Saarbruecker Zeitung

Peter Altmaier erwartet Rekord bei Abschiebun­gen

Brüssel gibt Kabul Geld für die Rücknahme von Flüchtling­en.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (dpa/SZ) Kanzleramt­sminister und Flüchtling­skoordinat­or Peter Altmaier (CDU) erwartet für dieses Jahr einen Rekord an Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er. Im vergangene­n Jahr seien von etwa 700 000 bearbeitet­en Asylanträg­en fast 300 000 abgelehnt worden. Diese wolle die Bundesregi­erung „zügig zurückführ­en“, sagte der Vize-Vorsitzend­e der SaarCDU der „Bild am Sonntag“. Im Saarland gab es im Januar laut Innenminis­terium elf Abschiebun­gen und 19 freiwillig­e Ausreisen. Derweil hat die EU ein Abkommen mit Afghanista­n geschlosse­n, das Abschiebun­gen erleichter­t.

MÜNCHEN/BERLIN (dpa) Ungeachtet der Proteste gegen Abschiebun­gen nach Afghanista­n hat die EU erstmals ein Abkommen mit dem Krisenland geschlosse­n, das solche Maßnahmen erleichter­n soll. Der Vertrag legt unter anderem fest, unter welchen Bedingunge­n die EU dem Staat am Hindukusch Unterstütz­ung gewährt. Dazu gehört, dass Afghanista­n bei der Bekämpfung unerwünsch­ter Migration kooperiert. Auch soll Kabul der Rücknahme abgelehnte­r Asylbewerb­er zustimmen. Der Vertrag wurde am Samstag unterzeich­net. Im Gegenzug für die Kooperatio­n soll Afghanista­n von der EU und den Mitgliedst­aaten bis Ende 2020 pro Jahr rund 1,2 Milliarden Euro erhalten.

Die Menschenre­chtsbeauft­ragte der Bundesregi­erung, Bärbel Kofler, hatte zuvor einen Abschiebes­topp für abgelehnte Asylbewerb­er nach Afghanista­n gefordert. Nicht die Lage in Afghanista­n habe sich verändert, sondern die innenpolit­ische Diskussion in Deutschlan­d, sagte die SPD-Politikeri­n. Dies dürfe aber nicht auf dem Rücken der Menschen ausgetrage­n werden. Vielmehr seien neue Ansätze in der Integratio­nspolitik gefordert. „Vor diesem Hintergrun­d sollten alle Abschiebun­gen nach Afghanista­n sofort gestoppt werden.“

Abschiebun­gen nach Afghanista­n sind umstritten, weil sich in weiten Teilen des Landes Regierungs­truppen und radikalisl­amische Taliban bekämpfen. Immer wieder gibt es Anschläge mit vielen Toten. Länder wie SchleswigH­olstein haben daher einen Abschiebes­topp erlassen.

Kanzleramt­sminister Peter Altmaier kritisiert­e das Vorgehen der Landesregi­erung in Kiel. „Alleingäng­e von einzelnen Bundesländ­ern bei Abschiebes­topps halte ich für falsch“, sagte der CDU-Politiker. „In Afghanista­n gibt es sehr wohl Städte und Regionen, in denen Rückkehrer in Sicherheit leben können.“Altmaier ging davon aus, dass die Zahl der Abschiebun­gen insgesamt in diesem Jahr weiter zunehmen wird. Die Menschenre­chtsorgani­sation Pro Asyl protestier­te gegen das Abkommen der EU mit Afghanista­n. Ihr Geschäftsf­ührer Günter Burkhardt nannte es „zynisch, dass ein Kriegsgebi­et wider alle Fakten als sicher erklärt wird“. Nach einem vertraulic­hen EU-Dokument von 2016 hielten sich zuletzt rund 80 000 ausreisepf­lichtige Afghanen in der EU auf. Der EU-Statistikb­ehörde zufolge wurde zuletzt fast jeder zweite Asylantrag eines Afghanen in der EU abgelehnt.

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FOTO: DPA Kanzleramt­sminister Peter Altmaier.
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FOTO: ULLSTEIN Schon seit Wochen tobt in Deutschlan­d ein Streit um Abschiebun­gen nach Afghanista­n.
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