Ohne Glanz und Lockerheit
Beim lange furios spielenden Aufsteiger Leipzig nehmen die Probleme zu. Das 0:1 gegen Wolfsburg ist die dritte Niederlage in der Rückrunde. Naby Keita musste nach dem Spiel mit einem Kreislaufkollaps ins Krankenhaus.
LEIPZIG (sid) Kaum noch spielerischer Glanz auf dem Rasen. Und ein Schock nach dem Kollaps von Naby Keita: Beim lange Zeit glänzend auftretenden Aufsteiger RB Leipzig nehmen die Probleme zu. Die 0:1 (0:1)-Niederlage am vergangenen Samstag in der FußballBundesliga gegen den VfL Wolfsburg war bereits die dritte in der Rückrunde. Der schwache Auftritt der so genannten Roten Bullen überraschte. Kein überfallartiges Umschaltspiel. Kein HochdruckPressing. Dafür viele Fehlpässe und verlorene Zweikämpfe. „Wolfsburg hat die Mittel angewandt, dir wir eigentlich anwenden wollten“, ärgerte sich Leipzigs Abwehrchef Willi Orban. Und Trainer Ralph Hasenhüttl stellte fest: „Uns fehlt bei den Heimspielen aktuell die Lockerheit, wenn wir in Rückstand geraten.“
Im Fall Keita gab der Club gestern leichte Entwarnung. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er ist bei vollem Bewusstsein. Bislang wurde noch nichts gefunden“, sagte Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick. Der 22-Jährige wurde gestern aus dem Krankenhaus entlassen. Laut Verein soll es sich um eine akute Belastungsreaktion gehandelt haben. Keita hatte nach Abpfiff in den Stadion-Katakomben einen Kreislaufkollaps erlitten. Er war bewusstlos zusammengebrochen. Ärzte stabilisierten sofort den Kreislauf. Der Mittelfeldspieler aus Guinea musste über Nacht zur Beobachtung in die Uni-Klinik. Dort ergaben die Untersuchungen, dass alle Werte in Ordnung seien.
Hasenhüttl sah Keita erst, als er in der Kabine von den Ärzten versorgt wurde. „Wenn man ihn da liegen sieht, ist das im ersten Moment ein Schock. Aber ich hoffe, dass das keine tieferen Ursachen hat“, sagte der Österreicher. Keita habe sich völlig verausgabt, „vielleicht war das der Grund“.
Doch trotz Verausgabung zeigte Keita gegen den VfL Wolfsburg – wie alle Leipziger Akteure – kein gutes Spiel. Der 22-Jährige rieb sich in Zweikämpfen auf und fiel kurz vor der Pause durch übergroße Härte auf. Der Afrikaner grätschte Daniel Didavi in die Beine, obwohl das Spiel längst unterbrochen war. Dafür kassierte er die fünfte Gelbe Karte und ist damit für die Partie bei Werder Bremen am kommenden Samstag um 15.30 Uhr gesperrt. Mit seiner dynamischen Spielweise gehört Keita jedoch zu den Entdeckungen der Saison. Vereine wie der FC Liverpool, Borussia Dortmund und der FC Bayern München nach dem angekündigten Rücktritt seines Mittelfeldspielers Xabi Alonso sollen ihn auf dem Zettel haben. Sportdirektor Rangnick entgegnete dazu: „Ich weiß nichts von einem Bayern-Interesse.“Er ergänzte aber: „Naby ist ein außergewöhnlicher Spieler, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft spielen kann.“Keita habe jedoch keine Ausstiegsklausel im Vertrag und werde mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kommende Saison noch bei RB Leipzig spielen, so Rangnick, der sich nach der 0:1Niederlage am Ende nur darüber freuen konnte, dass die Konkurrenten Borussia Dortmund (1:2 bei Hertha BSC) und 1899 Hoffenheim (1:1 beim SC Freiburg) ebenfalls Punkte liegen gelassen hatten.
Tabellenplatz zwei ist gefestigt. Aber nach oben geht nichts mehr. Der FC Bayern München, der mit 3:0 gegen Eintracht Frankfurt gewann, hat nun zehn Punkte Vorsprung. „Glückwunsch“, sagte Hasenhüttl: „Zehn Punkte Vorsprung wird sich der FC Bayern von uns bestimmt nicht mehr nehmen lassen.“.............................................
Der Tod eines Zuschauers löste im RB-Lager Trauer aus. „Das ist ein sehr tragischer Moment, der vieles, was sonst passiert ist, in den Hintergrund rücken lässt“, sagte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl. Der Mann war vor dem Spiel am Samstag auf dem Stadiongelände zusammengebrochen. Er verstarb wenig später im Krankenhaus. Als Ursache wurde plötzlicher Herztod genannt.