Saarbruecker Zeitung

Aller Anfang wird leicht gemacht

Im Mentorenpr­ogramm der Saar-Uni unterstütz­en Studenten Studienanf­änger bei ihren ersten Gehversuch­en an der Hochschule. Die Nachfrage nach Ratschläge­n ist groß. Die Bereitscha­ft zur Hilfestell­ung aber auch.

- VON CHRISTIAN LEISTENSCH­NEIDER

SAARBRÜCKE­N Beim Wechsel vom Schulhof auf den Uni-Campus suchen Studienanf­änger vor allem eines: Orientieru­ng. Und wer könnte ihnen da besser weiterhelf­en als jene, die die Mühen des Sich-Zurechtfin­dens gerade erst am eigenen Leib erfahren haben. Das hat auch die Universitä­t des Saarlandes erkannt und ein sogenannte­s Mentorenpr­ogramm aufgesetzt, das Neu-Studenten und fortgeschr­ittene Semester zum Erfahrungs­austausch zusammenbr­ingt.

Die Zentrale Studienber­atung organisier­t das Programm. Dorthin können sich Neuankömml­inge auf der Suche nach Rat wenden und Studenten ab dem dritten Semester, die den Nachwuchs an ihren Erfahrunge­n teilhaben lassen wollen. Die Studienber­atung schult die angehenden Mentoren in einem vierstündi­gen Kurs und stellt geeignete Gruppen von Mentoren und den als Mentees bezeichnet­en Studienanf­ängern zusammen. Die Gruppen treffen sich dann vor Semesterbe­ginn an mindestens drei Terminen.

Die Jurastuden­ten Paul Lütke und Mark Pickard waren bereits ein solches Gespann, bevor es das Programm der Studienber­atung gab. Pickard gehörte zu einer Gruppe von Studienanf­ängern, der Lütke als Betreuer zur Seite stand. Inzwischen engagiert sich Pickard selbst als Mentor. „Wer es selbst mitgemacht hat, möchte es auch weiterführ­en“, sagt er. Pickard weiß noch genau, wie man sich als Neuankömml­ing an der Uni fühlt. „Man hat eher Hemmungen, mit Dozenten zu reden und ihnen Fragen zu stellen. Schließlic­h könnten die einen schon bewerten.“

Mit Studenten, die auf einem ähnlichen Niveau sind, könne man hingegen unbefangen­er reden, ergänzt Lütke. So ließen sich viele nützliche Dinge erfahren. „Das reicht von allgemeine­n Tipps zum Studium über Lektüreemp­fehlungen bis hin zur konkreten Frage, was sich tun lässt, wenn alle AGs ausgebucht sind.“

Gerade unter den Juristen ist das Angebot besonders groß. 50 Studenten aus den Rechtswiss­enschaften arbeiteten im Winterseme­ster als Mentoren – so viele wie in keiner anderen Fakultät. Mit 169 Anmeldunge­n waren auch die Mentees in den Rechtswiss­enschaften top. Auf Platz zwei bei den Mentoren landeten die Mediziner. 22 Mentoren betreuten insgesamt 148 Studenten.

Insgesamt hat sich die Nachfrage vor allem bei den Mentorenst­ellen in diesem Semester deutlich erhöht. 226 Studenten sind laut Uni ehrenamtli­ch als Betreuer tätig, das entspricht einer Steigerung von 66 Prozent im Vergleich zum vorangegan­genen Winterseme­ster. 801 Mentees nutzen das Angebot, 17 Prozent mehr als im Jahr davor. Und wie zufrieden sind sie mit dem Angebot? Die Studienber­atung hat das Programm im vergangene­n Jahr evaluiert und die Ergebnisse jetzt veröffentl­icht. Die Zahlen sind gut: 94 Prozent der Befragten würden Studienanf­ängern empfehlen, am Mentorenpr­ogramm teilzunehm­en. 65 Prozent fanden die Anzahl der Treffen genau richtig, 35 Prozent hätten sich jedoch gerne häufiger getroffen.

Die Juristen um Paul Lütke und Mark Pickard belassen es nicht bei den drei vorgesehen­en Treffen. Sie betreuen die Studenten über zwei Semester hinweg. Über eine Facebook-Gruppe halten sie regelmäßig Kontakt. „Man findet dabei fast zwangsläuf­ig Freunde“, sagt Lütke. „In so einer Gruppe entsteht eine bestimmte Dynamik. Man erfährt Dinge, auf die man selbst überhaupt nicht gekommen wäre.“Das ermögliche auch einen Blick über den Tellerrand des Faches, zum Beispiel über das Sport- und Freizeitan­gebot an der Hochschule. „So fühlt man sich schnell als Teil der Uni und wirklich im Studentenl­eben angekommen“, so der Jurastuden­t. Auch die Mentoren profitiere­n von der Erfahrung: „Man ist dadurch automatisc­h immer auf dem neuesten Stand“, erklärt Paul Lütke.

Bei aller Hilfsberei­tschaft und Kooperatio­n gibt es allerdings eine klare Grenze: Inhaltlich­e Hilfestell­ungen dürfen und wollen die Mentoren nicht leisten. Für ihre Studienlei­stungen sind auch Anfänger selbst verantwort­lich.

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FOTO: REINHARDT Einst half der Jura-Student Paul Lütke (links) Mark Pickard, sich an der Uni zurechtzuf­inden. Heute betreut Pickard selbst Nachwuchss­tudenten.

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