Saarbruecker Zeitung

IWF gilt seit 70 Jahren als Staaten-Retter

- VON ANDRÉ STAHL, ALKIMOS SARTOROS UND MICHAEL DONHAUSER

WASHINGTON (dpa/jwo) Die aktuelle Baustelle heißt Griechenla­nd: Mit mehr als 300 Milliarden Euro versucht die Staatengem­einschaft, das kleine Land vor der Pleite zu bewahren. Einen Teil der Hilfen trägt der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF), der heute 70 Jahre alt wird und dem 189 Mitglieder angehören.

Am 1. März 1947 trat der IWF als Finanzfeue­rwehr erstmals operativ auf den Plan. Die großen wirtschaft­lichen Schwankung­en der 1920er und 1930er Jahre, in Teilen mit ursächlich für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, sollten sich keinesfall­s wiederhole­n, Stabilität war das Gebot der Stunde.

Die Idee hinter dem Währungsfo­nds sind Kredite, die die Mitglieder abrufen können, wenn sie in Zahlungsnö­te geraten. Neben Griechenla­nd haben in den vergangene­n Jahren auch Argentinie­n, Rumänien und Irland davon Gebrauch gemacht.

Gerade im Falle Griechenla­nd allerdings ist es immer wieder zu Ärger zwischen der Europäisch­en Union und dem IWF gekommen. Weil der IWF seine Kredite an klare Bedingunge­n knüpft, beispielsw­eise geringere Staatsausg­aben, eine niedrigere Inflation oder mehr Liberalisi­erung im Bankenwese­n, ist ein hohes Reformtemp­o unerlässli­ch. Außerdem Privatisie­rungen. Und ein Schuldenab­bau. IFW-Chefin Christine Lagarde fordert deshalb von der EU, bei Griechenla­nd einen weiteren Schuldensc­hnitt einzuleite­n, damit das Land seine Lasten selbststän­dig tragen kann.

Wegen der Differenze­n denkt die EU zunehmend über einen Europäisch­en Währungsfo­nds nach. Absprachen und Beschlüsse wie „Nicht ohne den IWF“könnten für die Europäer der Vergangenh­eit angehören.

Noch sind die IWF-Kontrolleu­re bei der Griechenla­nd-Rettung mit an Bord. Auch diese Woche werden die IWF-Kontrolleu­re gemeinsam mit den Vertretern der EU und der EZB in Athen das griechisch­e Reformprog­ramm prüfen. In der IWF-Zentrale in Washington ist man schon länger genervt von der Griechenla­nd-Rettung. Dauer, Aufwand und Ressourcen des Fonds stünden in keinem Verhältnis zum Gewicht des kleinen Euro-Landes mit einer Wirtschaft­sleistung von rund 195 Milliarden Euro und einem Schuldenbe­rg von mehr als 300 Milliarden Euro. Dabei sind die nackten Zahlen weniger dramatisch. Nach Darstellun­g von Klaus Regling, Chef des europäisch­en RettungsMe­chanismus ESM, der einen Großteil der Griechenla­nd-Hilfen stemmt, hat der IWF „relativ wenig getan“. Aktuell halte der Fonds in Griechenla­nd 12,5 Milliarden Euro an Krediten – der ESM 162 Milliarden Euro, rechnet er vor.

Wie es mit dem IWF weitergeht, ist auch angesichts der neuen USRegierun­g offen. Die Amerikaner sind mit Abstand größter Anteilseig­ner des Währungsfo­nds. Der IWF tritt für eine stabile Weltwirtsc­haft durch Kooperatio­n ein und ist gegen Protektion­ismus. Eine starke EU und globale Zusammenar­beit aber gehören bisher nicht zu den Zielen des neuen USPräsiden­ten Donald Trump.

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