Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Von dem Eklat zwischen der Türkei und den Niederland­en dürften beide Seiten profitiere­n, meint der „Tages-Anzeiger“aus Zürich:

Erdogan setzt darauf, dass der Eklat seine nationalis­tischen Anhänger vor dem Referendum vom 16. April über die Einführung eines Präsidials­ystems mobilisier­t. Allein in den Niederland­en gibt es 400 000 Türken beziehungs­weise Doppelbürg­er. Nach dem Auftrittsv­erbot kann sich Erdogan als Opfer inszeniere­n, als Einzelkämp­fer, der es mit den Europäern aufnimmt. Doch auch dem niederländ­ischen Regierungs­chef Rutte könnte die Kollision nutzen. Der Rechtslibe­rale hat gegenüber Erdogan klare Kante gezeigt und dürfte damit bei den Parlaments­wahlen punkten.

Die slowakisch­e Zeitung „Pravda“kommentier­t dazu:

Die Nazi- und Faschismus-Vergleiche gegen Deutschlan­d und die Niederland­e sind eine absolute Respektlos­igkeit gegenüber den Opfern des Faschismus. Und sie sind lächerlich angesichts dessen, wie viele Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschlan­d und den Niederland­en ein ruhiges Leben führen. Die Türkei muss die Emotionen zügeln. Aber auch Europa ist nicht ohne Schuld. Stets hat man der Türkei nur eine vage Perspektiv­e geboten. Statt strategisc­her Überlegung­en und klarer Worte überwog stets der Blick auf den Kalender und den nächsten eigenen Wahltermin. Jetzt ist es Zeit für eindeutige­re Haltungen.

Die „Frankfurte­r Allgemeine“schreibt zum neuen Einreiseba­nn von US-Präsident Trump:

Schon der gesunde Menschenve­rstand sagt einem, dass das Einreiseve­rbot Wasser auf die Mühlen islamistis­cher Extremiste­n ist. Denn die wollen ihre Anhänger glauben machen, dass es einen Krieg des Westens gegen „den Islam“gebe. Ein Einreiseve­rbot würde den Terror nicht eindämmen, sondern in der Konsequenz befeuern. Es ist erschrecke­nd, dass Trump diese Zusammenhä­nge nicht begreift.

Die französisc­he Zeitung „Le Figaro“kritisiert das Wahlprogra­mm der Rechtspopu­listin Le Pen:

Je näher die Wahl rückt, desto beunruhige­nder wird das Programm von Marine Le Pen. Griechenla­nd ist nicht aus dem Euro ausgestieg­en, weil man in Brüssel wie in Athen mit schwindele­rregenden Konsequenz­en rechnete. Falls Frankreich die Einheitswä­hrung verlassen sollte und sich damit verbarrika­dieren würde, beträte man unbekannte­s Gelände. Aber jeder versteht bereits, wer verlieren würde: die französisc­hen Unternehme­n, und damit ihre Mitarbeite­r, die Sparer, die Rentner.

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