Ein Traumanfang ohne glückliches Ende
Der Tischtennis-Bundesligist 1. FC Saarbrücken verliert das Hinspiel im Halbfinale in der Champions League gegen Fakel Orenburg mit 1:3.
SAARBRÜCKEN Es endete als eine Lehrstunde in Realismus. Dabei hatte dieses Halbfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen dem Tischtennis-Bundesligisten 1. FC Saarbrücken und Fakel Orenburg ganz anders begonnen. Nach einer halben Stunde führten am Freitagabend die Saarländer. Slobodan Grujic sprach später von einem „Traumanfang für uns“. Doch der Trainer der Saarbrücker meinte auch: „Gegen solche Mannschaften kriegt man vielleicht eine Chance, die weg ist, wenn man sie nicht nutzt. Und genauso war es heute.“Übersetzt in ein Ergebnis: Am Ende unterlag der 1. FC Saarbrücken dem Favoriten aus Russland mit 1:3.
Auch wenn die Niederlage zu erwarten war, erlebten die etwa 1000 Zuschauer in der JoachimDeckarm-Halle in Saarbrücken einen außergewöhnlichen Abend. Alles erschien eine Dimension größer und bedeutender, so kurz vor dem Endspiel des Europapokals. Auch die Aufstellung des Gegners: Fakel Orenburg trat mit Dimitrij Ovtcharov, Jun Mizutani und Vladminir Samsonov an. Drei Weltklasse-Spieler, erfahren und so gut, dass sie nichts dem Zufall überlassen. Samsonov trat beim Aufwärmen mit einer Wasserwaage an die Platte. Ovtcharov prüfte vor dem Auftaktspiel gegen Tiago Apolonia die Radstellung unter dem Tisch. Dann ging es los, und wie: Apolonia setzte Ovtcharov unter Druck, ließ den Deutschen in Diensten der Russen nicht in seinen Rhythmus finden, zwang ihn zu Fehlern. Der Saarbrücker beeindruckte mit Tempo und Präzision. Kurz: Apolonia zeigte seine beste Saisonleistung. Ovtcharov erkannte das an, übte aber auch Selbstkritik: „Ich bin weit unter meinen Möglichkeiten geblieben.“Apolonia gewann mit 11:6, 11:9 und 11:8. Das 1:0 für den FCS.
Bojan Tokic fiel die Aufgabe zu, mehr aus dieser Führung zu machen. Doch gegen Jun Mizutani geriet der Slowene zügig in Rückstand, bevor er dem OlympiaDritten einiges abverlangte. „Ab dem dritten Satz hat er wieder sehr, sehr gut gespielt“, lobte Grujic seinen Kapitän. Nach einem 4:4 zog Tokic im dritten Durchgang davon. Auch den nächsten Satz entschied er für sich, sodass „Mizutani echt nervös wurde“, wie der Saarbrücker Patrick Franziska beobachtete. Am Ende stand trotzdem eine 2:3-Niederlage (3:11, 2:11, 11:4, 11:9, 5:11).
In der dritten Partie traf Patrick Franziska auf Samsonov. Den Weißrussen hatte Erwin Berg, sportlicher Leiter des FCS, als „einzige Schwachstelle“von Orenburg ausgemacht. Franziska agierte nach seiner langen Verletzungspause „sehr aggressiv“, wie Samsonov feststellen musste. „Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, so zu spielen heute“, meinte Franziska. Im ersten Durchgang erkämpfte sich der Nationalspieler sechs Satzbälle. Doch Samsonov gewann dann drei Sätze in Folge – und das Spiel (11:9, 5:11, 3:11, 8:11). Berg bedauerte, dass noch kein „Top-Franziska“zu sehen war: „Ich glaube, er ist bei 70, 75 Prozent. Bei 100 Prozent hätte er vielleicht das 2:1 gemacht.“
Stattdessen lag der 1. FC Saarbrücken zurück. Apolonia konnte nicht mehr ausgleichen. Er verlor gegen den jetzt unbeirrbaren Mizutani mit 6:11, 5:11 und 7:11. Nicht der FCS-Spieler, sondern der Japaner avancierte zum Mann des Abends. „Wir haben den Sieg ihm zu verdanken“, sagte Ovtcharov. Berg freute sich trotz der Niederlage über „Tischtennis auf absolutem Weltniveau“. Dann richtete er den Blick auf die kommenden Wochen in der Bundesliga. Mit Realismus betrachtet, tritt das Rückspiel in Orenburg am 6. April nun in den Hintergrund. Denn in der Liga geht es um die Endrunden-Teilnahme. So wie gestern im Heimspiel gegen Werder Bremen, das Saarbrücken mit 3:1 gewann.