Dramatisches Schicksal ereilt Bezirksbürgermeister Claus Theres.
Narren überwältigten Bezirksbürgermeister Claus Theres und den Vorsitzenden des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVA), Robert Docktor.
ALTENKESSEL/KLARENTHAL Schlechte Zeiten sind das für Lokalpolitiker, wenn die tollen Tage vor der Tür stehen. Denn am Fastnachtssamstag geht es nicht nur regelmäßig und traditionell der Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz an den Kragen. Auch so mancher Bezirksbürgermeister in ihrem Herrschaftsbereich muss sich Sorgen machen. Sorgen um Karnevalistenschelte und noch schlimmer: in Eisen gelegt in Gefangenschaft zu geraten. Dudweilers Bezirksbürgermeister Rainer Schwarz ist so ein Kandidat, und auch Claus Theres hat als Bürgermeister des Stadtbezirkes West regelmäßig mit den Jecken zu tun.
Wo kein Bezirksbürgermeister greifbar ist, muss auch mal ein anderer lokaler Prominenter herhalten. So freut sich Robert Docktor als Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVA) das ganze Jahr über, Hausherr im schönen alten Altenkessler Rathaus zu sein. Bis der FastnachtsSamstag naht und mit ihm die örtlichen Jecken der Kesselflicker. Die rücken gegen elf Uhr traditionell mit Garden und Schunkelfreudigen und der dazu gehörenden Musik an und begehren das Sagen im Rathaus. Schließlich ist es ja ureigenste Aufgabe des Karnevalisten, der Obrigkeit den satirischen Zerrspiegel vorzuhalten. Folglich kennt er alle Probleme der Region – ach was: der ganzen Welt! Und so wollen die Fastnachter wenigstens für ein paar Tage diese Dinge selbst regeln.
In Altenkessel führt Uli Schacht als Vorsitzender seine Kesselflicker traditionell an. Gegner Docktor wehrt sich stets nach Kräften, unterliegt dann aber nach humorigem Rededuell. Ketten also und Sorgenmine. Tatsächlich sind die Karnevalisten aber meist nur auf eines aus. Reichlich Bier. Und so lassen sie, nachdem der Gefangene ein entsprechendes Vergleichsangebot macht, denselben wieder frei. Regieren ist sowieso anstrengend – und dann ist auch noch Wochenende – und obendrein die verbleibende Zeit bis zum Aschermittwoch und dem damit verbundenen Sessionsende verdammt kurz. Also nutzt man die Zeit doch besser gemeinsam und heiter feiernd. So auch in Klarenthal, wo es die Quassler zunächst auf den Amtssitz des Bezirksbürgermeisters abgesehen haben. Angeführt von der Brass-Band Ludweiler, ziehen die Klarenthaler Quassler also zum alten Rathaus. Schunkeln, Rededuell in Reimen, ein paar nicht ganz ernst gemeinte Schlachtrufe.
Wenig später sehen die Beobachter des Klarenthaler Rathaussturms, wie Bezirksbürgermeister Dr. Claus Theres mit langem Gesicht und in Ketten abgeführt wird. Und einige hundert Meter unter Schimpf, Schande und Spott – selbstverständlich ist das nur gespielt – durch das Dorf getrieben wird. Aber nur bis in die örtliche Sporthalle, wo ihn dieses Mal nicht der Kerker, sondern die Quassler-Hütte erwartet. Die Kulisse, in der die Quassler in den vergangenen Tagen ihre Veranstaltungen unter dem Motto „Alpenglühen“auch zum Amüsement des Bezirksbürgermeisters inszeniert hatten. Die Jecken begnadigen ihn aber alsbald, damit er ausgelassen mitfeiern kann.
Heute steht der Rosenmontagsumzug in Burbach an – mit den Kesselflickern, den Quasslern und vielen anderen, die am Wochenende die städtischen Verwaltungsburgen gestürmt haben.