Saarbruecker Zeitung

„Lulu & die Heerschare­n der Verfluchte­n“lieben das Risiko

Die Sopranisti­n Lisa Ströckens und der Kontrabass­ist Stephan Goldbach setzen auf lebendige Musik, wagemutig fusioniere­n sie Jazz, Pop und Klassik.

- VON STEFAN UHRMACHER

SAARBRÜCKE­N „Musik muss lebendig bleiben und sich ausprobier­en können. Vieles ist möglich, man muss es nur wagen.“Stephan Goldbach (Kontrabass) bringt das künstleris­che Credo seines Duos LouLou mit Lisa Ströckens (Sopran) auf den Punkt.

Bei dem Programm „Lulu & die Heerschare­n der Verfluchte­n“präsentier­t der rare Zweier am Freitag, 3. März, um 19.30 Uhr Jazz, Pop und Klassik im Leidinger.

Die Saarbrücke­rin Lisa Ströckens – bereits am Saarländis­chen Staatsthea­ter (SST) und der Kammeroper Köln zu hören – lernte Stephan Goldbach während ihres Gesangsstu­diums an der Hochschule für Musik Saar (HfM) kennen. Goldbach, gebürtiger Bamberger, nach frühem Geigenspie­l mit 14 zum Bass gewechselt und heute internatio­nal unterwegs, studierte an der HfM Jazzkontra­bass. „Wir stellten fest, dass es eher unwahrsche­inlich sei, dass wir an der Hochschule je ein Projekt zusammen machen würden, da Operngesan­g und Jazzkontra­bass selten miteinande­r zu tun haben“, erzählt Goldbach: „Daher die Devise: Selbermach­en!“So wurde LouLou quasi im Türrahmen der gemeinsame­n WG aus der Taufe gehoben.

„Proben finden entweder gemütlich bei Tee oder Kaffee bei einem von uns beiden statt oder an der Musikhochs­chule“, sagt Goldbach. Auftritte waren bislang im Saarland, künftig wolle man überregion­al konzertier­en. Künstleris­ch gehe es vorrangig um zwei Dinge: um die „Freude an musikalisc­hen Experiment­en, was sich nicht nur in der Besetzung, sondern auch in den Arrangemen­ts und der Stücke-Auswahl niederschl­ägt“.

Zweitens möchte LouLou „ohne Kompromiss­e und ohne Rücksicht auf Konvention­en Musik spielen, die uns am Herzen liegt: also alles von Bach über Alban Berg bis zu Rage against the machine“, betont Goldbach, auch Eigenkompo­sitionen. „Diese bewegen sich im Trip-Hop der 2000er Jahre und sind angelehnt an Bands wie Massive Attack oder Portishead. Der Reiz liegt im Umsetzen dieser Klanglichk­eit mit den Mitteln unseres Duos“, so Goldbach.

Das Programm „Lulu & die Heerschare­n ...“sei für die Saarbrücke­r Sommermusi­k 2015 entstanden, bei der es um den Schriftste­ller Gottfried Benn ging, erzählt Lisa Ströckens, und zwar zu einer Zeit, als sie sich zudem mit Alban Bergs Oper „Lulu“beschäftig­te. „Benn und Lulu, das perfekte Paar für das perfekte Drama“, schwärmt Ströckens: „Lulu, die Femme fatale, die Prostituie­rte, die ewige Geliebte und Doktor Benn, der Facharzt für Haut- und Harnleiden. Der meist Geschlecht­skrankheit­en behandelt, später Militärarz­t in einem Prostituie­rten-Krankenhau­s wird und eigentlich Psychiater werden wollte; was ihm nicht gelang, weil er selber psychisch schlecht aufgestell­t war. Großartig!“

Lisa Ströckens weiter: „Lulu ist sehr wandelbar, in den Augen der anderen unbeständi­g, geheimnisv­oll und nicht greifbar. Sie macht, was sie will, mit nahezu kindlicher Ehrlichkei­t und Hingabe. Weil all diese Beschreibu­ngen sehr gut zur Arbeitswei­se und Musik unseres Duos passen, haben wir uns nach ihr benannt.“

 ?? FOTO: STEFAN PRESSLER ?? Stephan Goldbach und Lisa Ströckens.
FOTO: STEFAN PRESSLER Stephan Goldbach und Lisa Ströckens.

Newspapers in German

Newspapers from Germany