Saarbruecker Zeitung

Machen Kitas bald später auf und früher zu?

Der städtische Personalra­t beklagt einen Personalma­ngel bei der Kinderbetr­euung und spricht davon, Öffnungsze­iten einzuschrä­nken.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

SAARBRÜCKE­N Die Landeshaup­tstadt will familienfr­eundlich sein. Dazu gehört auch, dass Familie und Beruf vereinbar sind. Dazu wiederum braucht es Kindertage­sstätten, die dann offen sind, wenn Mütter und Väter arbeiten müssen. Dass „Stimmen aus den Medien laut“werden, die „Forderung nach verlängert­en und erweiterte­n Öffnungsze­iten berechtigt“erscheinen lassen, beunruhigt allerdings den Personalra­t der Stadtverwa­ltung.

„Eigentlich“, schreibt er in seinem internen Rundbrief an die städtische­n Mitarbeite­r, müssten „erst mal die Öffnungsze­iten reduziert werden, um Einrichtun­gen überhaupt weiter im Betrieb zu halten“. Denn die Personalsi­tuation sei „nach wie vor äußerst angespannt“. Und nach der „Vereinbark­eit von Beruf und Familie“der Kolleginne­n und Kollegen in den Kitas frage offenbar niemand.

Bereits vor einem Jahr schlug der Personalra­t Alarm. Damals mussten Kitas zeitweise geschlosse­n und Notgruppen gebildet werden, weil die Personalde­cke so dünn war, dass Krankheits­fälle dafür sorgten, dass an einigen Stellen nichts mehr ging. Man arbeite daran, weiteres Personal einzustell­en, versichert­e der zuständige Dezernent Thomas Brück (Grüne) im März 2016.

Am Freitag räumte Stadtpress­esprecher Thomas Blug auf Anfrage ein, dass der „Fachkräfte­mangel an Erzieherin­nen“weiter „deutlich spürbar“ist. Man versuche aber „auf verschiede­nen Wegen, Fachperson­al anzusprech­en und die bestehende­n Kindertage­seinrichtu­ngen stets ausreichen­d zu personalis­ieren“. Am Montag gibt es wieder Vorstellun­gsgespräch­e. „Eine Stabilisie­rung der Einrichtun­gen“sei durch „20 zusätzlich geschaffen­e unbefriste­te Springerst­ellen in Vollzeit“erreicht worden. So „konnte eine Unterperso­nalisierun­g weitestgeh­end vermieden werden“.

Dennoch: Die Stadt kämpfe mit „wiederkehr­enden Personalau­sfällen, wobei sich die dadurch entstanden­en Lücken immer schwierige­r schließen lassen“, sagt Blug. Die „größte Herausford­erung“bestehe „mitunter darin, die unvorherge­sehene Ausweitung der Bedarfe in ausreichen­dem Maße zu decken“. Zum einen brauche die Stadt aber eine gewisse „Vorlaufzei­t“, um auf einen größeren Bedarf an Kitaplätze­n zu reagieren. Auf der anderen Seite kommen zu den Bewerberge­sprächen nicht mal alle, die sich beworben haben – wohl weil sie bereits andernorts eine Stelle angetreten haben. Was wiederum daran liege, dass andere Kitaträger besser bezahlen und von Anfang an einen unbefriste­ten Vertrag bieten.

„Die erhöhte Belastung“der Mitarbeite­r nehme die Stadt „als Arbeitgebe­rin wahr“, sagt Blug. Man arbeite an Verbesseru­ngen. „Aktuell“werde aber unter anderem wegen der berufstäti­gen Eltern, die auf die Betreuungs­angebote angewiesen sind, „von einer dauerhafte­n Reduzierun­g der Öffnungsze­iten in den Kindertage­seinrichtu­ngen abgesehen“.

„Lücken lassen sich immer schwierige­r

schließen.“

Thomas Blug

Stadtpress­esprecher

 ?? FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA ?? Wenn die Kleinen kommen, muss auch genug Personal da sein, das sich in den Kitas um sie kümmert.
FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Wenn die Kleinen kommen, muss auch genug Personal da sein, das sich in den Kitas um sie kümmert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany