Saarbruecker Zeitung

Ein Zaun soll die Gleisgänge­r stoppen

Immer wieder kreuzen Frauen und Männer die Gleise im Burbacher Bahnhof. Bahn und Polizei haben jetzt reagiert.

- VON ALEXANDER MANDERSCHE­ID

BURBACH Die Sonne taucht für einen Moment zwischen den Wolken auf und erhellt Jürgen Glaubs Gesicht, als er die entscheide­nden Sätze sagt. Ein Zaun soll die hohe Zahl der Gleisgänge­r am Burbacher Bahnhof eindämmen. Genau zu diesem Anlass ist der Oberkommis­sar der Bundespoli­zei am Freitag in Bexbach vor Ort vorgefahre­n. Mit dabei sind sein Kollege Jürgen Jung, Polizeihau­ptkommissa­r und Gruppenlei­ter im Bundespoli­zeirevier Saarbrücke­n Hauptbahnh­of, Brigitte Kreutzer und Eric Finkler, beide Prävention­sbeauftrag­te bei der Bundespoli­zei, und Jürgen Königstein, dem Arbeitsgeb­ietsleiter Betrieb bei der DB Netz, einem hundertpro­zentigen Tochterunt­ernehmen der Deutschen Bahn AG. Brigitte Kreutzer hat den Bahnhof Burbach in der Angelegenh­eit Gleisgänge­r begutachte­t.

Sie alle hat die Tatsache zusammenge­führt, dass immer wieder Menschen verbotener­weise und unter Lebensgefa­hr die Bahngleise überschrei­ten, die den Bahnsteig von der Hochstraße trennen. Diese „Personen im Gleis“, wie sie die Zugführer an die Zentrale melden, meiden den engen, verwinkelt­en Treppenauf­gang als eigentlich­en Zugang und schlüpfen teilweise sogar kurz vor heranrausc­henden Zügen über die Schienen. Anwohner beobachtet­en selbst junge Mütter mit kleinen Kindern auf diesem riskanten Weg (wir berichtete­n mehrfach). Damit soll nun Schluss sein, rechtzeiti­g, bevor etwas passiert.

„Wir haben das Problem schon seit einem halben Jahr auf dem Schirm“, sagt Jürgen Glaub, auch die Berichte in der Saarbrücke­r Zeitung hätten ihren Anteil daran gehabt. Zunächst setzten die Beamten auf Aufklärung und besuchten nahegelege­ne Schulen, um die Jugendlich­en für die Gefahren im Gleisbett zu sensibilis­ieren. Die Polizei ging verstärkt auf Streife am Bahnhof, auch in zivil, und erwischte sogar hin wieder jemanden, sprach Bußgeldstr­afen aus und beriet sich mit der Bahn. Die Zahl der Gleisgänge­r senkte das nicht. Und damit sind sich jetzt alle einig: Ein Zaun muss her.

Ein provisoris­cher steht bereits. Er versperrt genau dort den Weg, wo die Gleisgänge­r schon mehrere Trampelpfa­de in den Boden getreten haben: Auf der einen Seite schließt er mit dem Bahnhofsge­bäude ab und reicht auf der anderen Seite nach rund 50 Metern bis tief ins Gebüsch. Wer jetzt noch auf die Gleise will, muss sich schon ordentlich anstrengen und den übermannsh­ohen Bauzaun überklette­rn, ihn umwerfen oder sich durch die Dornenheck­en kämpfen. Es ist ein Test. „Wenn der Bauzaun sich bewährt, wissen wir, dass ein fester Zaun ausreicht, um das Problem zu beheben“, sagt Jürgen Glaub. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass der Zaun weiter oder höher reichen muss – das werde sich dann zeigen. Dass es auf jeden Fall einen festen geben wird, scheint bereits unumstritt­en. Die Planung laufen, wie Jürgen Königstein von der DB Netz einwirft. Und Jürgen Glaub ergänzt, dass die Polizei auch weiterhin auf Kontrollst­reifen am Burbacher Bahnhof setze.

Wie gefährlich es ist, die Gleise zu überschrei­ten, hat der Fall einer Frau in Beckingen vergangene­n Sommer gezeigt, die vom Zug doch noch erwischt und getötet wurde. Viele Leute glauben, sie könnten abschätzen, wann sie sicher sind. Aber: „Moderne Züge fahren sehr leise und trotzdem rasend schnell.“Sie rauschen mit einer regelrecht brachialen Gewalt heran, ohne dass man sie zuvor bemerkt. Das im Kopf zu behalten, ist Eric Finkler vom Prävention­steam der Bundespoli­zei ein großes Anliegen.

„Wenn der Bauzaun sich bewährt, wissen wir, dass ein fester Zaun ausreicht, um das Problem

zu beheben.“

Jürgen Glaub Polizeiobe­rkommissar der Bundespoli­zei in Bexbach

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FOTOS (2): BECKER&BREDEL Die Bahn will zunächst zusammen mit der Bundespoli­zei um Jürgen Glaub (rechts) mit einem Provisoriu­m testen, wie hoch und breit der spätere, feste Zaun sein muss.
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