Retro Classics: Die größte Oldtimermesse Europas
STUTTGART Die Retro Classics hat sich zur größten Oldtimermesse Europas gemausert. Anfang März öffnet sie zum 17. Mal ihre Pforten. Lange Zeit hatte die Autostadt Stuttgart, in der Daimler und Porsche sowie Bosch und viele andere Zulieferer ihren Firmensitz haben, ein Problem. Man brachte keine halbwegs attraktive Ausstellung zum Thema Automobil zusammen, schwankend zwischen Verehrung von Rennern der Vergangenheit und Verkaufsschau von Neuwagen.
Zu einer namhaften Veranstaltung reichte es nie, weil Stuttgart buchstäblich zwischen den traditionellen Neuheitenmessen von Genf im Süden und Frankfurt im Norden eingeklemmt war.
Doch dann erkannte Karl Ulrich Herrmann, dass sich in Süddeutschland eine Alternative zur Techno Classica in Essen aufbauen ließ, die mit automobilen Klassikern die Liebhaber von leise rostendem Blech, des Geruchs von Leder und Öl sowie von verbleitem Benzin anzog. Die neue Stuttgarter Messe namens Retro Classics wurde schnell zum festen Datum in den Terminkalendern sowohl von Händlern, Käufern, Schraubern und Schaulustigen. Sie alle wissen: Eine solche Vielfalt ist südlich der Main-Linie nirgendwo sonst zu sehen.
Mittlerweile hat sich die Schau zur räumlich größten ihrer Art gemausert und nähert sich in ihrer 17. Auflage Anfang März der Schwelle von 100 000 Besuchern, nachdem letztes Mal über 90 000 gezählt worden waren. Es gibt neuerdings sogar Ableger in Köln (Retro Classics Cologne) und Nürnberg (Retro Classics Bavaria) im November beziehungsweise im Dezember.
Alte Autos – alte Männer? Diese Gleichung geht schon lange nicht mehr auf. Die Zuneigung zum rollenden Kulturgut Automobil ist keineswegs nur ein Steckenpferd von alternden Millionären. Menschen aller Einkommensschichten und Altersstufen strömen durch die Tore der Messe am Flughafen. In der Tat kann der Einstieg in die Oldtimer-Pflege mit einem Auto unter 10 000 Euro gelingen, etwa mit einem Original-Fiat 500 in gut erhaltenem Zustand. Auch wuchtige US-Straßenkreuzer sind für Otto Normalverdiener erschwinglich – jedenfalls beim Erwerb. Ein Grund, warum in Stuttgart diesen Dinosauriern schon seit einigen Jahren eine ganze Halle gewidmet ist: Sie wurden zu ihrer Zeit in riesigen Stückzahlen preisgünstig unter die Leute gebracht und teilweise in US-Bundesstaaten bewegt, in denen Streusalz auf der Straße unbekannt ist. Hoher Wertzuwachs durch Seltenheit ist mit einem solchen Schiff nicht zu erwarten, wohl aber beträchtlicher Aufmerksamkeitswert, wenn man damit um die Ecke biegt.
Natürlich werden in Stuttgart auch Fahrzeuge für sechsstellige Summen gehandelt, manche sogar ganz ohne Preisschild. Es gibt zudem zum zweiten Mal eine öffentliche Auktion, bei der viel Geld fließt – ein sehr unterhaltsames und spannendes Spektakel auch für jene, denen das nötige Kleingeld zum Mitbieten fehlt.
Es ist ein offenes Geheimnis, wie der Veranstalter die Liebhaber und Kenner der Automobilgeschichte massenhaft in den Bann zieht: Es gibt nämlich außer den üblichen glänzenden Karossen, außer Traktoren, Lastwagen, Bussen und Motorrädern jedes Jahr seltene Ausstellungsstücke. Dieses Mal stehen namhafte Hersteller aus Norditalien im Blickpunkt. Neben älteren Stücken der bis heute produzierenden Hersteller Ferrari und Maserati sind Fahrzeuge vergessener Marken wie Stanguellini oder OM zu sehen. ............................................. Die Retro Classics