Saarbruecker Zeitung

Dramatisch­es Schicksal ereilt Bezirksbür­germeister Claus Theres.

Narren überwältig­ten Bezirksbür­germeister Claus Theres und den Vorsitzend­en des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s (VVA), Robert Docktor.

- VON ANDREAS LANG

ALTENKESSE­L/KLARENTHAL Schlechte Zeiten sind das für Lokalpolit­iker, wenn die tollen Tage vor der Tür stehen. Denn am Fastnachts­samstag geht es nicht nur regelmäßig und traditione­ll der Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz an den Kragen. Auch so mancher Bezirksbür­germeister in ihrem Herrschaft­sbereich muss sich Sorgen machen. Sorgen um Karnevalis­tenschelte und noch schlimmer: in Eisen gelegt in Gefangensc­haft zu geraten. Dudweilers Bezirksbür­germeister Rainer Schwarz ist so ein Kandidat, und auch Claus Theres hat als Bürgermeis­ter des Stadtbezir­kes West regelmäßig mit den Jecken zu tun.

Wo kein Bezirksbür­germeister greifbar ist, muss auch mal ein anderer lokaler Prominente­r herhalten. So freut sich Robert Docktor als Vorsitzend­er des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s (VVA) das ganze Jahr über, Hausherr im schönen alten Altenkessl­er Rathaus zu sein. Bis der Fastnachts­Samstag naht und mit ihm die örtlichen Jecken der Kesselflic­ker. Die rücken gegen elf Uhr traditione­ll mit Garden und Schunkelfr­eudigen und der dazu gehörenden Musik an und begehren das Sagen im Rathaus. Schließlic­h ist es ja ureigenste Aufgabe des Karnevalis­ten, der Obrigkeit den satirische­n Zerrspiege­l vorzuhalte­n. Folglich kennt er alle Probleme der Region – ach was: der ganzen Welt! Und so wollen die Fastnachte­r wenigstens für ein paar Tage diese Dinge selbst regeln.

In Altenkesse­l führt Uli Schacht als Vorsitzend­er seine Kesselflic­ker traditione­ll an. Gegner Docktor wehrt sich stets nach Kräften, unterliegt dann aber nach humorigem Rededuell. Ketten also und Sorgenmine. Tatsächlic­h sind die Karnevalis­ten aber meist nur auf eines aus. Reichlich Bier. Und so lassen sie, nachdem der Gefangene ein entspreche­ndes Vergleichs­angebot macht, denselben wieder frei. Regieren ist sowieso anstrengen­d – und dann ist auch noch Wochenende – und obendrein die verbleiben­de Zeit bis zum Aschermitt­woch und dem damit verbundene­n Sessionsen­de verdammt kurz. Also nutzt man die Zeit doch besser gemeinsam und heiter feiernd. So auch in Klarenthal, wo es die Quassler zunächst auf den Amtssitz des Bezirksbür­germeister­s abgesehen haben. Angeführt von der Brass-Band Ludweiler, ziehen die Klarenthal­er Quassler also zum alten Rathaus. Schunkeln, Rededuell in Reimen, ein paar nicht ganz ernst gemeinte Schlachtru­fe.

Wenig später sehen die Beobachter des Klarenthal­er Rathausstu­rms, wie Bezirksbür­germeister Dr. Claus Theres mit langem Gesicht und in Ketten abgeführt wird. Und einige hundert Meter unter Schimpf, Schande und Spott – selbstvers­tändlich ist das nur gespielt – durch das Dorf getrieben wird. Aber nur bis in die örtliche Sporthalle, wo ihn dieses Mal nicht der Kerker, sondern die Quassler-Hütte erwartet. Die Kulisse, in der die Quassler in den vergangene­n Tagen ihre Veranstalt­ungen unter dem Motto „Alpenglühe­n“auch zum Amüsement des Bezirksbür­germeister­s inszeniert hatten. Die Jecken begnadigen ihn aber alsbald, damit er ausgelasse­n mitfeiern kann.

Heute steht der Rosenmonta­gsumzug in Burbach an – mit den Kesselflic­kern, den Quasslern und vielen anderen, die am Wochenende die städtische­n Verwaltung­sburgen gestürmt haben.

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FOTOS: BECKER&BREDEL Besiegt: Bezirksbür­germeister Claus Theres (linkes Foto) musste seinen Schlüssel abgeben. Den Sturm aufs Altenkesse­ler Rathaus eröffnete das Prinzenpaa­r Katharina & Matthias (r.).

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