Saarbruecker Zeitung

Weiter Textilstre­it in Bangladesc­h

Eine Arbeitssic­herheits-Konferenz wird vom Kampf der Beschäftig­ten überschatt­et.

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DHAKA (dpa) Ein monatelang­er Streit zwischen Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern überschatt­et den Textilgipf­el in Bangladesc­h. Erst in letzter Sekunde lenkte die Regierung in Dhaka ein und entließ die letzten von mindestens 34 inhaftiert­en Arbeitern und Gewerkscha­ftlern, die teilweise wochenlang im Gefängnis gesessen hatten. Zuvor hatten Gewerkscha­ften, Handelsver­bände und Regierunge­n aus rund 20 Ländern öffentlich das Verhalten von Arbeitgebe­rn und Regierung in Frage gestellt. Ein Einlenken gab es aber erst, als wenige Tage vor dem Gipfel fünf große Marken ihre Teilnahme absagten – darunter Tchibo, C&A und Inditex (Zara). Die Festnahmen waren internatio­nal kritisiert worden – unter anderem vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund. Auch das Auswärtige Amt meldete Bedenken an, ob die Inhaftiert­en fair behandelt wurden.

Bereits seit dem 12. Dezember tragen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er der Textilindu­strie in Bangladesc­h einen offenen Konflikt aus. Tausende Arbeiter forderten eine Erhöhung ihres Mindestloh­ns auf rund 180 Euro im Monat – fast dreimal so viel wie bisher. Als Reaktion wurden mehr als 50 Fabriken zeitweise geschlosse­n. Laut Gewerkscha­ftsangaben wurden zudem mindestens 1600 Arbeiter entlassen und mindestens 34 Aktivisten festgenomm­en, Büros von Gewerkscha­ften mussten schließen.

Auf dem Textilgipf­el, ausgericht­et vom Verband der bangladesc­hischen Textilexpo­rteure BGMEA, sollten Fortschrit­te bei der Arbeitssic­herheit diskutiert und ein Ausblick auf die Zukunft des zweitgrößt­en Textilexpo­rteurs der Welt geworfen werden. Denn dass es beim Arbeitssch­utz Fortschrit­te gab, wird kaum bestritten.

Auf der anderen Seite ist es jedoch immer noch sehr schwierig, in Bangladesc­h eine Gewerkscha­ft zu gründen oder für andere Arbeiterre­chte zu kämpfen. In der Textilindu­strie ist nur rund jeder 20. der mehr als vier Millionen Arbeiter gewerkscha­ftlich organisier­t.

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