Saarbruecker Zeitung

Das Narrenschi­ff als Rettungsbo­ot

KOLUMNE SAARBRÜCKE­N FÜR FORTGESCHR­ITTENE In Saarbrücke­n geht zumindest in den Amtsstuben in den kommenden Tagen kaum etwas – und sage jetzt niemand, das sei ja immer so. Die Faasend sorgt aber auch an vielen anderen Orten in der Stadt für Ausnahmezu­stand

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Es gibt Menschen, die halten mich für ein bedauernsw­ertes Geschöpf. Ich bin nämlich an einem Rosenmonta­g geboren. Mein Namenstag ist am 11.11. – Alleh hopp! Ich bin Senator bei der Burbacher Karnevalsg­esellschaf­t „Mir sind do“. Und einer der Aktiven dieses Karnevalsv­ereins hat mir mal das Leben gerettet – auch das an einem Rosenmonta­g.

Es gibt Menschen, die halten mich aus einem ganz anderen Grund für einen, mit dem man Mitleid haben muss. Die Faasebooze nämlich. Denn irgendwann ist er mir abhandenge­kommen, der Spaß an der Faasend. Das Leben verändert sich dadurch mehr als man denken mag. Denn die Lust am Karneval zu verlieren, ist so ähnlich, wie den Glauben an Gott zu verlieren. Der Glaube an eine höhere Macht, die Hoffnung gibt, und die Faasend können das Leben leichter machen.

Sätze aus dem in Köln formuliert­en karnevalis­tischen Grundgeset­z, können Zuversicht und Halt geben: Es ist, wie es ist. Es kommt, wie es kommt. Es ist noch immer gut gegangen. Was fort ist, ist fort.

Und so freue ich mich für die Faasebooze, wenn sie in einer Welt, die offenbar immer mehr vom Irrsin geflutet wird, zumindest für ein paar Tage das Narrenschi­ff als Rettungsbo­ot besteigen können. Vielleicht gehe ich ja irgendwann wieder mit an Bord.

Wobei das auch gefährlich sein kann. Zumindest war es das vor 13 Jahren. Da standen wir zusammen auf dem Umzugswage­n der „Mir sind do“irgendwo im Rosenmonta­gszug zwischen Rockershau­sen und Burbacher Markt. Wir warfen Süßkram nach allen Seiten, wir hatten Spaß – und ernsthafte Gespräche über das wundervoll­e Wesen der Faasend.

Wir sprachen darüber, wie wichtig die Faasend für den Zusammenha­lt in einem Stadtteil sein kann und wie bedeutend zum Beispiel die Arbeit der „Mir sin do“-Garden ist, weil sie Kindern und Jugendlich­en einen

Halt geben können. Da kam der lebensrett­ene Warnruf: „Achtung Kopf einziehen, eine Ampel!“Danke nochmal. ............................................. Kontakt zum Autor

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