Endlich auch daheim himmlisch
Der Handball-Zweitligist HG Saarlouis besiegt die SG Bietigheim mit 31:29.
SAARLOUIS Saarlouis war mal eine Festungsstadt. Das hat Willibald Lay nicht miterlebt. Aber von der früheren Heimstärke der Handballer der HG Saarlouis weiß der 80-Jährige viele Geschichten zu erzählen. „Ich bin ja schließlich schon seit der Gründung vor 21 Jahren mit dabei“, sagte Lay, der sich noch um den HandballNachwuchs kümmert und bei Heimspielen der Aktiven als Ordner hilft. Auch am Samstag beim Zweitliga-Heimspiel gegen den Tabellendritten SG Bietigheim. „So eine Saison habe ich noch nicht erlebt“, sagte Lay vor dem Anpfiff kopfschüttelnd: „Auswärts spielt die Mannschaft himmlisch, Heimspiele sind bislang die Hölle. Aber heute wird alles anders.“
1240 Zuschauer in der Stadtgartenhalle machten von Beginn an höllischen Lärm. Und die Mannschaft von HG-Trainer Jörg Bohrmann kam gut ins Spiel. Die offensive 3:3-Abwehrformation zwang die Gäste zu Fehlern. „Es waren alleine sieben technische Fehler in der ersten Hälfte“, sagte Bietigheims Trainer Hartmut Meyerhöfer: „Das ist gegen eine kämpferisch so starke Mannschaft wie Saarlouis zu viel.“Denn die war im Abschluss konsequent. Allen voran Martin Murawski. Sechs seiner sieben Treffer erzielte er in Halbzeit eins. Saarlouis führte zwischenzeitlich mit 11:5. Auch weil Bietigheim an Patrick Schulz verzweifelte. „Es ist immer ein Zusammenspiel von Abwehr und Torwart“, sagte der HG-Torwart, der ein Dutzend schwerer Schüsse parierte. Er lobte seine Mitspieler: „Ich habe selten eine so starke Abwehrleistung unserer Mannschaft gesehen. Bietigheim ist schließlich kein Fallobst, sondern die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga.“Doch die lag zur Pause mit 10:15 zurück.
Nach dem Wechsel lief es besser für die Gäste. Und auf den Rängen machte sich Nervosität breit. Sollte die HG wieder ein Heimspiel verlieren? „Wir haben die besten Fans der Liga. Aber als es 21:20 stand, war es schon verdammt still in der Halle“, erklärte Schulz: „Wir haben viele junge Spieler, die schon sehr viel Verantwortung übernehmen müssen. Gerade die brauchen in solchen Situationen die Unterstützung.“Am Samstag entschieden die Erfahrenen das Spiel. Jonas Faulenbach, Marcel Engels und Ibai Meoki trafen in einer Phase, in der die Partie zu kippen droht. Sie schraubten den Vorsprung wieder auf 30:26.
„Meine Mannschaft hat Moral gezeigt“, lobte Trainer Bohrmann: „Ich freue mich aber vor allem für unsere treuen Zuschauer.“Und Urgestein Lay verriet augenzwinkernd den Grund für den überzeugenden 31:29 (15:10)-Heimerfolg – den ersten in diesem Jahr: „Die Mannschaft ist heute Mittag drei Stunden im Bus durch Saarlouis gefahren. Die dachten, es sei ein Auswärtsspiel.“Der 80-Jährige ergänzte glücklich: „Das waren wichtige Punkte im Abstiegskampf, gerade weil wir gegen direkte Konkurrenten so viele Zähler haben liegen lassen.“