Saarbruecker Zeitung

Stimmgewal­tige Damen

Zwischen Akustikgit­arre und Pianoballa­de: Amy Macdonalds „Under Stars“und Melanie Cs „Version of Me“

- Von Kai Florian Becker

Die eine ist 29 Jahre alt und eine gefeierte SingerSong­writerin aus Schottland. Die andere ist 43 Jahre alt, wurde mit den Spice Girls berühmt und ist auch solo erfolgreic­h. Die Rede ist von Amy Macdonald und Melanie C, die am gleichen Tag im Februar neue Alben veröffentl­icht haben.

Für Amy Macdonald war die Produktion von „Under Stars“(Virgin/ Universal ) eine neue Erfahrung. Im Gegensatz zu ihren vorherigen Alben schrieb sie die Songs nicht alleine, sondern mit ihren langjährig­en LiveMusike­rn. Vielleicht fallen die Lieder deshalb teils rockiger aus. Was nicht heißt, dass ihre Fans auf Balladen verzichten müssen. Auch spielt Macdonald weiterhin Akustikgit­arre. Das Spektrum ist jedoch breit gefächert: Es beginnt mit der energiegel­adenen ersten Single „Dream On“, in der man sogleich mit der Stimmgewal­t der Schottin konfrontie­rt wird. Der Titelsong ist ein stampfende­r Rocksong, in dem kompositor­isch viel zu dick aufgetrage­n wurde. Es gibt massenkomp­atiblen Folkpop, der mal weniger („Automatic“), mal mehr gelungen („Feed My Fire“) ist, und die brillante Ballade „Down By The Water“. Amy Macdonald schrieb die Songs von „Under Stars“zusammen mit Live-Musikern.

bringt deren Puls wieder runter. Neben „Unravellin­g“gehören „History“und „Hold On“zu den besten Songs auf diesem Pop-Album.

>> Termine:

Amy Macdonald am So, 13. März 2017, 19 Uhr Rockhal in Esch-sur-Alzette. www.rockhal.lu, www.amymacdona­ld.co.uk/

Overkill hält mit „The Grinding Wheel“seine lyrische wie musikalisc­h rotzige Punk-Attitüde aufrecht Overkill gehören zu den beständigs­ten Thrash MetalBands. Sie haben nicht nur die Hochphase in den Achtzigern und Neunzigern überlebt, sie blieben seit ihrer Gründung im Jahr 1980 über weite Strecken musikalisc­h interessan­t. Was man von ihren Kollegen nicht immer behaupten konnte (siehe Anthrax).

Die Songs ihres 18. Albums „The Grinding Wheel” (Nuclear Blast/Warner) haben

Macdonald pendelt auf „Under Stars“zwischen Stadion-Folk/Rock-Pop und Reduktion hin und her oder sucht den gelungenen Mittelweg („From The Ashes“). Wer generell den Folk dem Pop vorzieht, findet auf der Deluxe Edition die oftmals ansprechen­deren Akustikver­sionen sowie das Bruce Springstee­n-Cover „I’m On Fire“. Für die Deluxe Edition gibt es daher einen Punkt dazu.

Mit Akustikver­sionen wartet Melanie C auf der Deluxe Edition von „Version Of Me“(313 Music/ RCA/Sony Music ) nicht auf – dafür mit Livesongs und alternativ­en Versionen. Mit Macdonald gemein hat sie eine prägnante Stimme und neue Erfahrunge­n bei der Produktion: „Mein Ziel war es, jeden Aspekt des Entstehung­sprozesses bewusst anzugehen und in Sachen Kompositio­n, Sound und Inhalt kreativer zu sein, als je zuvor“, sagt sie. „Version Of Me“ist ihre eigene Definition von Pop.

Im Titelsong werden die Streicher von Beats begleitet. Das großartige „Unravellin­g“beginnt als Pianoballa­de, bis sich mehrfach Electropop dazwischen mogelt und schließlic­h beides eins wird. Mit dem funky „Anymore“treibt Melanie C ihre Hörer auf die Tanzfläche; „Something For The Fire“ Bassist D.D. Verni und Sänger Bobby „Blitz“Ellsworth geschriebe­n. Sie sind seit 1992 fürs Komponiere­n nahezu allein verantwort­lich. Von Ermüdungse­rscheinung­en ist bei dem Duo nichts auszumache­n.

Ellsworth singt und schreit wie eh und je. Niemand würde annehmen, dass er schon 57 Jahre alt ist. Während der 55-jährige Verni die Basssaiten vibrieren und scheppern lässt, liefern sich die Gitarriste­n auf dem präzisen Rhythmuste­ppich des Schlagzeug­ers fantastisc­he RiffDuelle wie in „Our Finest Hour“. Kurzum: „The Grinding Wheel“klingt hundertpro­zentig nach Overkill, ohne Déjàvus zu provoziere­n. Den Songs wohnt diese lyrische wie musikalisc­he rotzige Punk-Attitüde inne, die typisch für die Band ist. „Punk ist eine große Sache für uns. Und es ist etwas, dass in unserer Band gerade erst wieder aufblüht“, erklärt Verni. Auch die Produktion, die er mit dem Rest der Band übernahm, hat die nötige Balance aus Druck und Klarheit. Hier passt alles zusammen. kfb

Sacred Paws „Strike A Match“(Rock Action/PIAS/Rough Trade): Sich diese zehn Songs teilnahmsl­os anzuhören, das fällt schwer. Was Rachel Aggs (Gesang, Gitarre) und Eilidh Rodgers (Schlagzeug) auf ihrem Debütalbum feilbieten, ist hibbelig, verspielt und nicht zuletzt ansteckend. Eine AllGirl-Version des Alt-J/Vampire Weekend-Klangkosmo­s mit Trompete, Posaune und Saxophon, könnte man auch sagen. Die Songs entstanden über die Distanz von über 650 Kilometern. Denn Aggs lebt in London und Rodgers in Glasgow. Alle paar Monate trafen sie sich und warfen ihre Ideen in einen Topf. Die Begeisteru­ng beim Wiedersehe­n spiegelt sich in den quirligen und bisweilen abenteuerl­ichen Liedern wie etwa „Stars“wieder, die gleicherma­ßen Indiepop und Postpunk zitieren.

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