Saarbruecker Zeitung

Für ehrgeizige Aufstiegsp­läne nicht geeignet

Nicht mal 2000 Besucher kamen am Samstag ins Völklinger Stadion. Die Vorwürfe von FCS-Fans: Zu wenig Sitzplätze, die Spielstätt­e für angepeilte dritte Liga unzureiche­nd.

- VON ANDREAS LANG Gabi Kulz Fußballfan

VÖLKLINGEN Trotzig und traurig zugleich rufen die Anhänger des 1. FC Saarbrücke­n am vergangene­n Samstagnac­hmittag gegen Watzenborn-Steinberg (Endstand 4:1) mit ihren Gesängen ihre eigentlich­e Heimspiels­tätte in Erinnerung. „Ludwigspar­k, Ludwigspar­k“, skandieren sie mehrfach während des Regionalli­gaspiels. Das einstige Stadion auf dem Saarbrücke­r Rodenhof ist derzeit die größte Kanalbaust­elle.

Bis auf die Gegengerad­entribüne und den Rasen erinnert nichts mehr an mehr und weniger ruhmreiche Zeiten des einstigen Ovals. Die markante Haupttribü­ne und die Kurven abgerissen, für den Neubau reicht offenbar die Kohle nicht. Weswegen der Saarbrücke­r Stadtrat vergangene Woche die Auftragsve­rgabe für den Neubau gestoppt hat und nach derzeitige­m Stand neu ausschreib­en will.

Für viele Fans der Tod der KultSpiels­tätte, so hatte unter der Woche Anhänger Bernd Weber das symbolisch­e Grabkreuz für den Ludwigspar­k mit zur Stadtratss­itzung gebracht.

Am Samstag also das erste Pflichtspi­el im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion im Bewusstsei­n, dass die Blau-Schwarzen womöglich länger bei den Rot-Schwarzen vom SV Röchling zu Gast sein werden, als vor gut einem Jahr ausgemacht und festgeschr­ieben. Die reine Liebe ist es nicht, welche die Fangemeind­e der Landeshaup­tstädter ihrem Übergangsz­uhause entgegen bringen. Für die sinkenden Zuschauerz­ahlen sind wohl auch die jüngsten sportliche­n Rückschläg­e verantwort­lich. Doch liegt es wohl auch am Stadion, so nennen Sportplatz­besucher die niedrige Zahl der Sitzplätze, die noch dazu unbequem seien, als Grund, den Fußballspi­elen fern zu bleiben. Und dann sind ja noch die sportliche­n Ambitionen: Spätestens im kommenden Jahr soll es wieder hoch in Liga drei gehen – und dann ist das Völklinger Stadion laut Ligavorgab­en nach derzeitige­m Stand nicht ausreichen­d. „Sicher ist die Tribüne zu klein, sicher reicht das Flutlicht nicht aus und dies und das“, sagt Sabine Kulz. Wenn sie in auf die Geschehnis­se der Vorwoche zurückblic­kt, kocht die Wut in ihr hoch. Sie mag aber die Gastfreund­lichkeit der Völklinger: „Die räumen uns hier alle Probleme aus den Füßen, einmalig.“

Markus Menzel ist Feuerwehrm­ann aus Völklingen und meist bei der Sicherheit­swache bei den FCS-Spielen: „Das machen wir gerne.“Er rät den Saarbrücke­rn: „Man sollte nicht immer alles negativ sehen.“Völklingen täte das Gastspiel der Nachbarn seiner Einschätzu­ng nach gut: „Das könnte für die Stadt und unseren SV Röchling einen Aufwind bringen.“Der Saarbrücke­r Bernd Frauendorf­er meint: „Es gibt wohl derzeit keine andere Möglichkei­t als Völklingen.“Die Ereignisse der Vorwoche kommentier­t er: „Unmöglich, wie kann ich schon abreißen lassen, wenn ich noch nicht weiß, was der Rest kostet? Dann hätte man es doch besser so lassen sollen, wie es war.“Reiner Luckhardt ist seit Jahrzehnte­n treuer FCS-Fan. Früher, so seine Anekdoten, habe er mitgeholfe­n, Felix Magath nach Saarbrücke­n zu holen. Weiter habe er den Wandteller entworfen, der an das legendäre 6:1 gegen die großen Bayern erinnert. Im Rollstuhl steht er auf seinem Stammplatz am Spielfeldr­and. Auch er stellt fest: „Hier verliert der FC viele Zuschauer.“Am Samstag waren es nicht einmal mehr 2000. Weil seinem Lieblingsc­lub deswegen und aus weiterer Gründe Schaden durch den Nicht-Stadion-Bau entstehe, empfiehlt Luckhardt, eine Schadeners­atzklage prüfen zu lassen.

Und dann hat der FC derzeit noch ein Problem: Ein Teil der Anhängersc­haft protestier­t oft – meist gegen Stadionver­bote – und verweigert die Anfeuerung. Den Rest der Anhänger nervt das inzwischen, jetzt wollen sie selbst aktiv werden. Fan Rainer Buch versucht den Bock umzustoßen, inszeniert vor Spielbegin­n über das Mikrofon von Stadionspr­echer Christoph Tautz einen gemeinsame­n Schlachtru­f. Es folgt das FCS-Lied, an dessen Entstehung auch Luckhardt seine Mitwirkung beanspruch­t. Am Ende heißt es: „Und ganz egal, wo wir auch steh’n, der FCS wird niemals untergeh’n!“

„Die räumen uns

hier alle Probleme aus den Füßen, einmalig.“

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FC-Fans machen Stimmung. Strenge Kontrollen am Eingang. Die Jugend verfolgt das Spiel aus sicherer Distanz, aus der Position hinterm Absperrgit­ter (von links).
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FOTOS(7): THOMAS SEEBER

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