Musik als Sprache, die verbindet
Seit einem Jahr spielen syrische und deutsche Musiker zusammen in Al Rabieh. Bald stehen Konzerte an. Wir haben eine Probe besucht.
SAARBRÜCKEN Die Musik, die sie proben, ist orientalisch. Trotz Keyboard, Kontrabass und Gitarre geben die Klänge von Geige und Oud, der arabischen Laute, die Richtung vor. Aber die Melodie der Geige ist nicht klagend, sondern beschwingt, hüpfend und charakterisiert die Stimmung in der Band. Bei der Probe von Al Rabieh (auf Deutsch: der Frühling) merkt man sofort, dass hier sechs Musiker miteinander üben, die sich musikalisch sehr gut verstehen. Die Gruppe besteht aus den vier syrischen Flüchtlingen Monir Hamo, Hossam Alshahim, Samer Akid und Ghazwan Zahra und den zwei saarländischen Musikern Rudi Schaaf und Heiner Franz. Krankheitsbedingt fehlte am Montagabend bei der Probe im Raum für Musik in der Mainzer Straße Sängerin Suzanne Dowaliby mit us-amerikanischen Wurzeln, die die Band komplettiert.
Die Gruppe gibt es seit einem Jahr. Initiator war das „Netzwerk Ankommen Saarland“. „Um den Flüchtlingen eine bessere Integration zu ermöglichen, engagieren sich dort über 150 Aktive ehrenamtlich und unterstützen die Flüchtlinge auch in Theater- oder Sportgruppen“, erklärt Martin Zwick, einer der Ansprechpartner des Netzwerks. „Einige Syrier sind an uns herangetreten, die den Wunsch hatten, zusammen Musik zu machen. So ist die Gruppe Al Rabieh entstanden“, sagt er. Nachdem Zwick von diesem Wunsch gehört hatte, sprach er mit Dorothée Dunsbach, die als Klavierpädagogin in der Mainzer Straße den Raum für Musik unterhält. Und wie das im Saarland so ist, vermittelte sie den Saarbrücker Musiker Rudi Schaaf und den Jazzgitarristen Heiner Franz. „Ich bin dazugekommen wie die Jungfrau zum Kind“, sagt Heiner Franz und lacht. Der renommierte Jazzmusiker sollte zuerst nur die arabischen Lauten stellen, dann aber ist er als Gitarrist mit eingestiegen. Offizieller Couch der Gruppe ist Rudi Schaaf. „Das ist doch mal was Neues“, dachte er und sagte ebenfalls direkt zu.
Mittlerweile, nach einem Jahr, ist aus den zusammengewürfelten Musikern eine Band geworden. „Die Musiker haben alle ein gutes Niveau. Menschlich und musikalisch passt das prima zusammen“, erzählt Rudi Schaaf. Auch wenn es mit der Sprache manchmal noch nicht so gut klappt – man spricht eine Mischung aus Deutsch, deutscher Übersetzung und Englisch –, versteht man sich musikalisch ohne Probleme. „Wir spielen zusammen orientalische Volkslieder, aber auch arabische Popmusik. Die Flüchtlinge aus Aleppo und Damaskus sind teilweise Berufsmusiker oder gehobene Amateure“, erklärt Heiner Franz. Und das Ganze funktioniert so gut, dass man mittlerweile auch private Kontakte hat, dass man sich auch mal gegenseitig hilft. „Da wächst was zusammen“, resümiert Rudi Schaaf.
Daher wundert es nicht, dass die Gruppe schon gemeinsam aufgetreten ist. „Wir haben bei einer Ausstellungseröffnung und einer Lesung gespielt, und demnächst stehen mehrere Auftritte an“, erzählt Schaaf. Auch Hossam Alshahin, der Keyboarder, erklärt auf Deutsch: „Es ist das erste Mal, dass ich in einer Band spiele, und es geht jedes Mal besser.“Und dann übersetzt er für die übrigen Musiker. „Musik ist eine Sprache für alle Menschen in der Welt. Diese Sprache verstehen alle, fühlen alle, das ergibt einen Sinn für alle.“