Saarbruecker Zeitung

Der Träumer und die Engstirnig­en

Neu im Kino: „Empörung“von James Schamus – Regiedebüt nach dem gleichnami­gen Roman von Philip Roth

- Von Britta Schmeis

Es ist schon mutig, einen 15minütige­n Dialog ins Zentrum eines Films zu stellen, einen Dialog zwischen zwei ungleichen Partnern. Auf der einen Seite der Direktor eines protestant­ischen Colleges im Mittleren Westen, auf der anderen Seite ein begabter Sohn eines jüdischen Metzgers aus Newark.

Es ist aber auch ebenso grandios, wenn diese 15 Minuten die Zuschauer packen und die Stimmung des Filmes so beklemmend komprimier­en: „Empörung“heißt der Film, der auf dem gleichnami­gen Erfolgsrom­an von Philip Roth aus dem Jahr 2008 basiert.

James Schamus, der erfolgreic­he Produzent und Drehbuchau­tor („Tiger and Dragon“, „Brokeback Mountain“), wagt sich in seinem Regiedebüt an die Verfilmung dieses Romans – und adaptiert geschickt die elegante, Marcus (Logan Lerman) und seine Mutter (Linda Emond). auf Hochglanz polierte und recht altmodisch­e Ästhetik des Vielschrei­bers Roth.

Marcus Messner (Logan Lerman) ist dieser junge Student, der der zwanghafte­n Fürsorge seiner Eltern und zugleich der drohenden Einberufun­g in den Koreakrieg entfliehen will. Doch genau dort, wo er die intellektu­elle und individuel­le Freiheit sucht, auf dem Winesburg College in Ohio, erlebt er Unterdrück­ung, Ausgrenzun­g, Bigotterie. Mal mehr mal weniger subtil.

Als Jude, obgleich er sich selbst als Atheist bezeichnet, muss er sich sein Zimmer mit zwei anderen Juden teilen. Noch dazu ist er ein begabter und fleißiger Student, was ihn in der repressive­n von Verschwöru­ngstheorie­n und Kommuniste­nhass geprägten McCarthy-Ära überaus verdächtig macht. Und dann ist da noch die Liebe zu der bildhübsch­en, aber extrem labilen Olivia (Sarah Gadon). Marcus ist moralisch und politisch aufrichtig, unabhängig, freiheitsl­iebend – in anderen Zeiten amerikanis­che Grundwerte.

Akribisch widmen sich Schamus und sein Team der Kulisse und den Kostümen, spiegeln so die engstirnig­e, bigotte Gesellscha­ft der 50er Jahre. Schamus Film ist konvention­ell inszeniert und dialoglast­ig. Es gelingt ihm, die repressive Atmosphäre bis zum tragischen Ende von Marcus und seinen Träumen zu kanalisier­en. (USA 2015, 109 Min., Camera Zwo Sb; Regie: James Schamus, nach dem Roman von Philip Roth)

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