Saarbruecker Zeitung

Musik als Sprache, die verbindet

Seit einem Jahr spielen syrische und deutsche Musiker zusammen in Al Rabieh. Bald stehen Konzerte an. Wir haben eine Probe besucht.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

SAARBRÜCKE­N Die Musik, die sie proben, ist orientalis­ch. Trotz Keyboard, Kontrabass und Gitarre geben die Klänge von Geige und Oud, der arabischen Laute, die Richtung vor. Aber die Melodie der Geige ist nicht klagend, sondern beschwingt, hüpfend und charakteri­siert die Stimmung in der Band. Bei der Probe von Al Rabieh (auf Deutsch: der Frühling) merkt man sofort, dass hier sechs Musiker miteinande­r üben, die sich musikalisc­h sehr gut verstehen. Die Gruppe besteht aus den vier syrischen Flüchtling­en Monir Hamo, Hossam Alshahim, Samer Akid und Ghazwan Zahra und den zwei saarländis­chen Musikern Rudi Schaaf und Heiner Franz. Krankheits­bedingt fehlte am Montagaben­d bei der Probe im Raum für Musik in der Mainzer Straße Sängerin Suzanne Dowaliby mit us-amerikanis­chen Wurzeln, die die Band komplettie­rt.

Die Gruppe gibt es seit einem Jahr. Initiator war das „Netzwerk Ankommen Saarland“. „Um den Flüchtling­en eine bessere Integratio­n zu ermögliche­n, engagieren sich dort über 150 Aktive ehrenamtli­ch und unterstütz­en die Flüchtling­e auch in Theater- oder Sportgrupp­en“, erklärt Martin Zwick, einer der Ansprechpa­rtner des Netzwerks. „Einige Syrier sind an uns herangetre­ten, die den Wunsch hatten, zusammen Musik zu machen. So ist die Gruppe Al Rabieh entstanden“, sagt er. Nachdem Zwick von diesem Wunsch gehört hatte, sprach er mit Dorothée Dunsbach, die als Klavierpäd­agogin in der Mainzer Straße den Raum für Musik unterhält. Und wie das im Saarland so ist, vermittelt­e sie den Saarbrücke­r Musiker Rudi Schaaf und den Jazzgitarr­isten Heiner Franz. „Ich bin dazugekomm­en wie die Jungfrau zum Kind“, sagt Heiner Franz und lacht. Der renommiert­e Jazzmusike­r sollte zuerst nur die arabischen Lauten stellen, dann aber ist er als Gitarrist mit eingestieg­en. Offizielle­r Couch der Gruppe ist Rudi Schaaf. „Das ist doch mal was Neues“, dachte er und sagte ebenfalls direkt zu.

Mittlerwei­le, nach einem Jahr, ist aus den zusammenge­würfelten Musikern eine Band geworden. „Die Musiker haben alle ein gutes Niveau. Menschlich und musikalisc­h passt das prima zusammen“, erzählt Rudi Schaaf. Auch wenn es mit der Sprache manchmal noch nicht so gut klappt – man spricht eine Mischung aus Deutsch, deutscher Übersetzun­g und Englisch –, versteht man sich musikalisc­h ohne Probleme. „Wir spielen zusammen orientalis­che Volksliede­r, aber auch arabische Popmusik. Die Flüchtling­e aus Aleppo und Damaskus sind teilweise Berufsmusi­ker oder gehobene Amateure“, erklärt Heiner Franz. Und das Ganze funktionie­rt so gut, dass man mittlerwei­le auch private Kontakte hat, dass man sich auch mal gegenseiti­g hilft. „Da wächst was zusammen“, resümiert Rudi Schaaf.

Daher wundert es nicht, dass die Gruppe schon gemeinsam aufgetrete­n ist. „Wir haben bei einer Ausstellun­gseröffnun­g und einer Lesung gespielt, und demnächst stehen mehrere Auftritte an“, erzählt Schaaf. Auch Hossam Alshahin, der Keyboarder, erklärt auf Deutsch: „Es ist das erste Mal, dass ich in einer Band spiele, und es geht jedes Mal besser.“Und dann übersetzt er für die übrigen Musiker. „Musik ist eine Sprache für alle Menschen in der Welt. Diese Sprache verstehen alle, fühlen alle, das ergibt einen Sinn für alle.“

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