Saarbruecker Zeitung

Mehr Tempo bei der Abschiebun­g

Die Bundesregi­erung will ihre Asylpoliti­k weiter verschärfe­n. Das stößt bei der Opposition auf Kritik. Der CSU indes ist das noch nicht genug.

- VON SEBATIAN ENGEL, AXEL HOFFMANN UND THOMAS LANIG

BERLIN/MÜNCHEN (dpa) Die Bundesregi­erung will Ausländer ohne Bleiberech­t konsequent­er abschieben und sogenannte Gefährder besser kontrollie­ren. Das ist das Ziel eines gestern vom Kabinett verabschie­deten Gesetzentw­urfs. Besonders umstritten sind Pläne, Handydaten von Asylbewerb­ern auszuwerte­n, um deren Identität zu klären. Eine für gestern Abend erwartete Sammelabsc­hiebung nach Afghanista­n stieß auf massive Kritik.

Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) verteidigt­e die Verschärfu­ng der Abschiebep­raxis. Wenn Ausreisepf­lichtige nicht freiwillig in ihr Heimatland zurückkehr­ten, müsse die Abschiebun­g ein „mögliches und richtiges Mittel“bleiben, sagte er. Der Gesetzentw­urf sieht vor, dass Gefährder, denen Anschläge und andere schwere Straftaten zugetraut werden, leichter in Abschiebeh­aft genommen werden können. Sie sollen auch durch elektronis­che Fußfesseln am Untertauch­en gehindert werden können. Die Höchstdaue­r des Abschiebeg­ewahrsams wird von vier auf zehn Tage verlängert.

Wer falsche Angaben über seine Identität macht, muss mit Einschränk­ungen seiner Bewegungsf­reiheit rechnen. Ebenso muss diesen Ausreisepf­lichtigen der Widerruf einer Duldung nicht mehr angekündig­t werden, auch wenn sie bereits ein Jahr lang geduldet in Deutschlan­d sind.

Zudem soll das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) die Möglichkei­t erhalten, Handys und andere Datenträge­r von Asylbewerb­ern auszulesen. De Maizière betonte, ein derartiges Vorgehen sei nicht neu. Die Ausländerb­ehörden hätten bereits heute solche Befugnisse.

Die beschlosse­ne Verschärfu­ng des Asylrechts löst nach Ansicht von CSU-Chef Horst Seehofer nicht die gegenwärti­gen Probleme bei der Zuwanderun­g. „Das reicht natürlich nicht“, sagte er in München. Die CSU würde sich nach wie vor wünschen, dass bereits an den Grenzen über die Asylanträg­e entschiede­n werde, „in kürzerer Zeit und rechtsstaa­tlich einwandfre­i“.

Viele Verbände und Hilfsorgan­isationen

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