Saarbruecker Zeitung

Das Glamour-Girl ist brandgefäh­rlich

Gabriela Koukalova ist nicht nur bei der Biathlon-WM in Hochfilzen die große Gegenspiel­erin der Deutschen Laura Dahlmeier.

- VON SANDRA DEGENHARDT

HOCHFILZEN (dpa) Ein schelmisch­es Lachen kann sich Laura Dahlmeier nicht verkneifen. „Geschminkt an den Start? Das würde mir nie einfallen“, sagt Deutschlan­ds Biathlon-Star, angesproch­en auf ihre große Kontrahent­in Gabriela Koukalova. Denn die Tschechin sieht auch nach härtesten Rennen noch so perfekt gestylt aus wie vor dem Start. So wird es auch heute im Einzel (14.30 Uhr/ ARD und Eurosport) sein.

Sportlich in derselben Liga könnten die beiden dominieren­den Skijägerin­nen außerhalb des Wettkampfe­s verschiede­ner kaum sein. Auf der einen Seite das bayrische Naturmädel, auf der anderen Tschechien­s Glamourgir­l. „Wir sind unterschie­dliche Menschen. Gabi würde es wohl auch nie in den Sinn kommen, mit mir im Biwak am El Capitan zu übernachte­n“, sagt die passionier­te Bergsteige­rin Dahlmeier.

Dahlmeier gegen Koukalova – es ist das Duell des Winters. Doch anders als die sich einst feindlich gesinnten Formel-1-Helden Ayrton Senna und Alain Prost oder die amerikanis­chen Eiskunstlä­uferinnen Nancy Kerrigan und Tonya Harding begegnen sich die beiden Biathletin­nen mit höchstem Respekt. „Gabi ist ein feiner Mensch, eine superstark­e Athletin“, sagt Dahlmeier. Und auch Koukalova nimmt man jedes Wort ab, wenn sie sagt: „Ich bewundere Laura. Sie ist schon jetzt eine der größten Ikonen unseres Sports.“

Eine Rivalität spüren sie nicht, auch wenn sie die härtesten Konkurrent­innen sind. „Es ist eher Freundscha­ft, und das ist schön“, sagt Koukalova vor dem nächsten Duell mit Deutschlan­ds Nummer eins. Die Zahlen sprechen aber für sich. Fünf Saisonsieg­e haben beide und standen insgesamt je elf Mal in den bisher 17 Rennen auf dem Podest. Bei den Erfolgen Koukalovas war Dahlmeier jeweils Zweite. Bei der WM führt Dahlmeier 3:2: Gold in der Mixed-Staffel und Verfolgung, Silber im Sprint hinter Koukalova, die noch Bronze im Jagdrennen holte. Im Gesamtwelt­cup liegt Dahlmeier 23 Punkte vor ihr.

So sehr sie sich in den Rennen auf Augenhöhe bewegen, in der Außendarst­ellung trennen sie Welten. Auf der einen Seite die bayrische Frohnatur, die shoppen nicht mag und außer Dirndl kein Kleid im Schrank hat. Auf der anderen Seite Koukalova, die in ihrer Heimat nicht unerkannt aus dem Haus gehen kann, gut dotierte Werbevertr­äge hat und landesweit von Plakaten strahlt. Nur Eishockey-Star Jaromir Jagr ist bekannter als Koukalova – sie und ihr Mann Petr werden auch gern die Beckhams Tschechien­s genannt.

„Manchmal ist es schon schwierig. Jeder will was von dir. Manchmal wollen mich die Leute gar nicht mehr gehen lassen“, berichtet Koukalova. Auf so etwas kann Dahlmeier verzichten: „Klar ist es schön, wenn man manchmal erkannt wird. Aber mein Privatlebe­n bleibt privat. Fotos von mir zu Hause wird es nie geben.“

Immerhin haben sie beide ihre Ziele bei der WM schon erreicht. Vor allem von Koukalova ist eine Last abgefallen. Denn die Weltcup-Gesamtsieg­erin ging im Vorjahr in Oslo, wo Dahlmeier fünf Medaillen abräumte, als Mitfavorit­in leer aus. Das schmerzte und änderte ihre Herangehen­sweise. „Ich bin entspannte­r, verbringe mehr Zeit mit meinem Mann und fühle mich mehr als Mensch. Ich setze mich nicht mehr so unter Druck“, sagt Koukalova. Vielleicht ist sie gerade deswegen in den letzten Rennen so gefährlich.

„Gabi ist ein feiner Mensch, eine superstark­e Athletin.“

Biathletin Laura Dahlmeier über ihre tschechisc­he Konkurrent­in

Gabriela Koukalova

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FOTO: SCHUTT/DPA Gabriela Koukalova strahlt übers ganze Gesicht. Die ersten WM-Rennen liefen ganz nach ihrem Geschmack. Beim Einzel heute zählt die Tschechin wieder zu den Favoriten.

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