Zauberberg trifft Shining
Neu im Kino: „A Cure For Wellness“von Gore Verbinski – Ziemlich kruder und überlanger Mystery-Thriller aus den Alpen
Mit drei „Fluch der Karibik“Folgen hat sich Regisseur Gore Verbinsky in Hollywood seine BlockbusterSporen verdient. Aber wer sich den glitschig, schaurig, modrigen Charme des Geisterschiffes nochmal vor Augen führt, kann auch in diesem Mainstream-Produkt unschwer den Liebhaber des Horrorfilmes erkennen.
Nun kehrt er mit dem Mystery-Thriller „A Cure For Wellness“zu seinen cineastischen Wurzeln zurück. Den Film kann man sich am besten als versuchte Mischung zwischen „Der Zauberberg“und „Shining“vorstellen. Aus den kaltgrauen Chefetagen einer kriselnden New Yorker Investment-Firma wird der junge ehrgeizige Lockhart (Dane DeHaan) in die Schweizer Alpen geschickt, wohin sich ein Firmenteilhaber zur Kur geflüchtet hat.
Ein Schloss auf einem Berggipfel beherbergt die Wellness-Klinik. Der Ort ist für seine Heilquellen ebenso bekannt wie für düstere Geschichten um einen Grafen, der vor 200 Jahren sein inzüchtiges Unwesen trieb. Die Patienten wandeln allesamt in weißen Bademänteln über das Gelände. Denn das Unternehmen und dessen charismatischer Leiter (Jason Isaacs) haben sich die seelische und körperliche Reinigung ihrer zivilisationsverseuchten Kundschaft ins esoterische Heilkonzept geschrieben.
„Purity before Wellness“steht auf einem Messingschild im Büro des Anstaltsleiters – eines von vielen Warnsignalen, die dem Publikum vor die Nase gehalten und vom Protagonisten ausführlich ignoriert werden. Als Lockhart nach nahezu zwei Kinostunden den Patienten im Speisesaal zuruft „Es ist das Wasser, das euch krank macht“teilt er eine Erkenntnis mit, die den Kinozuschauern mit unzähligen Großaufnahmen auf stets gefüllte Wassergläser schon eine gefühlte Ewigkeit lang aufgedrängt wurde.
Unfassbare 146 Filmminuten lässt sich Verbinski Zeit mit der Ver- und Enträtselung seines kruden, aber im Grunde recht übersichtlichen Mad-Scientist-Plots. Immerhin sieht das Ganze klasse aus. Ein paar Luftaufnahmen aus den Schweizer Bergen und die Hohenzollernburg in Bisingen geben eine prachtvolle Kulisse ab. Geld für Ausstattung, weiße Kochwäsche und die Begleichung der Wasserrechnung war in dieser deutsch-amerikanischen Produktion auch dank hiesiger Filmförderung offensichtlich genug vorhanden.
Kaum auszudenken, wieviele hübsche B-Movies man davon hätte drehen können. (USA/D 2016, 146 Min., Regie: Gore Verbinski; Buch: Justin Haythe)
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