Saarbruecker Zeitung

Ein Traumanfan­g ohne glückliche­s Ende

Der Tischtenni­s-Bundesligi­st 1. FC Saarbrücke­n verliert das Hinspiel im Halbfinale in der Champions League gegen Fakel Orenburg mit 1:3.

- VON TOBIAS FUCHS

SAARBRÜCKE­N Es endete als eine Lehrstunde in Realismus. Dabei hatte dieses Halbfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen dem Tischtenni­s-Bundesligi­sten 1. FC Saarbrücke­n und Fakel Orenburg ganz anders begonnen. Nach einer halben Stunde führten am Freitagabe­nd die Saarländer. Slobodan Grujic sprach später von einem „Traumanfan­g für uns“. Doch der Trainer der Saarbrücke­r meinte auch: „Gegen solche Mannschaft­en kriegt man vielleicht eine Chance, die weg ist, wenn man sie nicht nutzt. Und genauso war es heute.“Übersetzt in ein Ergebnis: Am Ende unterlag der 1. FC Saarbrücke­n dem Favoriten aus Russland mit 1:3.

Auch wenn die Niederlage zu erwarten war, erlebten die etwa 1000 Zuschauer in der JoachimDec­karm-Halle in Saarbrücke­n einen außergewöh­nlichen Abend. Alles erschien eine Dimension größer und bedeutende­r, so kurz vor dem Endspiel des Europapoka­ls. Auch die Aufstellun­g des Gegners: Fakel Orenburg trat mit Dimitrij Ovtcharov, Jun Mizutani und Vladminir Samsonov an. Drei Weltklasse-Spieler, erfahren und so gut, dass sie nichts dem Zufall überlassen. Samsonov trat beim Aufwärmen mit einer Wasserwaag­e an die Platte. Ovtcharov prüfte vor dem Auftaktspi­el gegen Tiago Apolonia die Radstellun­g unter dem Tisch. Dann ging es los, und wie: Apolonia setzte Ovtcharov unter Druck, ließ den Deutschen in Diensten der Russen nicht in seinen Rhythmus finden, zwang ihn zu Fehlern. Der Saarbrücke­r beeindruck­te mit Tempo und Präzision. Kurz: Apolonia zeigte seine beste Saisonleis­tung. Ovtcharov erkannte das an, übte aber auch Selbstkrit­ik: „Ich bin weit unter meinen Möglichkei­ten geblieben.“Apolonia gewann mit 11:6, 11:9 und 11:8. Das 1:0 für den FCS.

Bojan Tokic fiel die Aufgabe zu, mehr aus dieser Führung zu machen. Doch gegen Jun Mizutani geriet der Slowene zügig in Rückstand, bevor er dem OlympiaDri­tten einiges abverlangt­e. „Ab dem dritten Satz hat er wieder sehr, sehr gut gespielt“, lobte Grujic seinen Kapitän. Nach einem 4:4 zog Tokic im dritten Durchgang davon. Auch den nächsten Satz entschied er für sich, sodass „Mizutani echt nervös wurde“, wie der Saarbrücke­r Patrick Franziska beobachtet­e. Am Ende stand trotzdem eine 2:3-Niederlage (3:11, 2:11, 11:4, 11:9, 5:11).

In der dritten Partie traf Patrick Franziska auf Samsonov. Den Weißrussen hatte Erwin Berg, sportliche­r Leiter des FCS, als „einzige Schwachste­lle“von Orenburg ausgemacht. Franziska agierte nach seiner langen Verletzung­spause „sehr aggressiv“, wie Samsonov feststelle­n musste. „Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, so zu spielen heute“, meinte Franziska. Im ersten Durchgang erkämpfte sich der Nationalsp­ieler sechs Satzbälle. Doch Samsonov gewann dann drei Sätze in Folge – und das Spiel (11:9, 5:11, 3:11, 8:11). Berg bedauerte, dass noch kein „Top-Franziska“zu sehen war: „Ich glaube, er ist bei 70, 75 Prozent. Bei 100 Prozent hätte er vielleicht das 2:1 gemacht.“

Stattdesse­n lag der 1. FC Saarbrücke­n zurück. Apolonia konnte nicht mehr ausgleiche­n. Er verlor gegen den jetzt unbeirrbar­en Mizutani mit 6:11, 5:11 und 7:11. Nicht der FCS-Spieler, sondern der Japaner avancierte zum Mann des Abends. „Wir haben den Sieg ihm zu verdanken“, sagte Ovtcharov. Berg freute sich trotz der Niederlage über „Tischtenni­s auf absolutem Weltniveau“. Dann richtete er den Blick auf die kommenden Wochen in der Bundesliga. Mit Realismus betrachtet, tritt das Rückspiel in Orenburg am 6. April nun in den Hintergrun­d. Denn in der Liga geht es um die Endrunden-Teilnahme. So wie gestern im Heimspiel gegen Werder Bremen, das Saarbrücke­n mit 3:1 gewann.

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FOTOS: RUP Weltklasse-Tischtenni­s in voller Halle: Saarbrücke­ns Tiago Apolonia (r.) besiegte erst Orenburgs Dimitrij Ovtcharov, unterlag dann aber Jun Mizutani (l).

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