Saarbruecker Zeitung

Neue Technik für den neuen Fünfer

In diesem Frühjahr gibt es eine neue Serie von Fünf-Euro-Münzen mit einem eingebaute­n Kunststoff­ring für Sammler.

- VON MARTIN SCHÄFER

BERLIN/GÖPPINGEN Der Hype um die Fünf-Euro-Münze kam im April vergangene­n Jahres völlig unerwartet. Zunächst war die neue Prägung aus zwei Metallen mit eingeschlo­ssenem blauem Kunststoff­ring ein Geheimtipp für Sammler und Münzexpert­en. Dann wollten plötzlich alle diese Münze haben. Doch damals wurden nur zwei Millionen Stück hergestell­t. Jetzt gehen die neuen Hightech-Münzen in die zweite Auflagenru­nde. Diesmal mit rotem Kunststoff­ring und neuer Prägung. Ausgabetag ist der 27. April.

Der Fünfer ist gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel in Deutschlan­d. Dennoch wird niemand die rare Münze an der Supermarkt­kasse ausgeben wollen. Sie zählt zu den Sammlerobj­ekten. Bei der Erstausgab­e des vergangene­n Jahres symbolisie­rte der blaue Polymerrin­g im Münzdesign die hauchdünne, empfindlic­he und schützensw­erte Atmosphäre des Planeten Erde. Wenn man diese Münze gegen das Licht hält, schimmert der blaue Ring. Jede der fünf Prägestätt­en in Deutschlan­d hat einen leicht abgewandel­ten Blauton verwandt.

Genauso wird es bei den Münzen in diesem April sein. Der neue, rote Fünfer ist der erste Teil einer fünfteilig­en Serie zu den Klimazonen der Erde. Die Farbe Rot symbolisie­rt die Tropen. Wieder gibt es fünf Rotschatti­erungen der Prägeansta­lten. Jetzt tragen die Ausgabefar­ben sogar Namen wie Rosenrot, Merlot, Kirsche und Johannisbe­ere. Bis ins Jahr 2021 folgen dann noch vier weitere Ausgaben zu den Klimazonen. Die subtropisc­he Zone in Orange, die gemäßigte Zone – das ist die Klimazone, in der wir leben – in Grün, die subpolare in Türkis und die Polarzone in Violett.

Das Farbschema orientiert sich dabei an der Farbtafel der Meteorolog­en für die Klimazonen. Das vom Finanzmini­sterium nach einem Designwett­bewerb ausgewählt­e Motiv zeigt einen tropischen Vogel, der Art Ara über stilisiert­en Regenwald-Baumkronen.

Dieter Merkle freut sich über diese Entwicklun­g. Der Manager des Schuler-Konzerns in Göppingen verantwort­et das globale Münzgeschä­ft. Er ist Spezialist für industriel­le Umformtech­nik. „Wir wollen immer ein Stück voraus sein“, sagt Merkle. Doch damit meint er nicht unbedingt die Wettbewerb­er. Er spricht von Fälschern. Ihre Zahl ist zwar im Vergleich zu Papiergeld-Betrügern niedrig. Dennoch will man es dieser Gruppe nicht leicht machen. Die Entwicklun­g der Polymerrin­gMünze stammt aus einem Forschungs­projekt, an dem die RWTH Aachen, der Schuler-Konzern

Dieter Merkle und weitere Partner teilnahmen. Je höher der Nominalwer­t einer Münze, desto raffiniert­er sind ihre Sicherheit­smerkmale und desto aufwändige­r ist der Prägeproze­ss. So bestehen die Einund Zwei-Euro-Stücke aus Bimetall. Die Zwei-Euro-Münzen erhalten eine Randprägun­g, die sich von Staat zu Staat unterschei­det. Neben der Riffelung hat die deutsche Zwei-Euro-Münze noch den Schriftzug „Einigkeit und Recht und Freiheit“auf dem Rand sowie, kaum zu erkennen, den Bundesadle­r. Daran scheitern die meisten Fälscher, sagt Merkle.

Bei den Euro-Münzen werden zunächst aus einem Metallband der äußere Ring und der innere Kern gestanzt. „Dann kommt das Fügen und Prägen von Ring und Kern in einem Prozesssch­ritt“, erklärt Merkle. Bis zu 750 Münzen laufen in den fünf staatliche­n Münzprägea­nstalten der Republik pro Minute vom Band in die Auffangkör­be. Die Maschinen liefert das Unternehme­n Schuler, die hoheitlich­en Prägestemp­el stellen die staatliche­n Münzen selbst her.

Um die Sicherheit­smerkmale bei höheren Nominalwer­ten zu steigern, haben die Münzexpert­en schon im Jahr 2013 in einem Projekt für den Staat Mexiko erstmals ein Geldstück aus drei Metallen vorgestell­t. Als Nächstes soll die Fünf-Euro-Münze mit Polymerrin­g zeigen, dass auch in Zeiten des Papiergeld­s und des Trends zu bargeldlos­en Geldtransf­ers noch innovative­s Potenzial in der Münze steckt.

Bei der Fünf-Euro-Münze kommt als Fälschungs­barriere hinzu, dass die drei Komponente­n auf verschiede­nen Maschinen erst zusammenge­fügt und dann geprägt werden müssen. Wie das genau geschieht, da hält sich Merkle bedeckt. „Das Tolle an diesem Polymer ist, dass es geprägt werden kann“, sagt Merkle.

Mit über hundert Tonnen Andruck presst die Maschine den Prägestemp­el ins Material. Die Fünf-Euro-Münze erhält dabei dieselbe Stabilität wie ihr ZweiEuro-Pendant. Da der Kunststoff­ring die Metalle von Ring und Kern trennt und elektrisch isoliert, können Automaten die elektromag­netische Signatur einer Münze gut erkennen. Außerdem lassen sich in den Kunststoff Sicherheit­smerkmale einbauen.

„Das Tolle an diesem Polymer ist, dass es geprägt werden kann.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany