Die Champions League soll kommen
Mit dem neuen Turnierformat „World Boxing Super Series“will Kalle Sauerland das angestaubte Profiboxen aufmischen.
NEW YORK (sid) Eine Revolution, das größte Box-Turnier der Welt, ein Mega-Preisgeld: Mit den Superlativen waren die Macher des neuen Top-Events „World Boxing Super Series“bei der Vorstellung in New York schnell zur Hand. Natürlich soll es die Champions League des Profiboxens werden.
50 Millionen US-Dollar Preisgeld, umgerechnet 47 Millionen Euro, versprechen die Organisatoren für das neue Turnier, das frischen Wind in das weltweite Profiboxen bringen soll. Natürlich darf der „Größte“nicht fehlen. Der Sieger verdiene es sich, „die Muhammad Ali Trophy zu erhalten“, sagte Kalle Sauerland.
Der deutsche Box-Manager aus Hamburg gilt als Ideengeber. Der Sohn von Boxstall-Gründer Wilfried Sauerland und Geschäftsführer von Sauerland feilte zweieinhalb Jahre an dem Konzept, jetzt ließ er in New York mit seinem Partner Richard Schaefer die Bombe platzen. Schaefer hat gute Kontakte zum Pay-TV-Sender Showtime, dort ist im Boxen das große Geld zu verdienen.
Bei dem neuen Format treten pro Jahr in zwei Gewichtsklassen die besten acht Boxer im K.o.-Format gegeneinander an. Die Fights werden weltweit in Top-Arenen veranstaltet. Eine Experten-Jury lädt die Boxer ein, mit den vier großen internationalen ProfiboxVerbänden WBA, WBO, WBC und IBF soll es eine enge Kooperation geben. Der Startschuss ist für September diesen Jahres vorgesehen.
„Ich finde die Idee gut. Das sind bestimmt neue Reizpunkte für unseren Sport“, sagte Profi-Weltmeister Jack Culcay, der an diesem Samstag in Ludwigshafen seinen WM-Titel im Halbmittelgewicht gegen den US-Amerikaner Demetrius Andrade verteidigen will. „Wenn sie die Erfahrungen aus dem Super-Six-Turnier nutzen, wird das eine gute Sache“, meinte Trainer-Ikone Ulli Wegner.
Die Idee zum Super-Six-Turnier hatte auch Kalle Sauerland. In der Zeit von 2009 bis 2011 kämpften die besten sechs Super-Mittelgewichtler der Welt gegeneinander, dazu gehörte auch SauerlandMann Arthur Abraham. Der Modus musste allerdings mehrfach angepasst werden, die Kämpfer wurden ausgetauscht. Eine Fortsetzung gab es nicht.
Neue Ideen und Impulse kann das Profiboxen generell gut gebrauchen. In den letzten Jahren hat der Sport nicht nur im Schwergewicht schwere Zeiten durchgemacht. In den USA ist der Vollkontaktsport Mixed Martial Arts längst zu einer echten Konkurrenz für den klassischen Faustkampf herangewachsen.
Fraglich ist jedoch, ob TopKämpfer aus dem Schwergewicht wie Deontay Wilder (USA), Anthony Joshua (Großbritannien) oder Wladimir Klitschko (Ukraine) mitmachen. Bei ihren jetzigen Fights bestimmen die Kämpfer TV-Rechte und Ticketing selbst – und verdienen stolze Preisgelder. Der Mega-Kampf zwischen Joshua und Klitschko am 29. April im Londoner Wembley-Stadion vor 90 000 Zuschauern soll jedem Boxer knapp 15 Millionen Euro bringen.
Lukrativer scheint die neue Serie für Boxer in den unteren Gewichtsklassen zu sein, die es nicht auf die ganz großen Bühnen schaffen. Im Super-Mittelgewicht hat Sauerland in Weltmeister Tyron Zeuge und Arthur Abraham zwei heiße Kandidaten unter Vertrag. Aber auch für Culcay (HalbMittel), Altmeister Jürgen Brähmer (Halbschwer) und Robert Stieglitz (Halbschwer) könnte die neue Serie zu echten Herausforderung werden – und den eigenen Geldbeutel füllen.