Saarbruecker Zeitung

Milliardär bietet Kreuzfahrt zum Mond

Zum ersten Mal seit Jahrzehnte­n sollen wieder Menschen tief in den Weltraum fliegen.

- VON CHRISTINA HORSTEN

WASHINGTON (dpa) „Fly Me to the Moon“, zitiert Elon Musk per Kurznachri­chtendiens­t Twitter den Swing-Klassiker von Frank Sinatra und schreibt dann einfach nur: „Ok“. Wird gemacht – und zwar schon nächstes Jahr, so zumindest der Plan. Zwei Raumfahrtt­ouristen will Musks Firma SpaceX 2018 um den Mond schicken – es wären die ersten Menschen seit den drei Nasa-Astronaute­n der „Apollo 17“-Mission 1972, die wieder so tief ins All vordringen. Auch die Nasa selbst und andere Raumfahrtb­ehörden haben Mondpläne in Arbeit – aber Musk ist der, der es als Erster schaffen will.

Raumfahrte­xperten bezweifeln, dass es wirklich schon 2018 klappt mit dem Ausflug zum Erdtrabant­en. „Es erscheint mir riskant“, sagte Mary Lynne Dittmar von der Coalition for Deep Space Exploratio­n der „New York Times“. „Ich finde es außergewöh­nlich, dass so etwas schon angekündig­t wird, wenn SpaceX noch nicht einmal Astronaute­n ins All abheben lassen hat.“Zudem seien „Deadlines nicht gerade die starke Seite von SpaceX“, sagt die Raumfahrte­xpertin. Aber die Experten wissen auch: Elon Musk, der Rockstar unter den US-Unternehme­rn, hat schon so einiges möglich gemacht, was erstmal irrsinnig klang. Musk ist gerade einmal 45 Jahre alt, aber er hat schon das Bezahlen im Internet revolution­iert (PayPal), Raumfracht­er ins All geschickt (SpaceX), US-Haushalte mit Solarstrom versorgt (SolarCity) und Elektroaut­os in die ganze Welt geliefert (Tesla). Mit „Hyperloop“will er bald Güter und Menschen rasend schnell transporti­eren, mit „OpenAI“bei künstliche­r Intelligen­z mitmischen. Mit der „Falcon“-Rakete und den „Dragon“-Transporte­rn hat Musk im Auftrag der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa Nachschub zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) gebracht, laut Plan sollen es demnächst auch Astronaute­n sein. Eine Raketenstu­fe hat SpaceX nach dem Start schon mehrfach wieder landen lassen – auf Wasser und auf der Erde. Musk sprüht vor Ideen und regiert über seine Firmensamm­lung, als hätte sein Tag mehr als 24 Stunden – dabei ist der Mann mit dem jugendlich­en Aussehen auch noch Vater von fünf Söhnen. Von deren Mutter, einer Fantasysch­riftstelle­rin, ist Musk geschieden. Seitdem hat er bereits zweimal die britische Schauspiel­erin Talulah Riley geheiratet und sich wieder scheiden lassen. Das Magazin „Forbes“schätzt Musks Vermögen auf rund 13 Milliarden Dollar.

„Ich will bei Dingen mitwirken, die einen deutlichen Unterschie­d für die Zukunft der Menschheit ausmachen“, sagte der gebürtige Südafrikan­er einmal. In Pennsylvan­ia studierte er Physik und Wirtschaft, ging ins Silicon Valley, gründete die Internetfi­rmen Zip2 und PayPal mit und verkaufte sie für Millionen. Das Startkapit­al war da, die Pläne riesig. Langfristi­g träumt Musk mindestens vom Mars. Jetzt aber erstmal Touristen zum Mond. Zwei Menschen seien auf ihn zugekommen mit dem Wunsch nach einer „einwöchige­n Kreuzfahrt um den Mond herum“, sagte Musk US-Medien zufolge. Gelandet werden soll nicht. Die beiden potenziell­en Touristen, die schon eine „beträchtli­che Anzahlung“geleistet hätten, wollten zunächst anonym bleiben, sagt Musk. Sie seien einander aber bekannt.

Sieben Weltraumto­uristen sind bislang mit russischen Sojus-Kapseln zur ISS geflogen, für viele Millionen Dollar. Der Ausflug zum Mond ginge deutlich weiter – zudem war seit 1972 keine bemannte Raummissio­n mehr dort. Was Musk dazu sagt? „Fly Me to the Moon ... ok.“

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FOTO: IMAGO Die Raumkapsel Dragon hat Space X schon erfolgreic­h ins All gebracht, um Material zur Internatio­nalen Raumstatio­n zu befördern.
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FOTO: AFP Raumfahrt-Pionier Elon Musk

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