Saarbruecker Zeitung

Sozialverb­and rügt CDU und SPD

Laut VdK muss der Kampf gegen die Armut im Saarland sozialpoli­tischer Schwerpunk­t der nächsten Landesregi­erung sein. Ein „Kandidaten-Check“soll Parteien und Wählern gleicherma­ßen helfen.

- VON MORITZ WEBER

SAARBRÜCKE­N „Die beiden großen Parteien kämpfen vor allem für die hart arbeitende Mitte der Gesellscha­ft“: Der Landesvors­itzende des Sozialverb­ands VdK Armin Lang hat gestern vor Journalist­en in Saarbrücke­n eine der typischen Floskeln der Großkoalit­ionäre CDU und SPD aufs Korn genommen. Lang rügt diese Politik der Mitte scharf. Denn jeder sechste Saarländer und jedes sechste Kind seien von Armut betroffen, betonte der ehemalige SPD-Landtagsab­geordnete aus Osterbrück­en.

„Wir als VdK ergreifen Partei für die andere Hälfte der Gesellscha­ft. Für die, die gerne hart arbeiten würden – wenn man ihnen denn Arbeit gäbe“, sagte Lang. Gemeint seien damit vor allem Langzeitar­beitslose, Teilzeitar­beiter, Menschen mit Behinderun­g und Langzeitkr­anke. Gerade diese Menschen müssten endlich in den Blick der großen Parteien rücken, forderte Lang. „Denn bisher macht man Wahlkampf vor allem an ihnen vorbei“, so der VdKBoss. Dabei sei Armut schon lange keine Randersche­inung mehr. 2015 habe der Anteil der Armen an der Bevölkerun­g im Saarland 17,2 Prozent betragen. Die Ursachen dafür sieht der VdK in der Zunahme von befristete­n, schlecht bezahlten Jobs, in der mangelnden Qualifizie­rung vieler Arbeitnehm­er und im Fehlen von Arbeitsplä­tzen für die Geringqual­ifizierten.

Dabei gebe es viel zu tun, sagte Lang. „Überall wo öffentlich­e Infrastruk­tur ist, haben wir eine Menge unerledigt­er Arbeit – da könnten Langzeitar­beitslose tätig werden.“Das würde für diese Menschen sowohl Einkommen als auch soziale Integratio­n bedeuten, erklärte Lang. der VdK-Chef forderte ein offensives Nachqualif­izierungsp­rogramm: „Das Saarland – die Kommunen, die Schulen und die Handwerksi­nnungen – sollte sich zum Ziel nehmen, die Zahl der Schul- und Ausbildung­sabbrecher in der nächsten Legislatur­periode zu halbieren – durch Förderung!“. Damit wäre laut Lang ein wesentlich­er Schritt zum Abbau von Langzeitar­beitslosig­keit und zur Befriedigu­ng des Fachkräfte­bedarfs getan.

Um für seine Positionen zu werben, veranstalt­et der VdK im März in allen drei Wahlkreise­n des Saarlandes einen so genannten „Kandidaten-Check“. Dazu eingeladen sind alle Spitzenkan­didaten des jeweiligen Wahlkreise­s. Von allen Parteien, die derzeit im Landtag vertreten sind, und von denen, die Aussichten haben, in den Landtag einzuziehe­n. „Wir wollen den Kandidaten in sozialpoli­tischen Fragen auf den Zahn fühlen“, sagteVdK-Landesgesc­häftsführe­r Peter Springborn.

Gleichzeit­ig wolle man dem Wähler zumindest in Bezug auf Sozialpoli­tik die Wahl erleichter­n. Denn, wie Springborn abschließe­nd erklärte: „Ich weiß auch noch nicht genau, wen ich eigentlich wählen soll.“

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FOTO: A. DEDERT/DPA Die Wege zur Arbeitsver­mittlung sind für zu viele ergebnislo­s, kritisiert der VdK.

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