Für ehrgeizige Aufstiegspläne nicht geeignet
Nicht mal 2000 Besucher kamen am Samstag ins Völklinger Stadion. Die Vorwürfe von FCS-Fans: Zu wenig Sitzplätze, die Spielstätte für angepeilte dritte Liga unzureichend.
VÖLKLINGEN Trotzig und traurig zugleich rufen die Anhänger des 1. FC Saarbrücken am vergangenen Samstagnachmittag gegen Watzenborn-Steinberg (Endstand 4:1) mit ihren Gesängen ihre eigentliche Heimspielstätte in Erinnerung. „Ludwigspark, Ludwigspark“, skandieren sie mehrfach während des Regionalligaspiels. Das einstige Stadion auf dem Saarbrücker Rodenhof ist derzeit die größte Kanalbaustelle.
Bis auf die Gegengeradentribüne und den Rasen erinnert nichts mehr an mehr und weniger ruhmreiche Zeiten des einstigen Ovals. Die markante Haupttribüne und die Kurven abgerissen, für den Neubau reicht offenbar die Kohle nicht. Weswegen der Saarbrücker Stadtrat vergangene Woche die Auftragsvergabe für den Neubau gestoppt hat und nach derzeitigem Stand neu ausschreiben will.
Für viele Fans der Tod der KultSpielstätte, so hatte unter der Woche Anhänger Bernd Weber das symbolische Grabkreuz für den Ludwigspark mit zur Stadtratssitzung gebracht.
Am Samstag also das erste Pflichtspiel im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion im Bewusstsein, dass die Blau-Schwarzen womöglich länger bei den Rot-Schwarzen vom SV Röchling zu Gast sein werden, als vor gut einem Jahr ausgemacht und festgeschrieben. Die reine Liebe ist es nicht, welche die Fangemeinde der Landeshauptstädter ihrem Übergangszuhause entgegen bringen. Für die sinkenden Zuschauerzahlen sind wohl auch die jüngsten sportlichen Rückschläge verantwortlich. Doch liegt es wohl auch am Stadion, so nennen Sportplatzbesucher die niedrige Zahl der Sitzplätze, die noch dazu unbequem seien, als Grund, den Fußballspielen fern zu bleiben. Und dann sind ja noch die sportlichen Ambitionen: Spätestens im kommenden Jahr soll es wieder hoch in Liga drei gehen – und dann ist das Völklinger Stadion laut Ligavorgaben nach derzeitigem Stand nicht ausreichend. „Sicher ist die Tribüne zu klein, sicher reicht das Flutlicht nicht aus und dies und das“, sagt Sabine Kulz. Wenn sie in auf die Geschehnisse der Vorwoche zurückblickt, kocht die Wut in ihr hoch. Sie mag aber die Gastfreundlichkeit der Völklinger: „Die räumen uns hier alle Probleme aus den Füßen, einmalig.“
Markus Menzel ist Feuerwehrmann aus Völklingen und meist bei der Sicherheitswache bei den FCS-Spielen: „Das machen wir gerne.“Er rät den Saarbrückern: „Man sollte nicht immer alles negativ sehen.“Völklingen täte das Gastspiel der Nachbarn seiner Einschätzung nach gut: „Das könnte für die Stadt und unseren SV Röchling einen Aufwind bringen.“Der Saarbrücker Bernd Frauendorfer meint: „Es gibt wohl derzeit keine andere Möglichkeit als Völklingen.“Die Ereignisse der Vorwoche kommentiert er: „Unmöglich, wie kann ich schon abreißen lassen, wenn ich noch nicht weiß, was der Rest kostet? Dann hätte man es doch besser so lassen sollen, wie es war.“Reiner Luckhardt ist seit Jahrzehnten treuer FCS-Fan. Früher, so seine Anekdoten, habe er mitgeholfen, Felix Magath nach Saarbrücken zu holen. Weiter habe er den Wandteller entworfen, der an das legendäre 6:1 gegen die großen Bayern erinnert. Im Rollstuhl steht er auf seinem Stammplatz am Spielfeldrand. Auch er stellt fest: „Hier verliert der FC viele Zuschauer.“Am Samstag waren es nicht einmal mehr 2000. Weil seinem Lieblingsclub deswegen und aus weiterer Gründe Schaden durch den Nicht-Stadion-Bau entstehe, empfiehlt Luckhardt, eine Schadenersatzklage prüfen zu lassen.
Und dann hat der FC derzeit noch ein Problem: Ein Teil der Anhängerschaft protestiert oft – meist gegen Stadionverbote – und verweigert die Anfeuerung. Den Rest der Anhänger nervt das inzwischen, jetzt wollen sie selbst aktiv werden. Fan Rainer Buch versucht den Bock umzustoßen, inszeniert vor Spielbeginn über das Mikrofon von Stadionsprecher Christoph Tautz einen gemeinsamen Schlachtruf. Es folgt das FCS-Lied, an dessen Entstehung auch Luckhardt seine Mitwirkung beansprucht. Am Ende heißt es: „Und ganz egal, wo wir auch steh’n, der FCS wird niemals untergeh’n!“
„Die räumen uns
hier alle Probleme aus den Füßen, einmalig.“