Meditation hat rein gar nichts mit Stille zu tun
SAARBRÜCKEN Unabhängig von Mode und Trends ist psychedelische Musik seit über fünf Jahrzehnten die Musikform mit den ganz speziellen Klängen, die einfach nicht totzukriegen ist. Immer wieder starten Bands diesen Zug, um dabei ihre Zuhörer in die entferntesten Regionen aktueller Musikrezeption zu entführen. Zwei besondere Aushängeschilder dieser Richtung sind die beiden deutschen Gruppen My Sleeping Karma und Colour Haze, die am Donnerstag, 23. März, in Saarbrücken in der Garage bei einem DoppelHeadliner-Konzert Kostproben ihrer spezifischen Klanglandschaften präsentieren werden. My Sleeping Karma aus Aschaffenburg ist dabei das Quartett, dass gerne verspielt, ruhig und leise dahergeschlichen kommt und mit einer eher clean gespielten Gitarre von Seppi und vielen Klangflächen von Keyboarder Norman Spannungsbögen erzeugt, die sich nur gelegentlich in harten Riffexplosionen und Verzerrung entladen. Das heißt, bei dieser Band wird die plötzliche Dynamikexpansion groß geschrieben. Damit unterscheidet sie sich – trotz ähnlichem Songaufbau – zum Beispiel von einer us-amerikanischen Stonerrock-Band wie Kyuss, bei denen Lautstärke und Volumen essenziell für ihren Gesamtsound steht. Die relaxte Grundhaltung in ihrer Instrumentalmusik wird insbesondere bei den Liedtiteln durch eine Schreibweise unterstrichen, die bei den Buchstaben dem hinduistischen Alphabet ähneln. So wird ein Gesamtbild erzeugt, das mit sirrenden und flirrenden Klängen, vielen einfachen Themen und Wiederholungen sowie langen Jams eine meditative Grundstimmung erzeugt.
Einen ähnlichen Weg mit wesentlich mehr Gesang verfolgt die schon 1994 von ihrem Gitarristen und Sänger Stefan Koglek gegründeten Band Colour Haze. Diese Gruppe aus München spielt seit 1999 in einer stabilen Besetzung mit Phillip Rasthofer am Bass und Manfred Merwald an den Drums. Von Sechziger-Powerrock-Trios der Marke Jimi Hendrix Experience, Cream und Grand Funk Railroad inspiriert, haben Colour Haze ihren härteren Grundsound dem Namen entsprechend auch in andere musikalische Regionen ausgedehnt und scheuen sich nicht, selbst jazzige und weltmusikalische Elemente in ihre Musik einzuweben. Auch bei ihnen wird die gesamte Dynamik der Musik ausgereizt; ein langsamer Songaufbau ergibt nicht selten Lieder über zehn Minuten Länge, die viele Experimentier- und Improvisationsphasen enthalten. Natürlich kommen bei Colour Haze auch harte Gitarrenklänge zum Einsatz. Sie gehen dann durch Mark und Bein, sind Riffcombos der Marke Black Sabbath nicht umsonst unverrückbare Stücke ihrer musikalischen Ahnentafel. Abgerundet wird das Erscheinungsbild bei Colour Haze mit einer modernen Variante einer Acid-Test-Lightshow, bei der wabernde und fließende Lichteffekte surreale und transzendente Momente ergeben, die der den Kopf und den Bauch ansprechenden Musik eine zusätzliche visuelle Dimension hinzufügen.