PRESSESCHAU
Die „Frankfurter Rundschau“kommentiert den Raser-Prozess:
War das Mord? Vielleicht hatten die Berliner Richter gute Gründe, die jetzt die tödliche Raserei von zwei durchgeknallten Typen als schwerste aller Straftaten eingestuft haben. Unabhängig davon darf vermutet werden, dass die Höchststrafe bei vielen braven Autofahrern (und selbst bei weniger braven) auf Zustimmung stößt. Ebenso wie der Plan der Politik, die Strafen für illegale Autorennen zu verschärfen. Doch so verständlich dieser Reflex sein mag: Niemand sollte glauben, dass das Wegsperren ein Allheilmittel gegen den rasenden Männlichkeitswahn sei. Leute, die so etwas nötig haben, sind durch drohende Strafen oft nicht abzuschrecken.
Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“äußert sich zu dem Thema:
Der Rechtsstaat stellt sich vor Opfer und Angehörige. Er wahrt zudem den eigenen Anspruch auf Respekt. Rasern wird das Grinsen vergehen, wenn sie als Mörder ins Gefängnis wandern. Aber dennoch: Immer härtere Strafen für alle möglichen Vergehen machen die Gesellschaft weder friedlicher noch besser oder mitmenschlicher. Die Repression ist das Raubtier Rache in seiner gezähmten Form. Man sollte es nicht leichtfertig von der Kette lassen.
Die linksliberale polnische Zeitung „Gazeta Wyborcza“beschäftigt sich mit Trump und den Medien:
Viele europäische Politiker werden von ihm lernen, insbesondere wie man öffentlich den Ruf kritischer Journalisten untergräbt und sie verachtet. Und wie man Halbwahrheiten und Lügen für politische Zwecke einsetzt, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Die USA sind nicht Ungarn oder die Türkei, Trump wird es nicht gelingen, USJournalisten den Mund zu verbieten. Vielleicht wird er im Krieg mit den Medien scheitern. Das Problem ist, dass es ein zerstörerischer Konflikt sein wird, der sich weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten ausbreiten wird.
„Der Standard“aus Wien schreibt zum Bundestagswahlkampf:
Es ist nicht allein Schulz, der das Zeug dazu hat, zur echten Bedrohung zu werden. Die Konstellation ist eine andere als in den für Merkel bequemen Jahren 2009 und 2013. Damals war sie so beliebt, dass die Deutschen gar nicht genug von ihr bekommen konnten. Jetzt aber hat sich offensichtlich das in der Union lange Undenkbare eingestellt: eine gewisse Merkel-Müdigkeit. Sie dürfte steigen, wenn Merkel nicht bald kämpferischer wird.