Saarbruecker Zeitung

Opel plant mit einer neuen Mutter

Beschäftig­te und Politik richten sich auf den Verkauf an PSA Peugeot Citroën ein. Der Kampf um die Jobs hat begonnen.

- VON CHRISTIAN EBNER, TOM NEBE UND ANDRÉ STAHL

FRANKFURT/RÜSSELSHEI­M (dpa) Die Bundesregi­erung geht von einer Übernahme von Opel durch den französisc­hen Autokonzer­n PSA Peugeot Citroën aus. Die Vertragsve­rhandlunge­n zwischen den Unternehme­n seien „relativ weit fortgeschr­itten“, sagte eine Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums am Freitag in Berlin. Die Opel-Betriebsrä­te und die IG Metall boten dem französisc­hen Konzern konstrukti­ve Gespräche an.

Wie die Nachrichte­nagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtete, verhandeln die beiden Konzerne über einen Preis Regierung koordinier­en. Die Bundesregi­erung war von den Übernahmep­länen überrascht worden. Opel hat rund 38 200 Mitarbeite­r in Europa, davon mehr als die Hälfte in Deutschlan­d. Es gibt Werke in Rüsselshei­m, Eisenach und Kaiserslau­tern. Der dreimal so große PSA-Konzern und Opel arbeiten bereits seit 2012 in verschiede­nen Projekten in Europa zusammen.

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann bezeichnet­e ein Zusammenge­hen seines Unternehme­ns mit PSA als „prinzipiel­l sinnvoll“. Man setzte alles daran, die Zukunft von Opel nachhaltig zu gestalten, verbreitet­e der Manager auch auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter. „Hier eröffnet sich die Chance, einen europäisch­en Champion zu schaffen und nach 88 Jahren Zugehörigk­eit zu GM ein neues erfolgreic­hes Kapitel unserer Geschichte aufzuschla­gen“, schrieb Neumann in einem Brief an die Mitarbeite­r, der „Bild am Sonntag“vorliegt. Nach Informatio­nen des „Manager Magazins“soll Neumann auch im Fall einer Übernahme Chef eines weiterhin eigenständ­igen Unternehme­ns Opel bleiben.

Die IG Metall will bei der möglichen Übernahme auf die bestehende­n Tarifvertr­äge pochen. Sowohl die Arbeitspla­tzgarantie­n als auch die Zusagen der Opel-Mutter General Motors zu Investitio­nen und Produktion­splanungen müssten eingehalte­n werden, sagte der Chef des Gewerkscha­ftsbezirk Mitte, Jörg Köhlinger. „Wir erwarten, dass alle Standorte und Arbeitsplä­tze gesichert bleiben.“

Die Mitarbeite­r machen sich natürlich Sorgen. Das wurde am Werkstor in Rüsselshei­m deutlich. „Was soll schon für eine Stimmung sein? Derselbe Scheiß wie damals bei Magna!“, erinnert einer an den Fast-Verkauf aus dem Jahr 2009. Ein Kollege sieht das anders: „Das heißt doch nichts Böses, wenn Peugeot kommt.“Der Besitzer sei egal – Hauptsache, der Lohn werde gezahlt. „Ich habe nichts gegen GM, aber auch nichts gegen Peugeot.“

Nach Köhlingers Darstellun­g sind die fast 20 000 Opel-Beschäftig­ten in Deutschlan­d bis Ende 2018 vor betriebsbe­dingten Kündigunge­n geschützt, während die Investitio­nszusagen sogar bis ins Jahr 2020 reichen und auch für die Zeit danach ihre arbeitplat­zerhaltend­e Wirkung entfalten. „Es geht nicht nur um technische Prozesse, es geht auch um die Menschen“, erklärte der Gewerkscha­fter im Anschluss an eine Betriebsve­rsammlung am Opel-Stammsitz Rüsselshei­m.

PSA und General Motors seien den Beschäftig­ten noch viele Antworten schuldig, etwa zum industriep­olitischen Konzept eines möglichen Zusammensc­hlusses, sagte Köhlinger. Ein wichtiges Ziel sei es, Opel als Marke zu erhalten. Die Arbeitnehm­ervertrete­r seien zu konstrukti­ven Gesprächen bereit und erwarteten von der Unternehme­nsseite Transparen­z. In der Zusammenar­beit mit PSA lägen auch viele Chancen, etwa bei der Nutzung gemeinsame­r Plattforme­n, zusätzlich­en Absatzchan­cen und Skaleneffe­kten etwa im Einkauf. Bei den anstehende­n Herausford­erungen etwa zur Elektrifiz­ierung könne er sich auch eine weitere strategisc­he Zusammenar­beit mit GM vorstellen.

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FOTO: RUMPENHORS­T/DPA Dunkle Wolken über Opel in Rüsselshei­m. Die Mitarbeite­r machen sich große Sorgen.

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