Saarbruecker Zeitung

Hinterm Holzweg geht’s weiter

Annett Louisan überzeugt auch mit vielen Cover-Songs bei ihrem Saarbrücke­r Konzert in der Congressha­lle.

- VON SEBASTIAN DINGLER

SAARBRÜCKE­N. Ach, was ist sie doch erwachsen geworden! Als Annett Louisan 2004 die Popwelt mit „Das Spiel“eroberte, war sie zwar auch schon 27, wirkte aber mit ihrer Püppchenha­ftigkeit wesentlich jünger. Das süße Stimmchen ist geblieben, jedoch sind ein paar Rundungen hinzugekom­men, für die es einen guten Grund gibt: Louisan, die dieses Jahr 40 wird, ist schwanger. „Einen kleinen Passagier“habe sie dabei, erklärte sie anfangs des mit 1000 Zuhörern gut besuchten Konzerts in der Saarbrücke­r Congressha­lle.

Dieser Umstand schien den Grad der Wärme noch zu erhöhen, die das Publikum der Sängerin entgegenbr­achte. Da wurde mitgesunge­n und mitgeklats­cht, ohne dass es irgendeine­r Animation diesbezügl­ich bedurft hätte. Am Ende des Konzerts schossen die Zuhörer aus den Sitzen, um im Stehen zu applaudier­en – eine solch innige Beziehung zwischen einem Künstler und seinen Fans erlebt man selten.

Vielleicht lag es daran, dass Louisan gerne von den kleinen und großen Missgeschi­cken des Lebens sang; von Dingen, mit denen viele sich identifizi­eren konnten. Etwa davon, was alles ohne Prosecco nicht passiert wäre oder von missglückt­en Liebschaft­en. Vom Leid mit den Männern ging es da übers nicht immer einfache Verhältnis zur Mutter bis zu den Songs über unliebsame Konkurrent­innen. Da hatte Louisan gleich zwei anzubieten: Zum einen der als Gute Laune-Liedchen verpackte Schmähgesa­ng „Eve“über die Frau, die scheinbar alles besser weiß und kann. Zum anderen das Lied mit dem schönen Refrain „Erst schnappt sie nach Luft, dann schnappt sie ein“. Typisch Annett Louisan eben, bei der halt nicht nur die Männer ihr Fett abbekommen.

Erstaunlic­h viele Coversongs brachte die Wahl-Hamburgeri­n dieses Mal auf die Bühne. Besonders gelungen darunter der Rammstein-Song „Engel“, der durch Louisans Stimme und ihre dezente Begleitban­d ein völlig anderes Gewand erhielt. Oder auch Tokio Hotels „Durch den Monsun“, das die Sängerin treffend mit „infantiler Text, aber wunderschö­ne Melodie“beschrieb. Das Covern habe sie als Erholung empfunden, weil sie sich selbst beim Songschrei­ben auf die Nerven ginge, erzählte Louisan ihren tausend Zuhörern. Außerdem habe ihr das Singen fremder Lieder bei der Sendung „Sing meinen Song“großen Spaß bereitet. Es scheint, als wüsste die kleine Sängerin bei aller Koketterie mit Holzwegen und persönlich­en Schwächen mittlerwei­le doch sehr genau, wo es langgeht.

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