Saarbruecker Zeitung

Im Februar sind die Narren los

GESCHICHTE Die Winterzeit ist nicht nur kalt und grau. Sie kann auch ganz schön bunt sein.

- VON ELKE BRÄUNLING

„Ich will Spaß haben! Hört ihr? Spaß und Lachen und bunte Farben.“Laut hallten die Wünsche des Februars übers Land. „Spaß? Unser Dasein ist kein Spaß!“, riefen die anderen Monate, und der Juni ergänzte: „Wir alle haben einen wichtigen Job zu erledigen. Da bleibt keine Zeit zum Spaßen.“„Richtig!“Der Oktober nickte. „Und du, Februar, musst wintern. Das ist ein äußerst ernsthafte­s Geschäft.“

„Langweilig ist es“, maulte der Februar, der keine Lust mehr auf die kalte Jahreszeit hatte. „Der Winter ist so trist. Ich aber bin ein fröhlicher Monat.“„Du bist aber ein Wintermona­t“, erklärte der Dezember. „Genau“, stimmte der Januar zu. „Also benimm dich auch danach und mach deinen Job!“„Nein?“, wehrte sich der Februar. „Ich bin fröhlich. Und bunt. Und immer guter Laune.“

Aufgekratz­t und munter umtanzte er seine Monatskoll­egen, die eigentlich in Ruhe Winterschl­af halten wollten. „Los, wacht auf und kommt mit!“, rief er. „Es ist Zeit zum Feiern“„Nein“, erklärte der Juli sanft. „Es ist Winter und Ruhezeit.“„Ja, lass uns ausschlafe­n! Bald erwacht die Natur und dann wird’s stressig“, warf der März ein. „Ich habe bald Tag und Nacht zu tun. Also bitte, lass mich ruh’n!“

„Hihi!“, kicherte der Mai. „Und in unserer Amtszeit werden sich die Menschen bald wieder im Freien vergnügen, ohne ...“„Ohne dicke Jacken, Mützen und Schals“, fügte der Frühlingsm­onat April hinzu. „Ich kann es kaum erwarten. Dennoch dürfen wir jetzt nicht ...“Mit einem lauten „Pah!“unterbrach der Februar seine Kollegen. „Ich darf alles!“, rief er und lachte. „Ich bin ein Narr und meine Narrenkapp­e trage ich mit Stolz. Schaut aufs Land hinunter! Überall seht ihr bunt. Sie sind draußen unterwegs, die Menschen. Und fröhlich sind sie. Seht ihr, wie sie durch die Straßen tanzen, in bunte Gewänder gehüllt? Ich muss deshalb nun auch los! Die Menschen erwarten mich, den farbenfroh­en Narrenmona­t.“

Der Februar lachte hell auf. Er warf sich seinen bunten Umhang über die Schultern, setzte sich eine Narrenkapp­e auf und pustete Luftschlan­gen auf die Häupter seiner Kollegen. Dann griff er in seine Tasche und warf dem Land ein paar Hände voller Konfetti entgegen. Sogleich mischten sich kleine bunte Farbtupfer mit den tanzenden Schneefloc­ken und betupften das ganze Reich rot, blau, grün, gelb, lila und pinkfarben. „Das Leben ist eine Party!“, rief der Februar.

Und ehe einer der Monate noch etwas sagen konnte, hatte er sich in auch schon singend und schunkelnd unters Narrenvolk gemischt. Da lächelten die Monate und der August sagte mit einem breiten Grinsen: „Lasst ihm seinen Spaß! Wie jedes Jahr vergisst unser fröhlicher Freund die andere Seite seiner Zeit, die Zeit des Fastens nach den ganzen Festen und Feierlichk­eiten.“Der Januar nickte. „Alles hat seine zwei Seiten.“Er lachte und pustete ein paar besonders eisige Winde und Schneewolk­en über das feiernde Februarlan­d.

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