, weil dann die klassische Technik des Antriebsst­rangs weiter benötigt wird“, sagt Gehl.

Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) sagte auf der Veranstalt­ung, dass künftig Verbrenner mit biobasiert­en Treibstoff­en, E-Autos und Brennstoff­zellenFahr­zeuge parallel im Einsatz sein würden: „Ich denke, dass alle drei Systeme gebraucht werden.“Keine Technik habe alleine ausreichen­d Potenzial. Für Biotreibst­offe gebe es nicht genug Anbaufläch­en, für Wasserstof­f und E-Fahrzeuge wiederum brauche es große Mengen Energie. Um aber die Technik überhaupt auf den Weg zu bringen, gelte es jetzt, die Infrastruk­tur weiter auszubauen.

Zumindest hat das Saarland seit gestern eine weitere Lademöglic­hkeit für E-Autos. Rehlinger weihte eine neue Ladestatio­n am Hotel am Triller in Saarbrücke­n ein. Gleichzeit­ig warnte Rehlinger aber auch davor, eine erfolgreic­he Technik wie den Diesel kaputtzure­den, für den im Saarland viele Teile produziert werden. „Es ist nicht sinnvoll, einen Strukturbr­uch zu forcieren“, sagt Rehlinger. „Wir müssen den Strukturwa­ndel realisiere­n.“

„Vor dem Brexit müssen wir Angst haben.“

Geschäftsf­ührer Autoregion

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Bei Ford in Saarlouis werden auch zahlreiche Autos für den britischen Markt produziert.

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