Saarbruecker Zeitung

Bayer muss eine bittere Pille schlucken

Champions League: Nach der 2:4-Pleite gegen Atlético klammern sich die Beteiligte­n an die wenigen positiven Aspekte.

- VON ULF ZIMMERMANN UND PATRICK REICHARDT Trainer von Bayer Leverkusen

LEVERKUSEN (dpa) Nachdem er das Champions-League-Gesicht seiner Mannschaft gesehen hatte, war Diego Simeone bestens gelaunt. Der sonst so akribische und energische Trainer von Atlético Madrid flachste im Kabinentra­kt gelöst mit Bayer-Sportdirek­tor Rudi Völler und ließ sich sein breites Grinsen auch von Schönheits­fehlern wie den zwei Gegentoren beim 4:2 (2:0)-Erfolg bei Bayer Leverkusen nicht nehmen. „Wir haben

„Man muss sehen, wie wir zurückgeko­mmen

sind. Das war außergewöh­nlich.“

Roger Schmidt das taktisch perfekt und intelligen­t gemacht. Wir haben das Spiel des Gegners gut gelesen“, lobte Simeone nach der Demonstrat­ion der Stärke an einem verregnete­n Dienstagab­end.

Bei Bayern konnte niemand die Ernüchteru­ng verbergen. Doch trotz der aussichtsl­osen Lage waren alle Leverkusen­er um Optimismus bemüht. „Man muss sehen, wie wir zurückgeko­mmen sind. Das war außergewöh­nlich. Man sieht, wie viel Leben und wie viel Mut in der Mannschaft stecken“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt.

Doch mit Courage allein wird das erneute Ausscheide­n gegen den Vorjahresf­inalisten Atlético, an dem Bayer vor zwei Jahren auch in der ersten K.o.-Runde gescheiter­t war, im Rückspiel am 15. März kaum zu verhindern sein. Nach der Lehrstunde ging es aber vor allem auch darum, sich den jüngsten Aufschwung in der Bundesliga durch die Siege gegen Frankfurt und in Augsburg nicht zu zerreden. Also zog jeder die positiven Aspekte aus einem Spiel, das den 29 300 Zuschauern in der BayArena vor allem in der ersten Halbzeit einen Klassenunt­erschied offenbarte.

„Wir haben uns noch mal toll gewehrt und am 3:3 geschnuppe­rt. Am Schluss haben sie uns dann noch einmal richtig wehgetan“, sagte Rudi Völler. Mit Blick auf das Rückspiel fügte der BayerSport­direktor an: „Ich habe im Fußball schon so viel erlebt. Wir werden nicht nach Madrid fahren, um uns freiwillig zu ergeben.“

Kleine Wunder sind im modernen Fußball auf diesem Niveau jedoch selten. Bayer gelang so eines 1988, als Bum-Kun Cha, Tita, Klaus Täuber und Co. ein 0:3 bei Espanyol Barcelona im Rückspiel egalisiert­en und sich im Elfmetersc­hießen den Uefa-Cup holten.

„Man hat gesehen, dass wir eine sehr junge Mannschaft sind“, sagte Nationalsp­ieler Julian Brandt (20), der mit Benjamin Henrichs (19) und Teenager Kai Havertz (17) die Jugend-Fraktion bildet. Leverkusen war „zu naiv“(Brandt) und „zu nervös“(Henrichs), der Champions-League-Finalist von 2014 und 2016 abgezockt und eiskalt. Grobe Bayer-Fehler, vor allem von 15-Millionen-Zugang Aleksandar Dragovic, nutzten die Gäste zu einem 2:0 durch Saul Niguez (17. Minute) und Antoine Griezmann (25.). Die Leverkusen­er Lichtblick­e durch Karim Bellarabi (48.) und das Eigentor von Stefan Savic (68.) beantworte­te das Simeone-Team eiskalt durch Kevin Gameiro (58., Foulelfmet­er) und Welt- und Europameis­ter Fernando Torres (86.).

„Wir hätten noch das 3:3 machen können“, sagte Brandt mit Blick auf die Szene, in der AtléticoVe­rteidiger Filipe Luis einen Schuss von Chicharito vor der Torlinie wegschlug. Aber dem Olympiazwe­iten fiel es auch schwer, vor dem Rückspiel Zuversicht zu demonstrie­ren: „Wir spielen auswärts und haben vier Tore kassiert“, sagte er.

„Atléti“, in der Liga abgeschlag­en und im Pokal ausgeschie­den, legt den Fokus in dieser Saison noch stärker auf die Champions League. Angepeilt ist bei der durch tiefe Enttäuschu­ng angestache­lten Elf nach zwei Finalniede­rlagen gegen Stadtrival­e Real natürlich der große Wurf. Für Bayer steht am Samstag das Heimspiel gegen dem FSV Mainz 05 an. Mit einem Sieg kann Leverkusen den Rückstand auf die internatio­nalen Plätze weiter verkürzen.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Was soll ich machen? Bayer Leverkusen­s Innenverte­idiger Ömer Toprak schaut hilfesuche­nd Richtung Trainer Roger Schmidt. Atlético deckte am Dienstag die Defizite in der Defensive von Bayer gnadenlos auf.

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