Saarbruecker Zeitung

„Den Druck mache ich mir selbst“

Mit ihrer neuen Rolle im Rampenlich­t hat die Speerwerfe­rin des LAZ Zweibrücke­n keine Probleme. 2017 will sie durchstart­en.

-

ZWEIBRÜCKE­N Die VorzeigeLe­ichtathlet­en aus Saarland heißen Laura Müller (LC Rehlingen) und Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05). Auch das LAZ Zweibrücke­n hat Weltklasse zu bieten – und das nicht nur im Stabhochsp­rung mit Raphael Holzdeppe. Speerwerfe­rin Christin Hussong (22), die in Saarbrücke­n studiert, rückt in diesem Jahr in den Fokus.

Frau Hussong, nach den Olympische­n Spielen 2016 folgten noch einige Meetings, danach wurde es ruhiger für Sie. Wie läuft die Vorbereitu­ng auf die neue Saison? Christin Hussong: Bislang ist alles super. Wir haben im Training die Technik ein bisschen umgestellt, und das schlägt sehr gut an. Zu Beginn des Jahres war ich, wie fast jeder, ein wenig erkältet, aber das ist wieder auskuriert. Ansonsten bin ich gut durchgekom­men, ohne Verletzung­en. Jetzt muss man einfach abwarten, wie die nächsten Wochen und Monate laufen, bis zum Start in die Sommersais­on.

Wo können oder müssen Sie sich noch steigern? Woran haben Sie im Training besonders gearbeitet? Hussong: In der Regel waren das Kleinigkei­ten. Etwa in welcher Höhe der Arm sein muss, wie man beim Abwurf steht oder wie der Stemmschri­tt ist. Nix Gravierend­es, aber es dauert halt seine Zeit, bis sich das verfestigt.

Im vergangene­n Frühjahr haben Sie sich in Portugal auf die Saison vorbereite­t. Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Wochen aus? Hussong: So ähnlich wie im letzten Jahr. Da es bei uns Speerwerfe­rn eigentlich keine Hallensais­on gibt, steht jetzt erst einmal Training auf dem Plan. Wie jetzt im Trainingsl­ager in Portugal. Ist eine Teilnahme am Winterwurf-Cup (11./12. März in Las Palmas auf Gran Canaria) geplant? Hussong: Das hängt noch davon ab, ob der Deutscher Leichtathl­etik-Verband eine Mannschaft an den Start schickt. Aber wenn, dann werde ich auf Gran Canaria dabei sein. Natürlich vorausgese­tzt, dass ich gesund bleibe und nicht wieder krank werde.

Welche Ziele haben Sie sich für die Sommersais­on gesetzt?

Hussong: Im Juli stehen die deutschen Meistersch­aften an. Meinen Titel aus dem Vorjahr würde ich da schon gerne verteidige­n. Und der Höhepunkt ist natürlich die WM in London. Aber bis dahin ist schon noch etwas Zeit.

Mit Christina Obergföll und Linda Stahl haben zwei nationale Konkurrent­innen im Speerwurf ihre Karriere beendet. Nimmt für Sie dadurch der Druck ab, ständig Spitzenwei­ten werfen zu müssen, um sich für alle Großereign­isse qualifizie­ren zu müssen? Oder hatte Sie gerade dieser Druck zu neuen Bestweiten motiviert? Hussong: Ich glaube nicht, dass sich das in irgendeine­r Weise auf meine Leistung auswirken wird. Den Druck mache ich mir in der Regel selbst.

2016 sind Sie deutsche Meisterin geworden und haben sich in der nationalen und internatio­nalen Spitze etabliert. Sind seitdem die Erwartungs­haltungen gestiegen? Hussong: Ja klar. Natürlich ist das so, dass man mittlerwei­le in einem ganz anderen Fokus steht, wenn man als Dritte der Weltjahres­bestenlist­e (66,41 Meter; Anm. d. Red.) aus dem Jahr geht. Aber ich sehe das als positiven Druck, und ich habe auch nichts gegen diese Situation. Irgendeine negative Belastung verspüre ich da überhaupt nicht.

Die zweite Saisonhälf­te 2016 ist nicht nach Ihrem Wunsch verlaufen. Haben Sie die Rückschläg­e bei der EM und bei Olympia verarbeite­n können?

Hussong: Natürlich ist im Nachhinein die Enttäuschu­ng da, aber ich habe im vergangene­n Jahr neue Bestweite geworfen. Mein großes Ziel, bei den Deutschen zu gewinnen, habe ich mir auch erfüllt. Ich sehe die EM und Rio vor allem als lehrreiche Zeit, damit es mir bei den nächsten Olympische­n Spielen, der nächsten EM oder auch im nächsten Wettkampf nicht wieder so ergeht. Natürlich muss ich daraus meine Schlüsse ziehen, aber 2016 war bestimmt kein Jahr zum Vergessen oder Abhaken. Seit Januar gibt es im Verband einen neuen Bundestrai­ner für die Speerwerfe­rinnen. Mit Mark Frank hat ein Ex-Athlet das Amt von Maria Ritschel übernommen. Wie sind die ersten Eindrücke? Hussong: Ich kenne Mark schon aus meiner U23-Zeit, aber wir arbeiten jetzt erst seit kurzem richtig zusammen. Von daher muss man einfach mal abwarten, wie sich das so entwickelt. Die ersten

Eindrücke sind jedenfalls positiv.

Sie studieren „nebenbei“noch. Wie lässt sich das mit dem Leistungss­port unter einen Hut bringen? Hussong: Ich habe jetzt das Fach gewechselt, studiere Gesundheit­smanagemen­t in Saarbrücke­n, und das ist echt super. Ich kann mich sehr gut auf den Sport konzentrie­ren, aber wenn ich Uni habe, bin ich auch froh, dass ich mal wieder was anderes im Kopf habe. Es ist wichtig, dass man sich mal ablenken kann, anders gefordert wird und sich nicht alles auf den Sport fokussiert.

Das Gespräch führte SZ-Mitarbeite­r Martin Wittenmeie­r.

 ?? FOTO: HOPPE/DPA ?? Ihren Titel bei den deutschen Meistersch­aften will Speerwerfe­rin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücke­n in diesem Jahr verteidige­n – auch ein Start bei der WM in London ist fest eingeplant.
FOTO: HOPPE/DPA Ihren Titel bei den deutschen Meistersch­aften will Speerwerfe­rin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücke­n in diesem Jahr verteidige­n – auch ein Start bei der WM in London ist fest eingeplant.

Newspapers in German

Newspapers from Germany