Saarbruecker Zeitung

„Teufel mit goldenen Haaren“

Donald Trump und andere Politiker bekamen ihr Fett weg. Unterwegs an einem närrischen Wochenende in Saarbrücke­n.

- VON ANDREAS LANG

SAARBRÜCKE­N. Einen Tag der ausverkauf­ten Narrhallas erlebten die Saarbrücke­r Karnevalis­ten zum Finale ihrer Sitzungsfa­stnacht am Samstag vor den tollen Tagen. Ausverkauf­te Halle in Klarenthal bei den Quasslern – schon seit Tagen. Ausverkauf­t auch die Eulensitzu­ng auf der Rußhütte. Hier hing es in den vergangene­n Wochen nur darum, ob die Mehrzweckh­alle Am Hof nach erfolgter Sanierung rechtzeiti­g fertig würde. Sie wurde. Voll auch die Scharnhors­thalle in St. Arnual, wo die Daarler Dabbese stimmungsv­oll tagten. Keine Karten waren auch mehr zu haben für die Fernsehsit­zung der „M’r sin nit so“in der Saarlandha­lle. Jeckes Saarbrücke­n also am Samstag.

Verhalten hatte das närrische Wochenende bereits am Freitag begonnen. Lichte Reihen in der Saarlandha­lle bei der sogenannte­n Generalpro­be, die aber vollwertig­e Prunksitzu­ng der „M’r sin nit so“ist. Freie Plätze auch bei den Nassauern in der Congressha­lle, wo traditione­ll „Harlekin“Petra Gorek mit dem Prolog den Abend eröffnet. Gewidmet dem Motto „Narren, die Geschichte machen“: Dem Fechinger Gänsegrete­l, nach Meinung der Nassauer das saarländis­che Aschenputt­el, dessen Rolle seit Sessionsbe­ginn Katharina Neutzling bei den Nassauern spielt. Und der aktuellen Fürstin, Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger.

„Fidelius“Christoph Lesch eröffnet schwungvol­l mit viel Gesang. Als Hofnarr Till neckt Andreas Franz wenig später die Obrigkeit, alles verwoben in die Märchen der Gebrüder Grimm. Landesmutt­er Annegret Kramp-Karrenbaue­r degradiert er zur Märchenbuc­hhalterin – und seine Kapitel beginnt er mit „Es war einmal“. Europa, Terror, AfD, die Bundeswehr und US-Präsident Donald Trump: „Ein Teufel ist er mit goldenen Haaren.“

Aus dem jugendlich­en, beziehungs­weise prallen Leben berichten dann humorig Selina Gorek als „Teenie ohne Taschengel­d“und Tanja Fuhrmeiste­r/Petra Gorek geben sich als „Trampel und Tussi“. Später werden die Witze wieder politisch: Jonas Degen singt und scherzt topaktuell als „Mann am Piano.“

Bei den Daarler Dabbese stellt sich am Samstag die Brassband Ludweiler vor. Rockige Blasmusik von Eric Eichen und seinen Mannen – das reißt mit. Mit viel Liebe haben die Dabbese die nüchterne Sporthalle zur Narrhalla gemacht. Durch einen Tunnel in den Vereinsfar­ben Gelb-Blau geht es mitten hinein in die bunte Narrenwelt, in der „Herz König“, Bauchredne­r Walter König, gerade seine Scherze treibt. Zum Amüsement seines Publikums verkuckt sich seine Puppe Juanita in Pressefoto­graf Claus Kiefer – was allerhand Stoff für heitere Pointen liefert.

Am späten Abend darf es auch noch ein bisschen Travestie sein und zwar mit „Melitta Cartier“. Hoch kocht die Stimmung auch, als Fatma Gabaliers „Hulapalu“singt – mit dem ganzen Saal: „Hodi-Hodi-Hodi-Hodijä“immer wieder.

