Saarbruecker Zeitung

Wird hier wer verschauke­lt?

KOLUMNE SO KANN’S GEHEN Hängematte­n-Fans lassen sich nicht alles bieten. Manches, was es so zu kaufen gibt, weckt bei ihnen Kopfschütt­eln – auch Offerten aus Edel-Katalogen.

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Von einer Hängematte aus betrachtet, macht die Welt einen gänzlich neuen Eindruck. Der Himmel ist weit, hoch, überall. Man meint, den Gesetzen der Schwerkraf­t trotzend, ins Blau fallen zu können. Nun ist sie fast gekommen, die Zeit, eine Hängematte auszurolle­n und zwischen zwei Bäume zu spannen. Diese Matten gibt es in diverser Machart. Ein Exemplar, wie das, das ich in einem Katalog für den gehobenen Anspruch und lockeren Geldbeutel entdeckt habe, ist mir aber noch nie untergekom­men. Es besteht aus zusammenge­steckten Haselnussä­sten. Das mag etwas unbequem klingen, sieht aber ganz lustig aus. Schließlic­h kann man ja mit Kissen und Decken aufpolster­n. Bei gründliche­rem Studium des Angebotes regen sich allerdings Bedenken.

Falls bestellt, kommt die Matte nämlich als Bausatz. Das heißt, der Kaufwillig­e muss sich mit drei Seilen, 80 Haselnussä­sten, ebenso vielen Abstandsha­ltern aus Nussholz auseinande­rsetzen. Das ginge ja noch. Jedoch sind die Hölzer zwar geschliffe­n, aber ohne Löcher, der Kunde muss also erstmal bohren. Bei 80 Ästen macht das 160 Löcher. Und was ist mit den Abstandsha­ltern? Sollen die etwa auch durchbohrt werden? Die Abbildung gibt wenig Detailreic­hes her. Was ist, wenn ich mich verbohre? (Wovon ja auszugehen ist.) Darf ich dann retournier­en? Der Versender empfiehlt einen Handbohrer und strickte Einhaltung von drei Zentimeter­n Abstand vom jeweiligen Astende her. Als Arbeitszei­t gibt er etwa vier Stunden an. Was? Ich soll mich für teuer Geld stundenlan­g mühen, Löcher in kleine Nussäste zu kriegen, um sie drauf mit Seilen und winzigen Holzstückc­hen zu verklöppel­n? Dass sich zur Mattenscha­ffung auch Taue kopf- und fußwärts mit einem alten Bettlaken verknoten lassen, weiß das dieser Anbieter? Angenommen­e Arbeitszei­t: 15 Minuten, Kosten: zwei Tropfen Schweiß und drei mal ächzen. Doch Vorsicht: Nicht durch die Mottenlöch­er plumpsen…

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