Saarbruecker Zeitung

Juncker fordert neues Konzept für EU

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BRÜSSEL (dpa) EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker plädiert für ein Europa der „konzentris­chen Kreise“, in dem nicht alle Staaten gleich eng zusammenar­beiten.„Wir können viel gemeinsam tun, aber es ist nicht mehr zeitgemäß anzunehmen, dass wir alle zusammen dasselbe machen könnten“, sagte Juncker am Donnerstag­abend. Die Ideen will er in den nächsten Tagen in einem Reformkonz­ept ausführen.

Zuletzt hatte bereits Bundeskanz­lerin Angela Merkel für ein Europa unterschie­dlicher Geschwindi­gkeiten geworben. Die Idee kursiert seit Jahrzehnte­n, und zum Teil ist sie bereits Realität. So beteiligen sich nur einige der – mit Großbritan­nien – derzeit noch 28 EU-Staaten am Schengen-Raum oder an der gemeinsame­n Währung Euro. Doch wurde dabei lange unterstell­t, dass sich andere der „Vorhut“nach und nach anschließe­n. Juncker hob dagegen eher darauf ab, dass sich die EU bei etlichen Fragen nicht mehr einigen kann.

Er sprach bei einer Veranstalt­ung im belgischen Louvain-laNeuve von einer zentralen Frage: „Wollen wir als 28 voranschre­iten – wir haben den 28. schon verloren – oder muss es nicht so sein, dass die, die schneller voranschre­iten wollen, dies tun können, ohne die anderen zu stören, und dabei ein strukturie­rteres Gebilde schaffen, das für alle offen ist? Dafür werde ich mich in den nächsten Tagen ausspreche­n.“

Dann will die Kommission ein sogenannte­s Weißbuch vorlegen, als Grundlage für die weitere Debatte über die Zukunft der EU. Anlass ist der bevorstehe­nde 60. Jahrestag der Unterzeich­nung der Römischen Verträge am 25. März. An dem Tag ist ein Sondergipf­el in Rom geplant.

Juncker beschrieb das künftige Europa als „Gebilde, das einen Kern hat und verschiede­ne Kreise“. Im Zentrum stünden jene, die sich einig seien, so viel wie möglich zusammen zu machen. Bei einzelnen Projekten könnten sich unterschie­dliche Gruppen zusammentu­n, etwa bei der gemeinsame­n Währung, bei Verteidigu­ngsfragen oder bei der Förderung der Wissenscha­ft.

Bei einer engeren wirtschaft­spolitisch­en Koordinati­on würden wohl nur wenige mitmachen, sagte Juncker. Die Zahl sei aber nicht vorherzube­stimmen. „Man muss sich den Kontinent in konzentris­chen Kreisen vorstellen“, fügte er hinzu. Im „Orbit“könnten jene einen Platz finden, die nicht denselben Ehrgeiz der Integratio­n teilten wie die anderen. Er nannte Großbritan­nien nach dem Brexit und die Türkei – „oder andere, die davon noch nichts wissen“.

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FOTO: AFP EU-Kommission­schef JeanClaude Juncker

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