Die Zäune im eigenen Kopf
Neu im Kino: „Fences“von und mit Denzel Washington – Großes Schauspielerkino mit Viola Davis
August Wilson ist einer der höchst geschätzten Bühnenautoren der jüngeren amerikanischen Theatergeschichte, der bis heute nicht auf deutschen Bühnen zur Aufführung gelangt ist. Zweimal erhielt er den Pulitzer-Preis, zum ersten Mal 1986 für das Stück „Fences“, das sich Denzel Washington als Vorlage für seine dritte abendfüllende Regiearbeit aussuchte.
Der zweifache OscarPreisträger inszeniert sich dabei selbst in der Hauptrolle des Troy Maxson, der bei der Müllabfuhr in Pittsburgh arbeitet und als Schwarzer gern auch den Mülllaster fahren würde. Troy lebt in einem Reihenhaus, das er selbst mittels seiner Hände Arbeit erbaute, wie er stets gern betont.
Zusammen mit seiner Frau Rose hat er einen halbwüchsigen Sohn, Cory, dem von der High School ein Footballstipendium in Aussicht gestellt ist. Troy hält nichts davon, der Junge soll erst mit einem Job Geld ins Haus schaffen.
Sein ältester Sohn aus erster Ehe ist Musiker, was Troy nur belächelt. Freitags kommt Troy von der Arbeit, aber immer öfter verbringt er Zeit bei einer anderen Frau, weil die ihm - anders als die anderen – das Leben wieder süß erscheinen lässt. Als diese Frau schwanger wird, hält Troy zu ihr, aber als sie bei der Niederkunft stirbt, wird es einsam um Troy.
Amerikanische Adaptionen amerikanischer Bühnenstücke sind traditionsgemäß wortlastig, aber selten Wurde für ihre Rolle für den „Oscar“nominiert: Viola Davis als Ehefrau Rose Maxson. wurde einem so wie hier vor Augen geführt, wie viel kürzer ein Film sein könnte, wenn alle doppelt und dreifach gesprochenen Sätze gestrichen würden. Washington begegnet diesem Manko mit dem einzigen legitimen Gegenmittel, der expressiven Schauspielerleistung. Sein Porträt von einem, der an andere hohe Maßstäbe setzt, die Zäune im eigenen Kopf aber ignoriert, ist eine gigantische Performance, die ebenso verdient für den Oscar nominiert wurde wie es auf Viola Davis zutrifft, wenngleich die nur als Nebendarstellerin berücksichtigt ist. Das Geschehen spielt Ende der 1950er Jahre, aber fast ausschließlicher Handlungsort sind Wohnräume und Hinterhof von Troys Haus. Es braucht ein Faible für Autoren wie Tennessee Williams oder Edward Albee, um solches Schauspielerkino zu würdigen. Dann allerdings fällt der Lohn reichlich aus.
USA 2016, 139 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Denzel Washington; Drehbuch: August Wilson; Kamera: Charlotte Bruus Christensen; Musik: Marcelo Zarvos; Darsteller: Denzel Washington, Viola Davis, Stephen Henderson, Jovan Adepo, Russell Hornsby, Mykelti Williamson.