Finanz-Tipps für Häuslebauer im Saarland
Die Verbraucherzentrale Saarland warnt vor leichtsinnigem Vertrauen in dauerhafte Niedrigzinsen.
SAARBRÜCKEN Die Zinsen sind niedrig, und für das eigene Geld bekommt man auf der Bank kaum noch etwas. Eigentlich der ideale Zeitpunkt, um mit dem Einsatz von Eigenkapital einen Baukredit aufzunehmen und in Immobilien zu investieren. Schon gar, da sich die Inflation wieder gegen zwei Prozent bewegt und so das Spargeld aufzufressen droht.
Doch Jürgen Zimper, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Saarland, warnt vor einem zu leichtsinnigen Umgang mit der Baufinanzierung. „Gerade weil die Zinsen so niedrig sind, ist besondere Aufmerksamkeit gefragt“, sagt Zimper Gerade jüngere Menschen würden davon ausgehen, dass die Zinsen dauerhaft so niedrig bleiben, sagt sein Kollege Bernd Seitz, bei der Verbraucherzentrale für Baufinanzierungsberatung zuständig.
Die beiden Verbraucherschützer kennen zahlreiche Fallstricke, über die Kunden bei einer Baufinanzierung stolpern können. „Das größte Risiko ist natürlich eine Zinserhöhung“, sagt Seitz. Denn gerade bei langfristigen Darlehen gelte es auch schon, die weitere Finanzierung im Auge zu behalten. „Ganz wichtig ist eine Modellrechnung, wie die künftigen Belastungen beispielsweise bei Zinserhöhungen um ein, zwei oder drei Prozent aussehen“, sagt Seitz. Gerade angesichts der aktuell niedrigen Zinsen sei es beispielsweise sinnvoll, sich neben dem bestehenden Kredit über einen Bausparvertrag auch eine Anschlussfinanzierung zu sichern.
Ganz wichtig sind laut Seitz aber auch eine Risiko-Lebensversicherung sowie eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung. „Wenn der Hauptverdiener plötzlich ausfällt, muss gesichert sein, dass die Kredite weiterhin bedient werden können“, sagt er.
Aber auch Feinheiten in der Vertragsgestaltung können im Zweifelsfall eine große Wirkung haben, sagt Zimper. So sei es beispielsweise sinnvoll, bei den Tilgungsmöglichkeiten Sonderregeln in den Vertrag zu schreiben. „Gerade bei Doppelverdienern, die vielleicht durch Kinder mal mehr, mal weniger verdienen, sollten variable Tilgungssätze festgeschrieben werden“, sagt er. Unbedingt sollten Sondertilgungen vereinbart werden. Auch wenn bereits ein Zinssatz verhandelt wurde, sei es häufig möglich, solche zusätzlichen Bedingungen in den Vertrag zu schreiben, sagt Seitz.
Als großen Fallstrick bei der Baufinanzierung sehen die Verbraucherschützer die zu optimistische Einschätzung der Eigenleistungen. „Diese werden nur selten realistisch angesetzt“, sagt
Zimper. Wenn aber der Rohbau steht und der Bauherr dann doch nicht die nötige Zeit hat, selbst zu verputzen oder Kabel und Rohre zu legen, kann der Bau deutlich teurer werden als geplant.
Trotz der höheren Kosten sei es in jedem Fall sinnvoll, beim Bau die entsprechenden Verträge von Juristen prüfen zu lassen, um Überraschungen zu vermeiden. Und auch beim Kauf zahle es sich immer aus, vorab einen Sachverständigen den Zustand des Gebäudes prüfen zu lassen: „Das ist gut investiertes Geld“, sagt Seitz.