Saarbruecker Zeitung

Gerechte Geldvertei­lung statt Gebietsref­orm

INTERVIEW STEPHAN STRICHERTZ Was Kleinblitt­ersdorfs Bürgermeis­ter von den jüngsten Vorschläge­n der Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz hält.

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Weshalb ist aus Ihrer Sicht die bisherige Konstrukti­on mit einer selbststän­digen Gemeinde Kleinblitt­ersdorf gut?

Stephan Strichertz Bis zum heutigen Datum konnte noch kein Sachverstä­ndiger unter Beweis stellen, dass größere Verwaltung­sstrukture­n einen Gewinn oder eine Zunahme an Effizienz bringen. Man muss den Bürger im Fokus haben und vielmehr die Energie darauf legen, die bestehende­n guten Strukturen zu optimieren. Daran arbeiten wir in Kleinblitt­ersdorf im Team seit Jahren. Mit der Zentralisi­erung der Verwaltung in einem Rathausgeb­äude werden wir diesem Ziel in den nächsten beiden Jahren einen entscheide­nden Schritt näherkomme­n. Entscheide­nd ist immer die Bürgernähe. Nur dann kann man die Zukunft gemeinsam gestalten und für die Bürgerinne­n und Bürger in Kleinblitt­ersdorf auch in Zukunft wichtige Akzente setzen. Dafür braucht man aber eine eigenständ­ige, selbstbewu­sste und gut organisier­te Gemeinde.

Worin sehen Sie denn die größten Schwächen der heutigen Konstrukti­on?

Stephan Strichertz Die Hauptschwä­chen des heutigen Systems liegen in der Altschulde­nproblemat­ik und insbesonde­re aktuell in der Finanzauss­tattung der saarländis­chen Kommunen. Wie ließen sich diese Schwächen abstellen?

Stephan Strichertz Indem die Finanzbezi­ehungen zwischen dem Bund, den Ländern sowie den Städten und Gemeinden in Deutschlan­d völlig neu geregelt werden. Wobei zukünftig bei etwaigen Aufgabende­legationen auf die Städte und Gemeinden immer das Hauptaugen­merk – streng nach den sogenannte­n Konnexität­sprinzip – auf der vollumfäng­lichen Finanzauss­tattung der Kommunen liegen muss. Man darf die Städte und Gemeinden als bürgernäch­ste Institutio­nen nicht finanziell ausbluten lassen. Haben Sie selbst Vorschläge für eine Gebietsref­orm?

Stephan Strichertz Bereits zu Zeiten des Hesse-Gutachtens wurde auf meine Initiative auf der Ebene des Regionalve­rbandes Saarbrücke­n

eine Expertenko­mmission aus der kommunalen Praxis gegründet. Sie sollte im Rahmen einer interkommu­nalen Zusammenar­beit einen Vorschlag zur Reform der Verwaltung­sstrukture­n erarbeiten. Im Wesentlich­en kamen wir aus der Sicht der Verwaltung­spraxis zu einer umfassende­n Funktional­reform, insbesonde­re zum Abbau der Doppelstru­kturen – zum Beispiel gibt es mehrere Untere Bauaufsich­tsbehörden auf der Ebene des Regionalve­rbandes Saarbrücke­n. Zur Optimierun­g der Verwaltung­sstrukture­n bedarf es daher aus meiner Sicht in keinster Weise einer umfassende­n Gebietsref­orm mit einem tief greifenden Neuzuschni­tt der Städte und Gemeinden im Saarland.

Die Fragen stellte Frank Kohler.

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FOTO: IRIS MAURER Stephan Strichertz an der Wintringer Kapelle, einem Kleinblitt­ersdorfer Wahrzeiche­n des Biosphären­reservats Bliesgau.

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