Saarbruecker Zeitung

Er wanderte viel mit seinen Freunden

Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörige­n und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorben­er vor. Heute: Edgar Meister.

- VON DIETER GRÄBNER

OBERWÜRZBA­CH Edgar Meister wurde am 15. August 1937 in St. Ingbert geboren. Er ist der Sohn von Klara und Ernst Meister, der als Soldat in Russland kämpfte, verscholle­n ist und 1956 für tot erklärt wurde. Edgar Meister und sein Bruder Wolfgang, Jahrgang 1942, wuchsen in St. Ingbert auf. Sohn Edgar besuchte in St. Ingbert die Volksschul­e, machte dann eine Lehre als Maurer, die er 1954 mit der Gesellenpr­üfung abschloss. 1960 bestand er die Prüfung als Maurer-Polier. Sein Cousin Gerhard Becker, Jahrgang 1935, und er bauten zusammen in St. Ingbert ein Einfamilie­nhaus, in das die Familie einzog. Sohn Edgar war ein vielseitig interessie­rter und begabter junger Mann, spielte Fußball beim FSV Oberwürzba­ch, arbeitete im Garten, hatte viele Freunde. 1957 lernte er am Vatertag auf der Wanderhütt­e in St. Ingbert seine spätere Frau Doris kennen. Sie war Verkäuferi­n in einem Lebensmitt­el-Laden. Die beiden heirateten am 30. April 1960 in der katholisch­en St. Hildegard-Kirche. Er war 23 Jahre alt, die Braut 22 Jahre alt. Gefeiert wurde im Familienkr­eis im eigenen Haus im Rentrische­r Weg in St. Ingbert.

Ehefrau Doris, Schwiegers­ohn Gregor, Bruder Wolfgang und ich sitzen in ihrem Haus in Oberwürzba­ch zusammen. Ehefrau Doris erzählt: ,,Mein Mann Edgar war ein fleißiger, hilfsberei­ter und vielseitig interessie­rter Mann. Ich bin gläubige Katholikin, gehe aber nicht jeden Sonntag in die Kirche. Christlich­e Grundsätze sind mir wichtig. Auch mein Mann war Katholik. Wir waren eine richtig gute Familie. Wir haben drei Töchter. 1961 wurde Tochter Birgit geboren, 1969 Tochter Margot und 1971 Tochter Andrea. Wir haben erst im Haus meiner Schwiegerm­utter gewohnt. Ich habe gestrickt und gehäkelt und mich um unsere Töchter und den Haushalt gekümmert. 1965 fing mein Mann an, unser Haus zu bauen, 100 Quadratmet­er, alles in Eigenbau.“

Sie macht eine kurze Pause, sagt dann: ,,Das war knochenhar­te Arbeit. Ich musste die Baustelle pflegen und sauber halten und die Steine ranschaffe­n. Wir sind an meinem Geburtstag am 12. Oktober 1967 eingezogen.“

,,Und sonst, was habt ihr als Familie unternomme­n? “, frage ich. ,,Wir fuhren jeden Sommer in Urlaub, mit dem Auto, mieteten uns Ferienwohn­ungen im Allgäu, in Urspring bei Füssen beispielsw­eise. Wir haben auch im Winter Urlaub in Ferienwohn­ungen in den Alpen gemacht. Dann sind wir Schlitten gefahren.“,,Und was hat Papa Edgar sonst noch unternomme­n?“, frage ich. Ehefrau Doris reicht mir drei Zeitungsau­sschnitte mit Fotos aus der Saarbrücke­r Zeitung rüber. Überschrif­t: ,,Zwei Meister halten die Brunnen im St. Ingberter Wald in Schuss“. Unterzeile: „Brüder Edgar und Wolfgang Meister investiere­n ehrenamtli­ch Zeit und Geld“. Der zweite und der dritte Ausschnitt sind Fotos, auf denen Männer im Wald arbeiten mit langen Bildunters­chriften. Überschrif­t: ,,Freizeit-Brunnenbau­er legen ein Kleinod an“und ,,Brunnen an der Dreiangel“. Bruder Wolfgang erzählt: ,,Das ging in den 90er-Jahren los. Da haben mein Bruder Edgar und seine Freunde angefangen, die alten Brunnen im Wald bei St. Ingbert zu pflegen.“

1997, er war nun Rentner, kauften Edgar und sein Bruder Wolfgang einen Traktor, eine Spaltmasch­ine für Holz und einen Anhänger. Bruder Wolfgang: ,,Wir wollten für unsere Kaminöfen das Buchenholz nicht kaufen. Wir haben anfangs im Wald von St. Ingbert mit Genehmigun­g der Förster sogar selbst Buchen gefällt und in 30 Zentimeter große Scheite geschnitte­n. Das hat Spaß gemacht. Wir waren viel im Wald unterwegs. 2002 haben mein Bruder Wolfgang und mein Schwiegers­ohn Gregor und ich unser Haus aufgestock­t. Irgendwie hatten wir immer was zu tun.“

Ehefrau Doris erzählt: ,,Mein Edgar hat gerne im Garten gearbeitet, seine Obstbäume gepflegt und Äpfel, Birnen und Mirabellen geerntet. Wir haben das Obst gerne gegessen, Er hat aber auch Apfel-, Birnen- und Mirabellen­Schnaps aus dem Obst gebrannt. Ich habe das geerntete Obst zu Marmelade gekocht.“Bruder Wolfgang: ,,Und wir waren viel wandern mit Freunden in den Vogesen. Einmal im Jahr machten wir mit Freunden auch Wanderurla­ub in der Schwäbisch­en Alb in Bad Urach.“Ehefrau Doris: ,, Wir haben fünf Enkelkinde­r und einen Urenkel. Er war ein überzeugte­r und herzensgut­er Großvater.“

1997 hatte er eine gesundheit­liche Krise. Er konnte nichts mehr essen, brach nur noch. Im St. Ingberter Kreiskrank­enhaus diagnostiz­ierten die Ärzte eine Magendrehu­ng. Der untere Teil des Magens hatte sich nach oben gedreht. Er wurde operiert, der Magen wurde zurückgedr­eht. Er wurde aus dem Krankenhau­s entlassen. Drei Monate später ein Rückschlag. Der Magen drehte sich wieder zurück. Er wurde wieder operiert, mit Erfolg. Es gab keinen erneuten Rückschlag.

Er lebte danach noch fast 20 Jahre lang das Leben eines vielseitig interessie­rten Ehemannes, Vaters und Großvaters. Am 7. November 2016 fühlte er sich nicht gut. Im Knappschaf­tskrankenh­aus in Sulzbach diagnostiz­ierten die Ärzte eine Hirnhauten­tzündung. Er starb kurz darauf am 12. Dezember im Krankenhau­s. Über seiner Traueranze­ige liest man: „Wir können dich nicht sehen, wir können dich nicht umarmen, doch wir wissen, in unseren Herzen wirst du immer sein.“.............................................

,,Er war ein überzeugte­r und herzensgut­er Großvater.“Doris Meister, Ehefrau des Verstorben­en

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FOTO: MEISTER Edgar Meister liebte den Wald, pflegte dort Brunnen, ging spazieren, machte Holz mit seinem Bruder.

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