Trumps nächster Schlag gegen die Medien
Der Kampf des US-Präsidenten gegen die Medien geht in eine neue Runde: Donald Trump erteilt Platzverweise – und sagt ein Traditions-Dinner ab.
WASHINGTON Zwei Wochen nach dem Gewinn der Präsidentschaftswahl saß Donald Trump im Konferenzraum der „New York Times“. Damals war er voll des Lobes für die renommierte Zeitung. Ein „ganz großes amerikanisches Juwel“sei das Blatt, ein „Welt-Juwel“, so der Republikaner. Heute klingen die Worte aus seinem Mund ganz anders: Die Publikation sei nicht nur „fake news“und stehe „vor dem Scheitern“, sondern sei auch „ein Feind der Bürger“.
Am Freitag eskalierte die Lage: Die Zeitung wurde zusammen mit anderen Trump-kritischen Medien, darunter auch CNN und die „Los Angeles Times“, von einer Gesprächsrunde von Trumps Pressesprecher Sean Spicer ausgeschlossen. gewordenen Medien Kampagsetzte Andere eher rechte Publikationen wie „Breitbart News“durften bleiben.
Gestern Abend, bei der Verleihung der „Oscars“in Hollywood, debütierte dann erstmals ein über zwei Millionen US-Dollar teurer 30 Sekunden-Werbespot der „New York Times“: Die Wahrheit sei hart, heißt es darin. Und: Die Wahrheit sei heute wichtiger als je zuvor. Sätze, die ganz klar gegen Trump zielen und bei der FilmGala eine bislang beispiellose Provokation eines US-Präsidenten darstellen. Gefochten wird mit harten Bandagen in diesem Streit, in dem Trump unbequem nen-Journalismus und fortgesetzte Lügen vorwirft. Dass er dabei keinen Spaß versteht, zeigt auch die Ankündigung Trumps, er werde dem traditionellen Korrespondenten-Dinner in Washington im April fernbleiben, an dem die meisten seiner Vorgänger teilgenommen haben und bei dem sich Journalisten und der Präsident gegenzeitig durch den Kakao ziehen.
Doch seit längerem ist bereits Schluss mit lustig im Verhältnis der Konfliktparteien, zu denen auch führende TV-Sender wie NBC, ABC und CBS gehören. Bei seiner Rede auf der CPAC-Konferenz, einer Versammlung führender konservativer Aktivisten, verbreitete Trump jetzt seine Idee, künftig das Zitieren anonymer Quellen verbieten zu wollen – ein verfassungsrechtlich kaum zu realisierender Schritt in einem Land, in dem der Oberste Gerichtshof die „freedom of speech“und damit auch kritische Berichte bisher als hohes Gut angesehen hat. Auch der Vorschlag des Präsidenten während seiner Wahlkampagne, es gesetzlich leichter zu machen, Zeitungen wegen vermeintlich falscher Berichte und übler Nachrede zu verklagen, würde wohl an der Verfassung scheitern.
Aufgrund dieser Hürden ist deshalb auch der Begriff „fake news“für Trump zur wichtigsten Waffe geworden. Der Präsident setzt dabei auch auf den Faktor, dass Umfragen zufolge die meisten USBürger – allen voran die Basis der Republikaner – von den Medien eine noch schlechtere Meinung haben als von Politikern.
Die Breitseiten Trumps sind derzeit Balsam für die Seelen jener Unterstützer, die nach Schuldigen für die chaotisch wirkenden ersten Amtswochen des Milliardärs suchen, der von einer nicht enden wollenden Serie von „leaks“– also internen Enthüllungen – geplagt wird. Die Attacken gegen einen wichtigen Teil der Medien sollen offenbar auch die Wirkung dieser Negativ-Nachrichten minimieren. Doch Blätter wie die „New York Times“wollen gegenhalten. „Die Wahrheit ist schwer zu finden“, hieß es in dem „Oscar“-Werbespot weiter – ein klares Indiz dafür, dass man nicht gewillt ist, klein beizugeben.