Rührselige Geschichte
Neu im Kino: „Bailey“von Lasse Hallström
Knapp vier Jahre ist es her, als im Zieleinlauf des Boston-Marathons Eine Katze hat neun Leben, zwei Sprengsätze aber wie viele Leben hat ein explodierten und drei Hund? Im Film „Bailey“(Foto: Menschen getötet wurden, Constantin) des schwedischen darunter ein achtjähriger Erfolgsregisseurs Lasse Junge. 260 Menschen wurden Hallström („Chocolat“, zudem verletzt. Wie man „Gottes Werk und Teufels Zeitgeschichte würdevoll Beitrag“) kommt der Vierbeiner, mit Spannung, Action und aus dessen Perspektive ein wenig Pathos kombiniert, die Geschichte erzählt das hat Peter Berg zuletzt wird, immer wieder zur in seinem ÖlplattformDrama Welt. Dabei fragt sich die „Deepwater Horizon“Hunde-Seele: „Was ist der gezeigt. In „Boston“Sinn des Lebens? Wozu sind nun hat der versierte ActionRegisseur wir hier?“Die Antwort in die tagelange Jagd dem durchweg zuckersüßen auf die beiden Bombenleger Familienfilm lautet: Um die von Boston akribisch rekonstruiert. Besitzer zum Lachen und zum Lieben zu bringen. Dabei Nach „Lone Survivor“lässt „Bailey“, der auf (2013) und „Deepwater Horizon“dem Roman (2016) ist Mark Wahlberg „Ich gehöre erneut der Hauptdarsteller zu dir“von – ein heroischer und W. Bruce unverwüstlicher Superheld Cameron ist er allerdings nicht. Ganz basiert, im Gegenteil. Der Hollywood-Star, kaum ein der einen beliebten, Klischee des wenn auch sehr eigensinnigen HeldenHundes Cop spielt, ist der aus. lädierte Held – im wahrsten In seinen Sinne des Wortes. Nachdem verschiedenen er sich bei der VerbrecherJagd Reinkarnationen am Knie verletzt hat, humpelt er durch den ganzen in diversen Rassen rettet der Film. Aber er ist ja nicht Protagonist eine Familie aus allein. Obwohl „Boston“mit einem brennenden Haus, ein Mädchen aus dem Fluss, den Besitzer vor dem bösen Buben und verkuppelt außerdem zwei Pärchen.
Besonders angetan hat es dem Hund sein Herrchen Ethan Montgomery, gespielt von Bryce Gheisar, K. J. Apa oder Dennis Quaid, je nachdem, in welchem Jahr der Film sich gerade befindet. Zu diesem möchte der Vierbeiner unbedingt zurück, schließlich konnte er bei niemandem sonst so viel auf sonnengefluteten Wiesen Bälle fangen und im Bett kuscheln. Bis zum Happy End müssen die Zuschauer zunächst aber einige rührselige Lebensweisheiten und übermäßiges Auf-die-Tränendrüse-drücken ertragen. Der Film bietet dabei ein Abbild von dem, was wohl die Lebenswirklichkeiten typischer US-Amerikaner beschreiben soll. Das einzig Erträgliche in diesem erbärmlichen Film: die Stimme von Florian David Fitz, der in der deutschen Fassung den Hund spricht. (USA 2017, 100 Min., Regie: Lasse Hallström) Der Hund Bailey.
Neu im Kino: „Fist Fight“von Richie Keen – Actionreicher Stumpfklamauk vom Hollywood-Fließband „Bist du ein Mann oder eine Maus?“So raunte es bei dem berühmt-berüchtigten Monty Python einst unheilvoll, als ein Minusmännlein nach allerlei Unbillen wieder einmal Hier sieht er noch ganz frisch aus, doch das wird sich bald ändern: Mark Wahlberg als Cop Tommy. der Verzweiflung nahe war. Ganz ähnlich, aber doch anders genug ergeht es Andy Campbell, der mit heiterem Gemüt und unverzagter Zuversicht auch am letzten Schultag die Klasse betritt und einmal mehr eine Abfuhr
Zementblock: Ice Cube als Ron Strickland. erleiden muss. Campbells Passivität ist dem Kollegen Strickland ein Dorn im Auge, denn der ist ein Alphabulle, der jede Schülerrenitenz brachial im Keim erstickt. Als er dabei übertreibt und von Campbell beim Schulrektor verpfiffen wird und deshalb seinen Job verliert, fordert er Campbell zu einem Faustkampf nach Unterrichtsschluss auf dem Schulhof heraus. Während Campbell diverse Fluchtoptionen durchspielt, sieht seine Frau der unmittelbar bevorstehenden Niederkunft des ersten Kindes entgegen.
Dieser Film ist ein weiteres Beispiel für Stumpfklamauk moderner HollywoodPrägung. Im Spaßprogramm finden sich die unausrottbaren Streicheinheiten des Lümmelfilms (coole Schüler, doofe Lehrer) vereint mit der Idee vom Kind im Manne, (USA 2016, 133 Min., Regie: Peter Berg, Darsteller: Mark Wahlberg, Kevin Bacon, John Goodman, J.K. Simmons, Michelle Monaghan) das sich anarchisch Bahn bricht und hier zur Renaissance des Westernmythos führt, demzufolge ein Mann zu seiner Mannhaftigkeit zu stehen hat.
Und so bearbeiten sich im Finale der hysterische Winzling Charlie Day und der schwarze Zementblock Ice Cube mit Fäusten und Tritten, Motorhauben und Feuerlöschern. Komisch ist das nicht, die Szene könnte ebenso gut in einen Actionfilm geschnitten werden. Aber selbst dann wäre es eine talentfreie Zone.
USA 2017, 91 Min.; Regie: Richie Keen; Buch: Van Robichaux, Evan Susser; Kamera: Eric Alan Edwards; Musik: Dominic Lewis; Darsteller: Ice Cube, Charlie Day, Tracy Morgan, Jillian Bell, JoAnna Garcia Swisher, Dean Norris, Christina Hendricks.