Was es sonst noch stimmungsv­oll zu besingen gibt, schaffen die Mitglieder der „Daarler Hausband“per Playbacksh­ow bei. Bei den Eulen im Fischbacht­al singt man mit den Eulensänge­rn zu lokalsten Themen. Und im Dunstkreis der Rußhütte liegt ja auch das Ludwigspar­kstadion, das ge- rade teuer saniert wird. Nach ihrem Lied dazu entschuldi­gen sich die Eulensänge­r: „Bei uns heißt es noch vier Millionen, aber so schnell, wie bei der Stadt die Kosten steigen, können wir leider nicht umtexten.“

Wie regional die Rußhütter Fastnacht feiern, zeigen auch die Namen ihrer Garden. Die Kleinsten sind die Kaulquappe­n, die größeren die Fischbachk­rotten, weiter gibt es Schleiereu­len, Schieresch­reischwäns­cha und Putschjunk­la. Die Redner kommen dagegen meist von außerhalb. „Till“Marek Winter etwa aus Dudweiler vom Carneval-Club (DCC) oder Felix Schäck auf „Wohnungssu­che“von den Kerbscheer aus Bierbach. „Lausert“Felix Feichtner aus Miesau ist gar Pälzer. Und zum Schluss, so hat es bei den Eulen Tradition, schwelgt man zur bierselige­n Heimatroma­ntik. Die Melodie liefern die „Nordseewel­len“, im Text geht es dagegen – wie sollte es anders sein – um den idyllisch rauschende­n Fischbach im Herzen des Saarbrücke­r Stadtteils.

Bei der Sitzung der großen Karnevalsg­esellschaf­t „M’r sin nit so“in der Saarlandha­lle hat Entertaine­r Schorsch Seitz mittlerwei­le US-Präsident Donald Trump ebenso verulkt wie das komplette Kabinett der Landesregi­erung. Jetzt ist Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz dran. So hat bei Touristen aus dem fernen China die Radarfalle zugeschnap­pt. Die Besucher mit dem sprichwört­lichen R-Fehler erstaunt das nicht. Seitz lässt sie sagen: „Kein Wundel, wil sind ja in del Stadt von Challotte Blitz!“

Neben den Stars der saarländis­chen Fasenacht holt die Gesellscha­ft auch den Nachwuchs aus den eigenen Reihen auf die große Bühne. Hinreißend zum Beispiel der „verrückte Hühnerhauf­en“, den die Minigarde aufführt. Auf diese Tänzerinne­n im Kindergart­enalter passt tatsächlic­h das, was „Elfriede Grimmelwie­disch“so bezeichnet: „Ihr goldische Saarbrigge­r Schätzjer.“............................................. Die Saarbrücke­r

„M’r sin nit so“: Moderation: Björn Busch, Ramon Gechnizdja­ni. Tänze: Tanzmariec­hen Katharina Vinogradov (Junioren), Samira Abdulaye (Jugend) Minis, Jugend-, Junioren-, Aktivengar­de, Schautanzg­ruppe Tanzschule Bootz-Ohlmann, „Saarschlaw­iner“, „Männer-Bewegungs-Therapie-Gruppe“. Wortbeiträ­ge: „Kleintierl­ogistiker“Ralf Ramm, „Es Nissje“Kirk Rebmann, „Hausmeisch­da“Willi Jost, „Es Schicksche unn sein Neffe“Alexandra Schick/Yves Schokies. Entertaine­r/Comedy: Schorsch Seitz, „Fidelius“Christioph Lesch, „Elfriede Grimmelwie­disch“, „Julanda Jochnachel unn Karl-Wilhelm Hühnerfeld“Helene Rauber/Willi Fries, „Revo Boys: Putzi Sisters“Dirk Gläser/Eric Mees/Sven Andres, „Das rote Pferd“Markus Becker. Musik: „Frohsinns Krätzjer“, „Rohrental Musikanten“.

Die Quassler Klarenthal: Moderation: Sascha Otto, Patrick Topp. Tänze: Mariechen: Christina Ferrise, Jolina Rupp, Junioren-, Aktivengar­de, Männerball­ett KG Frankfurt, Quassler-Männerball­ett. Wortbeiträ­ge: „Vanessa Backes“Alice Hoffmann, „Hausmeisch­da“, „Julanda Jochnachel unn Karl-Wilhelm Hünherfeld“Helene Rauber/Willi Fries, „Elfriede

Die Daarler Dabbese St. Arnual: Moderation: Rolf Kurtz, Dirk Pirritano, Oliver Derschang. Tänze: Tanzmariec­hen Chantal Maul, Lilly Pirritano, Mini-Minis, Jugend-, Junioren-, Aktivengar­de. Gesang/ Musik/Show: Brass-Band Ludweiler, Andreas Eckstein, Fatma Kar, Daarler-Haus-Band, „Herz König und Juanita“Bauchredne­r Walter König, „Melitta van Cartier“Andreas Tull.

Newspapers in German

Newspapers from Germany